Novak Djokovic
Reuters/Marko Djurica
Tennis

Djokovic positiv auf Coronavirus getestet

Die fatalen Auswirkungen der umstrittenen Adria Tour ziehen immer weitere Kreise. Nach Grigor Dimitrow, Borna Coric sowie Viktor Troicki teilte am Dienstag auch Novak Djokovic mit, dass er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. ÖTV-Star Dominic Thiem, der beim Auftakt des Showevents in Belgrad dabei war, wurde bisher dreimal negativ getestet.

„Ich werde mich nun für 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben und den Test in fünf Tagen wiederholen“, schrieb Djokovic in einem Statement, das in den Sozialen Netzwerken geteilt wurde. „Als wir in Belgrad angekommen sind, wurden wir getestet. Mein Test war positiv, so wie Jelenas (Ehefrau, Anm.), aber die Resultate meiner Kinder sind negativ.“ Bereits zuvor war bekanntgegeben worden, dass unter anderen auch der Fitnesstrainer des Weltranglistenersten an Covid-19 erkrankt sei.

Der Weltranglistenerste war für die Organisation seiner Adria Tour zuletzt heftig kritisiert worden, weil bei den Veranstaltungen in Belgrad und Zadar keine Hygiene- und Sicherheitsregeln eingehalten worden waren. „Ich entschuldige mich zutiefst für jede einzelne Infektion. Ich hoffe, dass es allen wieder gutgehen wird“, schrieb Djokovic. „Alles, was wir im vergangenen Monat gemacht haben, haben wir mit reinem Herzen und ernsthaften Intentionen gemacht. Unser Turnier sollte vereinen und die Message der Solidarität durch die Region teilen.“

Djokovic positiv auf Coronavirus getestet

Die fatalen Auswirkungen der umstrittenen Adria Tour ziehen immer weitere Kreise. Nach Grigor Dimitrow, Borna Coric sowie Viktor Troicki teilte am Dienstag auch Novak Djokovic mit, dass er positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Dimitrow-Manager räumt Versäumnisse ein

Erst am Montag hatte Djokovic’ serbischer Landsmann Troicki über eine serbische Nachrichtenagentur bekanntgegeben, dass zunächst bei seiner Frau und dann bei ihm das Virus entdeckt wurde. Der 34-Jährige hatte wie Thiem auf der ersten Station in Belgrad gespielt, beim Event im kroatischen Zadar war er nicht mehr dabei. Vor Troicki waren der Bulgare Dimitrow und der Kroate Coric positiv getestet worden. Thiem, der ebenfalls bei dem mit 4.000 Zuschauern ausverkauften Charity-Event in Belgrad gespielt hatte, hat mittlerweile drei negative Tests abgegeben.

Dominic Thiem und Novak Djokovic
APA/AFP/Andrej Isakovic
Beim Auftaktevent in Belgrad hatten Sieger Thiem und Djokovic keine Berührungsängste

Dimitrow-Manager Georgi Stoimenow hat derweil Versäumnisse eingeräumt. „Wir waren nicht so diszipliniert, wie es sein musste“, sagte er dem bulgarischen Fernsehsender bTV. Dem 29-jährigen Bulgaren gehe es nun gut, und er erhole sich allmählich. „Gestern hatte er keine der Symptome mehr, die er zuvor hatte.“ Dimitrow hatte nach dem Turnier Bulgarien besucht, in seiner Geburtsstadt Haskowo werden nun alle Kontaktpersonen auf das Coronavirus getestet – auch viele Kinder, mit denen er sich dort fotografieren ließ. 19 Menschen wurden nach einem Bericht des bulgarischen Staatsradios unter Quarantäne gestellt.

Harsche Kritik von Murray

Djordje Djokovic, Bruder von Novak und Eventdirektor des Belgrader Turniers, sprach gegenüber dem serbischen Prva Televison von einem „Worst-Case-Szenario“. „Rund 100 Menschen sind getestet worden, und es hat mich schwer getroffen, dass einige Tests positiv zurückgekommen sind“, sagte Djordje Djokovic. Darunter auch jene von Djokovic-Fitnesstrainer Marco Panichi und Dimitrow-Coach Christian Groh.

Der serbische Tennisprofi Novak Djokovic mit freiwilligen Helfern der Adria Tour
APA/AFP/Andrej Isakovic
Novak Djokovic und seine freiwilligen Helfer ließen sich bei der Adria Tour vom Coronavirus nicht den Spaß verderben

Angesichts der laxen Hygienemaßnahmen und Fotos feiernder Tennisspieler mit freiem Oberkörper erinnerte Wimbledonsieger Andy Murray seine Kollegen an ihre Vorbildfunktion. Die einstige Nummer eins der Welt aus Großbritannien sagte der britischen Tageszeitung „The Times“ (Dienstag-Ausgabe): „Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Novak. In der Nachbetrachtung macht das, was da passiert ist, aber keinen guten Eindruck.“ Topathleten auf der ganzen Welt müssten zeigen, „dass wir das ernst nehmen und uns darüber im Klaren sind, dass wir Abstandsregeln einhalten“.

Strenge Auflagen für US Open

„Ich hoffe, dass wir daraus lernen, weil letztlich wird die ATP Tour nicht zurückkommen, wenn wir jede Woche Probleme haben und die Spieler machen, was sie wollen“, sagte Murray. Der zweimalige Olympiasieger wird in dieser Woche bei einem Showturnier in England erstmals seit sieben Monaten wieder ein Match bestreiten.

Seine Teilnahme an den vom 31. August in New York geplanten US Open machte Murray auch von den dortigen Hygienemaßnahmen abhängig. „Für mich ist eines der wichtigsten Themen, wie sie die „Blase“ rund um das Turnier kontrollieren“, schrieb der 33-Jährige in einer am Dienstag erschienenen Kolumne für den britischen Sender BBC.

Alle Spieler sollen in einem Flughafenhotel oder in Häusern in dessen Nähe untergebracht und ständig auf das Virus getestet werden. Zudem soll der Betreuerstab der Spiele deutlich reduziert werden. Djokovic hatte diese Maßnahmen als extrem bezeichnet und seine Teilnahme offengelassen.

„Enorme Unverantwortlichkeit und große Unreife“

Der ATP-Vorsitzende Andrea Gaudenzi aus Italien hofft auf einen Lerneffekt aus den Vorkommnissen und einer größeren Akzeptanz dieser „Blase“. Der 46-Jährige erinnerte in der „New York Times“ (Dienstag-Ausgabe) zwar daran, dass auch trotz extremer Maßnahmen Coronavirus-Fälle auftreten könnten. Gaudenzi erklärte aber auch, allen Teilnehmern privater Turniere sei die Einhaltung angemessener Maßnahmen und der Abstandsregeln empfohlen worden.

Als „Horrorshow“ fasste der brasilianische Spieler Bruno Soares das Geschehen zusammen. Der Doppel-Spezialist ist Mitglied im ATP-Spielerrat, dessen Präsident Djokovic ist. „Enorme Unverantwortlichkeit und große Unreife. Sie waren total sorglos, und es ist schwer für mich, dafür Worte zu finden“, sagte Soares im brasilianischen Sender Globo Esporte.