Liverpool Fans feiern den Sieg der Meisterschaft, nachdem Chelsea gegen Manchester City gewonnen hat
Reuters/Carl Recine
Fußball

30-jährige Durststrecke Liverpools zu Ende

Eine jahrzehntelange Durststrecke des FC Liverpool ist am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Die „Reds“ stehen zum ersten Mal seit 1990 – also 30 Jahren – als englischer Fußballmeister fest, und das, ohne selbst gespielt zu haben. Durch eine 1:2-Niederlage von Verfolger und Titelverteidiger Manchester City bei Chelsea ist Liverpool mit 23 Punkten Vorsprung bereits nach 31 von 38 Premier-League-Runden nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen und darf somit seinen insgesamt 19. Meistertitel feiern.

Die „Reds“ sind nicht nur erster „Geistermeister“ auf der Insel, sondern auch Meister auf der Couch. Denn Trainer Jürgen Klopp und sein Team, das am Mittwoch Crystal Palace mit 4:0 abgefertigt hatte, verfolgten das Spiel vor dem Fernseher.

Liverpool liegt damit nur noch einen Erfolg hinter Rekordchampion Manchester United. Ihren ersten Auftritt als Meister haben die „Reds“ am kommenden Donnerstag ausgerechnet beim entthronten Champion ManCity.

„Wiederauferstehung“ unter Klopp

Untrennbar verbunden ist die „Wiederauferstehung“ Liverpools zweifelsohne mit dem im Herbst 2015 verpflichteten Klopp, der als erster deutscher Coach überhaupt englischer Meister wurde. Aber auch Red Bull Salzburg darf stolz auf die Insel blicken: Mit Sadio Mane, Naby Keita und Takumi Minamino setzt der Champion auf die Qualitäten ehemaliger „Bullen“.

„Das ist das Beste, was ich mir vorstellen kann und mehr, als ich mir je erträumt hatte. Was soll ich sagen, es ist ein unglaublicher Moment. Ich bin total überwältigt“, sagte der 53-jährige Klopp, der am Ende das Interview mit dem englischen TV-Sender Sky mit Tränen in den Augen abbrechen musste.

Meistertitel in England

20 Manchester United
19 FC Liverpool
13 FC Arsenal
9 FC Everton
7 Aston Villa
6 Manchester City
FC Chelsea
AFC Sunderland

Nach dem Gewinn der Champions League und der Club-WM ist es für Klopp der dritte Titel mit seiner Mannschaft – und der wichtigste. Drei Jahrzehnte mussten Fans und Club darauf warten. Einige Male war Liverpool nah dran. Besonders tragisch bleibt die Saison 2013/14 in Erinnerung, als man den schon sicher geglaubten Titel zwei Runden vor Schluss noch verspielte. In der Vorsaison standen die „Reds“ schon mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze. Doch am Ende verpassten sie den Titel als bester Vizemeister der Geschichte mit 97 Punkten ganz knapp um einen Zähler.

Fans pfeifen auf CoV-Auflagen

Hunderte Fans feierten unter weitgehender Missachtung der Coronavirus-Auflagen den Meistertitel. In den Straßen Liverpools drängten und umarmten einander Anhänger, Rauchbomben und Feuerwerkskörper wurden gezündet, Autokorsos mit Hupkonzert zogen durch die Straßen.

Die feiernden Fans in den Straßen setzten sich auch über einen Appell von Klopp hinweg. Er hatte die Anhänger aufgefordert, daheim zu bleiben oder allenfalls direkt vor ihren Häusern zu feiern. Klopp versprach, dass die offizielle Meisterfeier so bald wie möglich nachgeholt wird. Auch eine Parade durch die Stadt soll es dann geben.

Liverpool-Fans feiern den Sieg der englischen Meisterschaft
Reuters/Phil Noble
Die Liverpool-Fans hielten beim Jubel die Coronavirus-Abstandsregeln nicht immer ein

Rekorde auf dem Weg zum Titel

Auf dem Weg zum Meistertitel ließ Liverpool, das im Herbst in der Champions League zweimal Salzburg in sehenswerten Partien in die Knie zwang, einige Rekorde purzeln. So früh wie die „Reds“ erreichte in der Premier League noch kein Team die Meisterschaft. Obendrein gelang der beste Saisonstart in Europa (61 Punkte aus 21 Spielen) und saisonübergreifend die beste Punkteausbeute in 38 Spielen (104).

Die Mannschaft um Superstars wie Mohamed Salah, Mane und Virgil van Dijk könnte noch weitere Bestmarken knacken, darunter die für die meisten Punkte in einer Saison. Den aktuellen Rekord hält seit 2017/18 ManCity mit 100 Zählern.

Willian-Elfer erlöst Liverpool-Fans

Im leeren Stadion an der Stamford Bridge in London ging der Tabellenvierte Chelsea durch den US-Amerikaner Christian Pulisic in der 36. Minute in Führung. Der Belgier Kevin De Bruyne machte den „Citizens“ mit dem Ausgleich in der 55. Minute noch einmal Hoffnung, die Titelentscheidung auf das nächstwöchige direkte Duell mit Liverpool zu verschieben.

Entscheidendes Tor bei Chelsear gegen Manchester City
Reuters/Adrian Dennis
Die entscheidende Szene: Willian trifft vom Elfmeterpunkt zum 2:1 für Chelsea und krönt Liverpool zum Meister

In der 77. Minute fiel aber die Vorentscheidung. Nach einem Handspiel von ManCity-Verteidiger Fernandinho wurde der Brasilianer ausgeschlossen – und sein Landsmann Willian verwertete den fälligen Elfmeter zum 2:1 für die „Blues“, die damit den „Reds“ Schützenhilfe leisteten. „Glückwünsche an Liverpool, an den Trainer, die Spieler und die Fans. Sie haben es verdient. Ein toller Champion“, sagte ManCity-Trainer Josep Guardiola nach dem Match anerkennend.

Arsenal siegt bei Southampton

Ein schwerer Patzer von Southampton-Goalie Alex McCarthy hatte zuvor Arsenals 2:0-Sieg beim Club von Trainer Ralph Hasenhüttl eingeleitet. Edward Nketiah blockte den verunglückten Passversuch des Keepers und brachte die „Gunners“ in der 20. Minute in Führung. Joseph Willock (87.) legte im Finish nach. Im vierten Spiel nach der CoV-Pause war es Arsenals erster Sieg. Die Londoner sind nun mit sechs Punkten Rückstand auf Rang fünf, der ein Europa-League-Ticket bedeutet, Tabellenneunter. Southampton hat als 14. weiter relativ komfortable zehn Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.

Englische Premier League, 31. Runde

Dienstag, 23. Juni:
Leicester City * Brighton & Hove 0:0
Tottenham West Ham 2:0
Mittwoch, 24. Juni:
Manchester United Sheffield United 3:0
Wolverhampton Bournemouth 1:0
Norwich Everton 0:1
Newcastle ** Aston Villa 1:1
Liverpool Crystal Palace 4:0
Donnerstag, 25. Juni:
Southampton Arsenal 0:2
Burnley Watford 1:0
Chelsea Manchester City 2:1
* Fuchs auf der Bank
** Lazaro ab 86. Minute

Tabelle: