Aleksandar Dragovic (Bayer)
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DFB-Pokal

Dragovic träumt von Happels Coup

Am Samstag (20.00 Uhr) wird im Berliner Olympiastadion mit dem Pokal der letzte Titel der turbulenten Saison 2019/20 im deutschen Fußball vergeben. Das Duell zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen hat dank David Alaba bzw. Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Ramazan Özcan auch einen kräftigen rot-weiß-roten Anstrich. Dragovic könnte mit dem Titel mit der rot-weiß-roten Legende Ernst Happel gleichziehen.

Für Dragovic wäre ein Triumph mit Leverkusen der fünfte Cupsieg nach 2009 mit der Wiener Austria in Österreich, 2012 mit dem FC Basel in der Schweiz sowie 2014 und 2015 in der Ukraine mit Dynamo Kiew. Damit würde der 29-Jährige ein Stück österreichische Fußballgeschichte schreiben. Cupsiege in vier Ländern sind noch keinem österreichischen Kicker gelungen.

Ernst Happel schaffte das aber als Trainer – in den Niederlanden mit ADO Den Haag (1968) und Feyenoord Rotterdam (1969), in Belgien mit dem FC Brügge (1977) und Standard Lüttich (1981), in Deutschland mit dem Hamburger SV (1987) und in Österreich mit dem FC Tirol (1989). „Jeder Titel ist immer wieder schön“, betonte Dragovic in einem APA-Interview, „es ist auch eine Bestätigung für die eigene Arbeit.“

Ernst Happel mit DFB-Pokal, 1987
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Happel stemmte 1987 als Trainer des Hamburger SV die deutsche Pokaltrophäe

Rennen bis zum Sauerstoffzelt

Im Olympiastadion sind die Rollen beim Finale allerdings klar verteilt. Bayern München, das in der Meisterschaft seinen achten Titel en suite holte, ist haushoher Favorit. Alaba und Co. haben ihre letzten 16 Pflichtspiele gewonnen. Im Pokal ist der Titelverteidiger seit dem verlorenen Finale 2018 ebenfalls unbesiegt. Anfang Juni entschieden die Münchner auch das Ligageisterspiel in Leverkusen klar 4:2 für sich.

Daher gibt sich auch Dragovic keinen Illusionen hin. „Bayern München ist der haushohe Favorit, so ehrlich muss man sein. In einem Finale kann aber alles passieren. Es ist ein besonderes Spiel.“ Ein besonderes Spiel ist es auch für Bayer Leverkusen selbst. Der Club wartet seit dem DFB-Pokal 1993 auf einen Titelgewinn. „Wir wissen, wir können ihnen wehtun“, sagte Dragovic, „wenn jeder rennt, bis er ein Sauerstoffzelt braucht, dann haben wir eine Chance.“

Vorschau auf deutsches Cupfinale

Mit dem Cupfinale am Samstag geht in Deutschland das letzte Spiel der Saison über die Bühne. Die Bayern sind gegen Leverkusen großer Favorit und haben sich mit dem Transfer von Leroy Sane auch schon für die kommende Saison gerüstet.

Kein Stammplatz bei Bayer

Auch wenn Dragovic als Einziger des rot-weiß-roten Bayer-Trios im Semifinale gegen den FC Saarbrücken eingewechselt wurde und im Einsatz war, ist es keinesfalls gesichert, dass er auch im Endspiel auflaufen wird. Der Wiener zählte in Leverkusen nicht immer zum Stammpersonal, kam gerade einmal in der Hälfte aller Pflichtspiele zum Einsatz. Umso mehr würde Dragovic ein Titel bedeuten: „Es wäre die Krönung für alle und für mich etwas Schönes, weil die Saison nicht so einfach war für mich teilweise.“

Aleksandar Dragovic (Bayer)
Reuters/Matthias Hangst
Dragovic, hier in der Liga gegen die Bayern, jagte bei Leverkusen bisher vergeblich einen Stammplatz

Der Vertrag des ÖFB-Verteidigers läuft im Sommer 2021 aus, danach wäre der Wiener ablösefrei zu haben. Daher ist ein Abschied davor nicht auszuschließen. Bisher war Bayer Wechselwünschen aber nie nachgekommen. „Manchmal hätte ich mir eventuell mehr Rückhalt gewünscht“, erklärte Dragovic. Der Innenverteidiger hatte sich der Werkself 2016 angeschlossen, 2017/18 war er für eine Saison an Leicester City verliehen.

Die Aussichten auf einen Sommertransfer sind für ihn schwer abzuschätzen – nicht zuletzt ob der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie für viele Clubs. „Es gibt lose Anfragen“, sagte Dragovic, der seinen Berater zuletzt mehrmals gewechselt hat, „ich höre mir alles an.“ Das sei aber vorerst sekundär: „Ich versuche alles, um für Leverkusen da zu sein.“

Spielpraxis Richtung EM wichtig

Seit der Rückkehr aus England könne er sich nichts auf diesem Gebiet nichts vorwerfen, so Dragovic: „Ich habe immer meine Leistung gebracht. Nach dem Restart (nach der Coronavirus-Pause, Anm.) habe ich die Qualität noch mal gesteigert.“ Daher hofft Dragovic auch im Cupfinale auf einen Einsatz – sei es auch auf ungewohnter Position. Vor einer Gelbsperre zu Saisonende agierte der 29-Jährige in der Liga zweimal auf der ungewohnten Position als Rechtsverteidiger. „Es ist gut, dass ich flexibel bin“, meinte der 80-fache Nationalspieler.

Im Hinblick auf die auf 2021 verschobene EM wäre Spielpraxis aber kein Fehler. Denn da will Dragovic auf alle Fälle wieder mit dabei sein. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagte Dragovic. Er war vor vier Jahren ein Symbol der geplatzten österreichischen Träume. 2016 im ersten EM-Spiel gegen Ungarn wurde Dragovic ausgeschlossen und im entscheidenden Spiel gegen Island verschoss ausgerechnet er einen Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich.