Christopher Froome
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Radsport

Froome verlässt Starensemble Ineos

Der nach dieser Saison auslaufende Vertrag von Radstar Chris Froome bei Ineos wird nicht verlängert. Das gab das langjährige Team des Briten am Donnerstag bekannt. Froome war im Rennstall von Teamchef Dave Brailsford unter dem Namen Sky seit 2010 zum siebenfachen Grand-Tour-Gewinner (viermal Tour de France, einmal Giro, zweimal Vuelta) avanciert. Der Abschied vom Starensemble Ineos kommt nach Unstimmigkeiten nicht überraschend, sein neues Team steht fest: Froome fährt ab 2021 für Israel Start-up Nation.

Froome gewann 2013, 2015, 2016 und 2017 die Tour de France, jeweils mit dem Ineos-Vorgänger Sky. Am 1. August soll er beim neuen Team einen langfristigen Vertrag unterzeichnen, teilte der israelische Rennstall mit. Die genaue Laufzeit wurde nicht genannt. Er werde seine Laufbahn aber beim Israel-Team beenden, hieß es.

Das israelische Team hatte zu Saisonbeginn die Lizenz der früheren russischen Mannschaft Katusha übernommen. Der Rennstall wird vom milliardenschweren Investor Sylvan Adams unterstützt. Dieser sprach von einem „historischen Moment“ und nannte Froome „den besten Fahrer unserer Generation“. Die Kaderstärke der Equipe ist allerdings nicht mit jener von Ineos vergleichbar. Erst vor Kurzem hatte der Vorarlberger Matthias Brändle seinen Vertrag verlängert.

Unstimmigkeiten über Führungsanspruch

Bei Ineos hatte es Unstimmigkeiten über Froomes Führungsanspruch neben Jungstar Egan Bernal und Geraint Thomas gegeben, die die Tour in den vergangenen Jahren gewannen. Man kündige die Trennung „früher als gewöhnlich“ an, um die jüngsten Spekulationen über Froomes Zukunft zu beenden, sagte Brailsford. Der Wechsel zu Israel Start-up Nation hatte sich bereits länger abgezeichnet.

„Es war eine phänomenale Dekade mit dem Team, wir haben gemeinsam so viel erreicht. Ich freue mich schon auf aufregende neue Aufgaben in einer neuen Phase meiner Karriere, aber derzeit gilt mein Fokus meinem fünften Sieg bei der Tour mit Ineos“, wurde Froome in einer Teammitteilung zitiert. Der Abschied soll ein harmonischer sein, der Neustart ein erfolgreicher. „Ich fühle, dass wir großartige Dinge gemeinsam erreichen können“, ließ sich Froome von seinem neuen Team zitieren.

Christopher Froome, 2017
AP/Christophe Ena
Froome auf dem Weg zu seinem bisher letzten seiner vier Tour-de-France-Siege 2017

Doch nicht nur große Siege pflasterten Froomes Weg bei Ineos. Für Aufsehen hatte auch sein positiver Dopingtest auf ein Asthmamittel bei seinem Vuelta-Sieg 2017 gesorgt, das Verfahren wurde mehrere Monate später aber ohne Sanktion gegen Froome eingestellt.

In der Vorsaison hatte er sich vor der Frankreich-Rundfahrt schwer verletzt und war für den Rest des Jahres ausgefallen. Sein Comeback Ende Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten musste wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen werden, seither bereitet sich Froome auf die Tour vor, die heuer erst Ende August beginnen soll.

Kein Wechsel vor Tour de France

Nach langer Coronavirus-Pause soll es im Radsport ab 1. August weitergehen, nahezu alle bedeutenden Rennen sollen dann in einer stark gestrafften Saison nachgeholt werden. Spekulationen, Froome könne durch die coronavirusbedingte zusätzliche Wechselfrist im August schon die diesjährige Tour (29. August bis 20. September) für den Rennstall aus Israel bestreiten, sind seit Donnerstag vom Tisch.

Der britische Rennstall Ineos, der bis ins vergangene Jahr hinein als Team Sky nach Titeln und Trophäen jagte, leitet endgültig den Generationswechsel ein. „Chris ist ein großartiger Champion, und wir haben viele großartige Momente geteilt, aber ich glaube, dass das die richtige Entscheidung für Chris und das Team ist“, sagte Brailsford.

Verständnis bei Ineos

Froome sei angesichts seiner Vita und seiner zahlreichen Erfolge „verständlicherweise sehr daran interessiert“, die alleinige Teamführung zu übernehmen. „Was wir ihm derzeit nicht garantieren können“, fügte Brailsford an. Stattdessen dürfte der 23-jährige Bernal aus Kolumbien noch mehr in die Leader-Rolle rücken.

Der letzte große teaminterne Tour-Kampf dürfte damit bei Ineos in diesem Jahr stattfinden. Mit Bernal, Froome und Thomas hat das Team drei potenzielle Kandidaten für den Tour-Sieg, das schwere Profil mit zahlreichen Bergetappen dürfte den Briten zudem entgegenkommen. Brailsford freut sich schon jetzt auf die Chancen, die der Froome-Abgang automatisch mit sich bringt. „Es bietet auch anderen Mitgliedern unseres Teams die Führungsmöglichkeiten, die sie verdient haben und zu Recht suchen“, sagte der Teamchef.