Zukünftiger Sturm-Trainer Christian Ilzer
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Bundesliga

Fliegender Wechsel von Ilzer zu Sturm Graz

Christian Ilzer hat die Wiener Austria auf eigenen Wunsch verlassen und wird künftig Sturm Graz betreuen. Der 42-Jährige erhält bei Sturm einen Dreijahresvertrag, wie die Steirer am Freitagabend bekanntgaben. Sein bis Sommer 2022 laufender Vertrag mit der Austria war zuvor aufgelöst worden. Bereits am Nachmittag gab es Gerüchte über den fliegenden Wechsel, der ab Donnerstagabend seinen überraschenden Lauf nahm.

Ilzer war erst im Vorjahr von RZ Pellets WAC zur Austria gewechselt. Sturm war seit der Trennung von Nestor El Maestro Ende Juni ohne Chefcoach, in den abschließenden Saisonspielen stand Interimscoach Thomas Hösele an der Linie. Wie die Austria haben auch die Grazer den Sprung in den Europacup in dieser Saison verpasst und blieben klar hinter den eigenen Erwartungen. Nun startet man mit Ilzer neu durch.

„Meine Entscheidung ist gestern Abend nach einem langen Gespräch mit Sportdirektor Andreas Schicker gefallen. Seine Ideen und seine Herangehensweise haben bei mir Eindruck hinterlassen und decken sich mit meiner Fußballphilosophie. Überzeugt hat mich nicht zuletzt das neue spannende Projekt rund um den ‚Neustart‘ des SK Puntigamer Sturm Graz, mit dem ich mich zu 100 Prozent identifizieren kann. Dann ist alles sehr rasch gegangen“, wurde Ilzer zitiert.

Ilzer wechselt von Austria zu Sturm Graz

Die Austria hat den Vertrag mit Trainer Christian Ilzer vorzeitig aufgelöst. Kurz darauf gab Sturm Graz bekannt, dass der Steirer künftig Chefcoach sein werde. Ilzer unterschrieb für drei Jahre bei den Grazern.

Mit dem Cheftrainer verabschieden sich auch seine Assistenten Uwe Hölzl, Dominik Deutschl und Sargon Duran vom Club. Hölzl und Deutschl begleiten Ilzer, der sich bei den Verantwortlichen, Betreuern, Spielern und Fans der Austria „für die Unterstützung in einer nicht immer einfachen Saison“ bedankte, zu seinem neuen Arbeitgeber.

„Doch ein wenig überraschend“

Aus Wien-Favoriten hieß es, dass das Management von Ilzer am Freitag mit der Bitte um eine Vertragsauflösung an den Verein herangetreten sei. Der Coach habe eine neue Herausforderung gesucht. Über die Trennungsmodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.

Austrias Sportvorstand Peter Stöger, der am Mittwoch nach dem verlorenen Play-off-Finale gegen den TSV Hartberg (Gesamtscore: 2:3, Anm.) Ilzer im ORF noch im Traineramt bestätigt hatte, sagte: „Dieser Entschluss ist doch ein wenig überraschend, aber natürlich machen wir uns bereits Gedanken zur weiteren Ausrichtung des Clubs. Wichtig ist jetzt, dass wir nicht die schnellste, sondern die richtige Entscheidung treffen.“ Ziel sei es, dass das neue Trainerteam mit dem ersten Mannschaftstraining am 10. August die Arbeit auf dem Platz aufnimmt.

Trainer Christian Ilzer
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Bei der Wiener Austria lief es für Ilzer in der abgelaufenen Saison nicht nach Wunsch – die Ära war eine kurze

Ilzer, der seit bereits 14 Jahren als Trainer tätig ist und sich sukzessive in die Bundesliga hinaufgearbeitet hat, kam vor einem Jahr vom WAC zur Austria. Die Kärntner hatte er auf den dritten Rang und damit in die Gruppenphase der Europa League geführt, ein Jahr davor gelang ihm mit Hartberg sensationell der Aufstieg in die Bundesliga. Schon damals war der Steirer auch ein Thema bei den Grazern.

Bei den „Veilchen“ lief es nun in der abgelaufenen Saison nicht nach Wunsch. In 39 Pflichtspielen dieser Saison gab es 14 Siege, zwölf Unentschieden und 13 Niederlagen. Der Punkteschnitt in der Liga war mit 1,47 dürftig. In den ersten 17 Pflichtspielen der Saison setzte es gleich zehn Niederlagen, unter anderem ein 2:5 bei Aufsteiger WSG Tirol in der zweiten Runde des ÖFB-Cups. Im Europacup scheiterte man an der ersten Hürde Apollon Limassol aus Zypern (Gesamtscore: 2:5, Anm.).

Danach gelang es ihm immerhin, die Mannschaft etwas zu stabilisieren, der Sprung in die Meistergruppe wurde aber letztlich verpasst. Die Austria gewann die Qualifikationsgruppe und setzte sich im Play-off-Halbfinale gegen SCR Altach mit 1:0 durch. Sensationsteam Hartberg mit Trainer Markus Schopp war im Finale allerdings eine zu große Hürde, und die Austria verpasste bereits zum vierten Mal in den vergangenen sieben Jahren den Einzug in den Europacup.

Neuausrichtung ohne Ilzer

Stöger kritisierte danach die fehlende Weiterentwicklung und kündigte Veränderungen zumindest bei der Spielauffassung an. „Wir haben es in der gesamten Saison nicht geschafft, so etwas wie ein dominantes Spiel aufzuziehen“, sagte Stöger. „Die Austria wird und muss sich nächstes Jahr anders präsentieren – mit mehr Dominanz im Spiel.“ Das ist nun aber nicht mehr die Aufgabe von Ilzer.

Die Grazer plagen unterdessen ähnliche Probleme wie die Austria. Sie schafften zwar die Qualifikation für die Meistergruppe, kassierten dort aber Niederlage um Niederlage und verpassten als Sechster das internationale Geschäft klar. Auch Sturm blieb unter dem ebenfalls im Vorjahr verpflichteten El Maestro über fast die gesamte Saison hinter den eigenen Erwartungen.

„Steirischer Weg“

Mit Ilzer übernimmt nun ein echter Steirer den Posten als Chefcoach. Dies war bei den Grazern zuletzt 1991 bis 1992 mit Robert Pflug der Fall. Die „Blackys“ hatte Ilzer in einem Interview vor wenigen Jahren als „absoluten Wunschverein“ in Österreich bezeichnet. Offiziell präsentiert wird er im Rahmen des Trainingsstarts am 1. August.

Sturms Sportgeschäftsführer Andreas Schicker sprach von einem „sehr lehrreichen Jahr“ des Neo-Coaches in Wien. „Mit dieser Erfahrung, seiner Fachkenntnis als Trainer und Spielerentwickler und seinen Erfolgen passt er ideal nach Graz. Nach den gemeinsamen Gesprächen mit ihm waren wir alle davon überzeugt, dass er der richtige Mann für einen langfristigen, steirischen Weg ist.“ Präsident Christian Jauk hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass nach einer Saison zum Vergessen „kein Stein auf dem anderen bleiben darf“. Die Zukunftsstrategie sieht eine Verjüngung, langfristige Planung und eine Durchgängigkeit von der Akademie bis zur Kampfmannschaft vor.