Mit markigen Worten erklärt Ibrahimovic in dem Film, in dem Szenen und Stationen seiner Laufbahn zu bestaunen sind: „Du denkst, ich bin fertig. Dass meine Karriere bald vorbei sein wird. Du kennst mich nicht. Mein ganzes Leben musste ich kämpfen. Keiner glaubte an mich, also musste ich an mich selbst glauben. Einige Leute wollten mich brechen, aber sie haben mich nur stärker gemacht.“
Mit seinem Beitrag wollte „Ibrakadabra“ offenbar ankündigen, dass er vorhat, auf dem Rasen weiter zu zaubern. Der Vertrag des Stürmerstars, der im Januar 2020 zum AC Milan zurückgekehrt war und bisher sieben Tore und vier Assists verbuchte, endet nach Abschluss der noch laufenden Saison in Italien zum 31. August – seine Zukunft ist bisher offen. Viel deutet darauf hin, dass Ibrahimovic in Mailand bleibt, nachdem der Vertrag mit Trainer Stefano Pioli verlängert wurde.
„Der Zwerg und ich reichen völlig aus“
Kaum ein Spieler in der jüngeren Fußballgeschichte polarisierte mit seinem Riesenego so wie Ibrahimovic. Legendär ist sein Spruch – als er in Barcelona an der Seite von Lionel Messi die Gegner schwindelig spielte – über Trainerlegende Josep Guardiola: „Den Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg und ich reichen völlig aus.“
Für die schwedische Nationalmannschaft sei das große Ego von Ibrahimovic trotz seiner unbestrittenen Klasse aber nicht immer nur von Vorteil gewesen, erinnert sich der einstige HSV-Spieler Albin Ekdal. Die Gesten und die scharfen Kommentare des Stars hätten dem Selbstbewusstsein einiger Mitspieler geschadet, sagte sein ehemaliger Mitspieler im schwedischen Radio.
Ibrahimovic war nie ein Teamplayer
Laut Ekdal war Ibrahimovic – irgendwie immer zwischen Genie und Wahnsinn – nie ein Teamplayer. „Unsere Mannschaft bestand aus einem Weltstar und zehn ordentlichen Spielern, die ihm helfen sollten zu dominieren. Diese Taktik ist nicht aufgegangen“, kritisierte Ekdal, der ebenfalls in Italien für Sampdoria Genua spielt.
Ibrahimovic, der am 3. Oktober 39 Jahre alt wird, war zuletzt bei der EM 2016 für Schweden am Ball. In Frankreich schieden die Skandinavier in der Vorrunde als Gruppenletzter aus. Bei allem Drang zur Selbstdarstellung – der 2009 für die damalige Wahnsinnsablöse von knapp 70 Millionen Euro von Inter Mailand zum FC Barcelona gewechselte Starstürmer weist mit 62 Toren in 116 Länderspielen für Schweden eine einmalige Bilanz auf.
Ansprüche von Ibrahimovic als Problem
In Schwedens Nationalelf habe zwar Einigkeit darüber geherrscht, dass ein Spieler seines Kalibers den Ball „so oft wie möglich bekommen sollte“. Sich auf einen Einzelnen zu verlassen und die eigene Verantwortung zu vernachlässigen funktioniere aber weder im Fußball noch einem anderen Mannschaftssport, gab Ekdal zu bedenken.
„Vielleicht waren viele in der Nationalmannschaft nicht in der Lage, mit Zlatans Ansprüchen klarzukommen.“ Ohne den Exzentriker erreichte Schweden zwei Jahre später bei der WM 2018 in Russland das Viertelfinale. Dort habe es einen engen Zusammenhalt, Harmonie und Selbstvertrauen in der Mannschaft gegeben, sagte Ekdal.