Irene Fuhrmann (AUT)
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Fußball

Fuhrmann wird zur Chefin befördert

Seit Montag ist es Gewissheit: Österreichs Frauen-Team hat mit Irene Fuhrmann erstmals in seiner Geschichte eine Chefin. Die 39-Jährige, die als einzige Trainerin in Österreich über die UEFA-Pro-Lizenz verfügt, folgt Dominik Thalhammer nach, der künftig den LASK in der tipico-Bundesliga trainiert.

„Es ist ein historischer Tag für den österreichischen Fußball“, sagte Leo Windtner, der Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) bei der Präsentation der neuen Teamchefin am Montag. Fuhrmann, die als Aktive vor allem bei USC Landhaus tätig war und seit 2018 die Pro-Lizenz besitzt, führte bereits als U19-Teamchefin die Juniorinnen zur Europameisterschaft und sammelte in den vergangenen drei Jahren zudem als Assistentin von Thalhammer Erfahrung bei den Seniorinnen. Ihre Premiere soll die neue Teamchefin am 22. September im Rahmen der EM-Qualifikation in Kasachstan feiern.

„Ich fühle mich sehr privilegiert, dieses Amt auszuüben. Es ist ein großer Schritt für mich“, sagte Fuhrmann, die als Assistentin auch mitverantwortlich dafür war, dass es das Team 2017 bei seiner EM-Premiere sensationell ins Semifinale geschafft hatte, im ORF-Interview. Die Tatsache, als erste Teamchefin Geschichte zu schreiben, sei ihr bewusst, so die gebürtige Wienerin nach einem laut eigener Aussage emotionalen Tag: „Es ist eine einmalige Chance, mit diesem Team in dieser Konstellation zu arbeiten, und die möchte ich nützen.“

Irene Fuhrmann (AUT)
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Fuhrmann soll den als Assistentin eingeschlagenen Erfolgsweg nun als Chefin fortführen

Sportdirektor Peter Schöttel unterstrich, dass Fuhrmann von Beginn an die Favoritin auf den Posten war. „Es gibt keinen Grund, warum sie nicht Teamchefin werden sollte. Sie war als Assistentin unter Thalhammer für die erfolgreiche Entwicklung des Teams verantwortlich. Wir sind zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass Irene die Beste für diese Aufgabe ist“, sagte der ehemalige Verteidiger. Präsident Windnter schlug in Richtung Teamchefin in die gleiche Kerbe: „Irene ist eine absolute Fachfrau und akribische Arbeiterin, die den österreichischen Frauen-Fußball wie kaum eine andere kennt und lebt. Wir sind überzeugt, dass du das schaffen wirst.“

Präsentation der Teamchefin im Video

ÖFB-Präsident Leo Windtner und ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel präsentierten im Rahmen einer Pressekonferenz Irene Fuhrmann als erste Cheftrainerin des Frauen-Fußballteams.

EM-Qualifikation als großes Ziel

Das erste große Ziel der neuen Teamchefin, die laut ÖFB einen unbefristeten Vertrag erhält, ist die erfolgreiche Qualifikation für die auf 2022 verschobene Europameisterschaft in England. Die Österreicherinnen halten nach vier Spielen bei einer makellosen Bilanz von vier Siegen und 16:0 Toren. Im Herbst stehen allerdings erst die beiden Duelle mit Gruppenfavorit Frankreich an. „Jetzt geht es an die konkrete Planung des Lehrgangs im Vorfeld des EM-Qualifikationsspiels gegen Kasachstan im September“, so die Teamchefin, die ihre Spielerinnen erstmals am 14. September versammeln wird.

Im Trainerteam wird es durch die Beförderung Fuhrmanns zur Teamchefin und dem Abgang von Spielanalyst Wolfgang Fiala zur SV Ried Veränderungen geben. Als Assistenztrainer steht Fuhrmann künftig U17-Frauen-Teamchef Markus Hackl zur Seite. Der 42-jährige Niederösterreicher bleibt seinem Team, das im Herbst um die zweite U17-EM-Teilnahme in Folge kämpft, aber dennoch erhalten. Ihre Tätigkeiten in der Frauen-Akademie des Verbandes setzen Fuhrmann und Hackl fort.

Nicole Billa (AUT)
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Nicole Billa (l.) und Co. erfüllten die bisherigen Aufgaben in der EM-Qualifikation mit Bravour

Prominente Vorbilder

International ist Fuhrmann keine Premiere. Denn da sind Frauen schon lange am Ruder der Nationalteams. Die zweifachen Weltmeisterinnen aus Deutschland werden seit 2018 von Martina Voss-Tecklenburg trainiert, davor hatten schon Tina Theune, Silvia Neid und Steffi Jones das Sagen. Neid, die Deutschlands Frauen von 2005 bis 2016 trainiert hatte, wurde auch dreimal als Trainerin des Jahres von der FIFA ausgezeichnet.

Auch in den USA gab es bereits vor 20 Jahren mit April Heinrichs die erste Teamchefin. Und diese agierten durchwegs erfolgreich. So wurden die WM-Finalistinnen 2019 – USA und Niederlande – mit Jill Ellis und Sarina Wiegman durch Frauen betreut. Die Schwedin Pia Sundhage holte mit den USA 2008 und 2016 jeweils Olympiagold und mit Schweden 2016 Olympiasilber.

In Österreich mahlen die Mühlen etwas langsamer. Vor einem Monat wurde Österreichs Rekordnationalspielerin Nina Burger als erste Sportliche Leiterin Frauen bei der Vienna vorgestellt. Mit Diana Langes-Swarovski von der WSG Swarovski Tirol und Brigitte Annerl vom TSV Prolactal Hartberg standen zuletzt zwei Clubpräsidentinnen in der österreichischen Bundesliga im Rampenlicht. Während Langes-Swarovski mit den Wattenern – einen Zwangsabstieg des SV Mattersburg ausgenommen – wieder in die 2. Liga muss, darf Annerl mit Hartberg im Europacup antreten.