„Ich sehe das nicht als Alptraum an. Ich bin weiterhin optimistisch, dass unsere Protokolle und Maßnahmen gut genug sind, damit wir auch bei einem solchen Ausbruch weiter spielen und unsere Saison beenden können“, sagte Manfred.
Nach übereinstimmenden Berichten vom Montag waren zwölf Spieler und zwei Trainer des Teams aus Florida mit dem Virus infiziert, am Dienstag erhöhte sich die Zahl auf insgesamt 17 Fälle. Die ersten vier Fälle sollen im Team bereits am Samstag bekannt gewesen sein. Dennoch traten die Marlins bei den Philadelphia Phillies an und gewannen 11:6.
Auftakt mit Problemen
Die für Montag geplanten Partien zwischen den Marlins und den Baltimore Orioles sowie den Philadelphia Phillies und den New York Yankees wurden dann abgesagt – auch die zweite Partie der Marlins am Dienstag. Am Dienstagabend (MESZ) teilte die MLB in einem Statement mit, dass alle Marlins-Spiele bis Sonntag abgesagt sind. Die Liga will dem Club damit Zeit geben, „sich auf die Betreuung ihrer Spieler zu konzentrieren und ihre Baseball-Operationen für eine Wiederaufnahme Anfang nächster Woche zu planen“, hieß es in dem Statement.
Der MLB-Boss erklärte, Absagen würden nur erfolgen, wenn ein Team nicht mehr konkurrenzfähig sei und natürlich dann, wenn die Situation für die Liga bedrohlich werde. „Wenn das Gesundheitsrisiko zu groß ist, würden wir stoppen“, so Manfred.
„Ich habe wirklich Angst“
Unter Spielern, Managern sowie in US-Medien mehrt sich jedoch die Kritik an der Major League Baseball. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein, ich habe Angst. Ich habe wirklich Angst“, sagte Manager Dave Martinez von den Washington Nationals. „Man sieht, wie sich ein halbes Team infiziert und von Stadt zu Stadt reist. Ich habe Freunde in dem Miami-Team, das stinkt wirklich.“
„Baseball steckt in großen Schwierigkeiten“, stellte Andrew Morris, Professor für Infektionskrankheiten an der Universität von Toronto, fest. „Ich frage mich, ob sie auf den Rat von Experten hören oder ob ihre Experten ihnen gute Ratschläge geben. Das war kein Plan, den sich jemand ausgedacht hätte, der weiß, wovon er spricht.“ Pitcher David Price von den Los Angeles Dodgers hat sich wegen der Unsicherheiten entschieden, auf die Saison zu verzichten und nicht zu spielen. „Jetzt werden wir wirklich sehen, ob die MLB die Gesundheit der Spieler an erste Stelle setzt“, schrieb er.
US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci, der der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses angehört, befürchtet, dass der Ausbruch bei den Marlins die Saison „in Gefahr bringen“ könnte. Es sei sehr bedauerlich, was mit dem Team passiert sei, sagte Fauci in der Sendung „Good Morning America“ des TV-Senders ABC. „Ich glaube nicht, dass sie aufhören müssen zu spielen, aber wir müssen schauen, was von Tag zu Tag mit anderen Teams passiert“, ergänzte er.
MLB als erste große Liga wieder am Start
Die MLB hat am Freitag als erste der vier großen US-Sportligen neben Basketball (NBA), Eishockey (NHL) und Football (NFL) trotz der in den USA weiter rasant steigenden Infektionszahlen den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Die 60 Spiele je Mannschaft finden in Stadien ohne Zuschauer statt. Die Teams wie im Basketball und Eishockey an einem Ort zu versammeln, sei jedoch wegen der Größe der Mannschaften und der zahlreichen Betreuer nicht möglich, stellte Manfred fest.
Laut dem MLB-Chef sei am Montag in einer Telefonkonferenz mit den 30 Clubbesitzern ein Saisonabbruch kein Thema gewesen. Man sei beim Erstellen des Hygienekonzepts ohnehin davon ausgegangen, im Laufe der Saison positive Tests zu haben. „Wir haben die Protokolle so gestaltet, dass wir weiter spielen können. Deshalb haben wir die erweiterten Spielerlisten, deshalb haben wir den Pool an zusätzlichen Spielern“, sagte Manfred.