Belmin Jenciragic (FAC) und Marco Gruell (Ried)
GEPA/Manfred Binder
2. Liga

Kuriose Torlawine entscheidet über Titel

9:0 für Ried, 6:1 für Verfolger Austria Klagenfurt: Im extrem engen Kampf um den Aufstieg in die tipico-Bundesliga gab am Freitagabend die größere Torlawine im Innviertel den Ausschlag. „Wir haben ein Feuerwerk abgebrannt und sind verdient Meister“, sagte der gesperrt gewesene Ried-Kapitän Thomas Reifeltshammer. Die um fünf Treffer bessere Tordifferenz gab am Ende bei Punktegleichheit den Ausschlag im historischen Titelrennen.

Das 9:0 der Rieder gegen den FAC war der höchste Sieg in dieser Liga seit einem 10:0 der Vienna am 12. Oktober 1996 daheim gegen Flavia Solva. Die Erfolge der Rieder und von Austria Klagenfurt waren in dieser Höhe nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Die Kärntner haben mit einem 6:1 gegen Wacker Innsbruck in dieser Saison zweimal mit drei Toren Differenz gewonnen, nie höher. Die Tiroler wiederum hatten in der 2. Liga noch nie sechs Tore kassiert. Ried gewann in dieser Saison zweimal 5:0, aber ebenfalls nie höher. Der FAC wiederum hat davor im Maximum dreimal mit drei Treffern Differenz verloren.

Es war zugleich eine historische Entscheidung, hatte es doch ein derart enges Endklassement in der 2. Liga noch nie gegeben. Knapp war es aber auch vergangene Saison zugegangen, als Ried nur zwei Zähler auf die WSG Wattens gefehlt hatten. „Man muss auch die letzten Wochen sehen. Nach der Coronavirus-Pause war irgendwie der Wurm drinnen, wir waren dann auch schon von jedem abgeschrieben, aber die Mannschaft hat an sich gearbeitet und gezeigt, welche Mentalität in ihr steckt“, sagte Dreifachtorschütze Julian Wießmeier. In der 25. Runde hatte der Winterkönig seine Tabellenführung an die Kärntner verloren und diese nach einem 1:2-Klagenfurt-Patzer in Amstetten erst vergangene Woche in der vorletzten Runde zurückerobert.

Rückblick auf die Meisterschaftsentscheidung

„Am Ende war es ein super Happy End für uns, Kompliment an die Mannschaft, wie sie dem Druck standgehalten hat“, sagte Coach Gerald Baumgartner. Für Ried ist es nach einer Pause von drei Saisonen eine Rückkehr ins Oberhaus, man steht vor der 21. Bundesliga-Saison. Mit Reifeltshammer und Marcel Ziegl stehen nur noch zwei Akteure im Kader, die auch 2016/17 schon tragende Rollen im Ried-Dress spielten.

„Ried gehört in Bundesliga“

„Wir haben Großes erreicht, Ried gehört in die Bundesliga“, schilderte Reifeltshammer. Ziegl ergänzte: „Wir haben das ganze Jahr darauf hingearbeitet und sind jetzt wieder da, wo wir hingehören.“ Der 27-Jährige bezeichnete den Freitag als „definitiv schönsten Tag in meinem Spielerleben“. Einen Anteil daran hatten auch die Amstettener, die zuletzt den Grundstein für die Rieder Wende gelegt hatten. „Wir können einen Lastwagen voller Bier runterschicken nach Amstetten, und wenn sie wollen, auch einen zweiten“, bedankte sich Ziegl in der Stunde des Triumphs noch einmal.

Spieler von Ried jubeln
GEPA/Manfred Binder
Nach drei Jahren Pause kehrt die SV Ried wieder ins Oberhaus zurück

Hilfreich war für die Rieder auch ein zum Teil inferiorer Auftritt des FAC, der auf wichtige Spieler wie dem bereits im Urlaub weilenden Marco Sahanek verzichtet hatte. Das sehr zum Ärger von Klagenfurt-Trainer Robert Micheu: „Was mir ziemlich aufstößt ist, dass immer wieder geredet wurde, wie viel wir zahlen. Bei Tirol habe ich im Gegensatz zum FAC keinen Spieler schon im Urlaub gesehen. Und als wir Tore geschossen haben, hat auch Ried auf einmal wieder Tore geschossen.“

Auf der anderen Seite hatte aber auch der klare Heimsieg der Kärntner, die sich im Aufstiegskampf der nächsten Saison in der Favoritenrolle sehen, einen leicht schalen Beigeschmack. Das konnte sich auch Baumgartner nicht verkneifen: „Für die Qualität von Tirol ist das schon ein sehr kurioses Ergebnis.“

Interview mit Ried-Vorstandsmitglied Robert Tremel und Austria-Klagenfurt-Trainer Robert Micheu

FAC entschuldigt sich für Auftreten

Die Floridsdorfer äußerten über die Niederlage am Samstag in einer Aussendung selbst Fassungslosigkeit. „Uns ist bewusst, dass wir viele Menschen mit der gestrigen Leistung in höchstem Maße enttäuscht haben. Mit einigen Stunden Abstand möchten wir uns im Namen des gesamten Floridsdorfer Athletiksport-Clubs für das desolate und unprofessionelle Auftreten unserer Mannschaft entschuldigen“, erklärte FAC-Obmann Walter Brand. Man wehre sich aber vehement gegen diverse kursierende Vorwürfe.

Es änderte nichts am Rieder Aufstieg. Die Personalplanungen für die Bundesliga sind bereits im Gange. „Es gibt ein paar sehr interessante Spieler auf dem Markt, die auch zu uns kommen wollen. Wir haben tolle Jungs, werden aber auch versuchen, uns durch gezielte Verstärkungen gut für die Bundesliga aufzustellen“, sagte Baumgartner der Salzburger. Priorität hatte vorerst aber anderes. „Jetzt wollen wir erst einmal ein paar Tage feiern, dann werden wir schauen, was wir zusammenbringen“, so der Salzburger.

Rieder Aufstieg mit Beigeschmack

Die SV Ried hat sich am letzten Spieltag der 2. Liga den Aufstieg in die Bundesliga gesichert. Die Rückkehr nach dreijähriger Abwesenheit gelang durch ein 9:0 gegen den FAC. Dieses hohe Resultat, aber auch der unbelohnte 6:1-Sieg von Austria Klagenfurt sorgten für einigen Unmut.

Ried freut sich auf Derbys

Die Vorfreude war bei den Akteuren spürbar. „Ich bin optimistisch, dass wir nächstes Jahr in der Bundesliga eine super Truppe haben“, sagte Abwehrchef Reifeltshammer. Dort sind erstmals seit der Saison 2010/11 wieder zwei oberösterreichische Clubs vertreten. „Da freue ich mich extrem drauf. Derbys sind das Salz in der Fußballsuppe, eine tolle Geschichte“, betonte Geschäftsführer Roland Daxl. Der 46-Jährige sieht entgegen von Aussagen von LASK-Präsident Siegmund Gruber in der Vergangenheit genug Platz für zwei Teams: „Oberösterreich kann sehr wohl zwei Bundesligisten vertragen.“ Von einer von den Schultern fallenden Last wollte er nichts wissen. „Weil ich weiß, dass es gleich wieder weitergeht und die nächste Aufgabe wartet.“

Ein Ziel hat er schon ausgemacht: „Die Josko Arena soll wieder zur Festung gemacht werden, die sie lange Zeit schon war“, verlautete Daxl. Rivale LASK hat noch in Pasching seine Heimstätte. Das ist für Baumgartner ein ganz besonderer Ort, hatte er doch 2013 mit dem damaligen Regionalligisten FC Pasching den ÖFB-Cup gewonnen. Die Bundesliga ist alles andere als Neuland für ihn, er war zuvor auch schon als Coach der Wiener Austria (Juni 2014 bis März 2015) und des SV Mattersburg (Jänner 2017 bis August 2018) im Oberhaus tätig.

Hpybet 2. Liga, 30. Runde

Freitag:

Ried – FAC 9:0 (5:0)

Tore: Wießmeier (3., 6., 32.), Grüll (12./Elfmeter, 70.), Gschweidl (20.), Nutz (68.), Jefte Betancor (76.), Grubeck (82.).

Rote Karte: Bubalovic (64./Foul/FAC)

Ried – FAC 9:0 (5:0)

Austria Klagenfurt – Innsbruck 6:1 (1:0)

Tore: Jaritz (43., 87.), Markoutz (51.), Hadzic (69.), Aydin (72.), Zakany (73./Elfer) bzw. Zaizen (61.)

Austria Klagenfurt – Innsbruck 6:1 (1:0)

GAK – Lafnitz 2:2 (0:2)

Tore: Pfeifer (69.), Perchtold (75.) bzw. Lichtenberger (11.), Nicht (24./Eigentor).

Rote Karte: Jovicic (Lafnitz/74.)

GAK – Lafnitz 2:2 (0:2)

Tore: Pfeifer (69.), Perchtold (75.) bzw. Lichtenberger (11.), Nicht (24./Eigentor). Rote Karte: Jovicic (Lafnitz/74.)

Kapfenberg – Young Violets 0:3 (0:1)

Tore: Lalic (37./Eigentor), Feiertag (56.), Macher (68.)

Kapfenberg – Young Violets 0:3 (0:1)

Tore: Lalic (37./Eigentor), Feiertag (56.), Macher (68.)

Vorwärts Steyr – Liefering 0:3 (0:2)

Tore: Fahrngruber (26./Eigentor), Anselm (33.), Major (47.)

Vorwärts Steyr – Liefering 0:3 (0:2)

Tore: Fahrngruber (26./Eigentor), Anselm (33.), Major (47.)

Austria Lustenau – Amstetten 1:3 (1:1)

Tore: Offenthaler (21./Eigentor) bzw. Wurm (11.), Gallhuber (64.), Kirim (90.)

Austria Lustenau – Amstetten 1:3 (1:1)

Tore: Offenthaler (21./Eigentor) bzw. Wurm (11.), Gallhuber (64.), Kirim (90.)

BW Linz – Dornbirn 4:0 (2:0)

Tore: Schubert (19., 71), Kostic (40., 64.)

Juniors OÖ – SV Horn 3:1 (1:0)

Tore: Würdinger (9.), Benko (85.), Breuer (87.) bzw. Vyhnalek (55.)

Tabelle: