Das vierte Saisonrennen bot vor allem zu Beginn und im Finish viele Turbulenzen. Nach zwei Safety-Car-Phasen aufgrund von Unfällen kontrollierte Hamilton vor Bottas das Geschehen, ehe im Finish die Reifen von gleich mehreren Fahrern kaputt gingen. Hamilton hätte seinen sicheren Sieg beinahe noch aus der Hand geben müssen, doch Verstappen kam nach den Problemen von Bottas noch an die Box.
Mit dem dritten Erfolg in Serie baute Hamilton seine Führung in der WM-Wertung auf Bottas aus und führt bereits mit 30 Punkten Vorsprung. Verstappen liegt unterdessen nur noch sechs Zähler hinter dem WM-Zweiten. Weiter geht es bereits am kommenden Wochenende mit dem zweiten Rennen an selber Stelle, der dann als Grand Prix zum 70-Jahr-Jubiläum in Silverstone in die Geschichtsbücher eingehen wird. Mercedes hat sieben der letzten acht Rennen in Silverstone gewonnen.
Hamilton, der abermals aus der Poleposition ins Rennen ging und dem mittlerweile nur noch vier Erfolge auf den Rekord von Michael Schumacher fehlen, konnte Alain Prost, der insgesamt sechsmal in Frankreich gewann, in der Kategorie Heimsiege hinter sich lassen. Apropos Frankreich: Renault belegte die Plätze vier (Daniel Ricciardo) und sechs (Esteban Ocon), dazwischen reihte sich Lando Norris mit seinem McLaren ein – der Brite ist in der WM-Wertung Vierter.
„Ich habe gebetet“
Thema Nummer eins war aber nach Rennende das dramatische Finish. „Bis zur letzten Runde war alles ruhig, die Reifen schauten super aus. Keine Probleme, dachte ich und nahm sogar noch Tempo raus, als ich plötzlich merkte, dass vorne irgendwas ist. Beim Bremsen sah ich dann, dass der Reifen fast von der Felge gesprungen ist. Zum Glück war nicht mehr kaputt“, sagte Hamilton nach dem Rennen. „Ich habe gebetet, wollte nur durch die beiden letzten Kurven kommen. Meine Sorge war zuerst nicht Verstappen, sondern die Frage, wie weit ich von der Ziellinie entfernt war. Als Max aber immer näher kam, wurde ich nervös. Am Schluss stieg ich sogar noch ein bisschen aufs Gas.“
Verstappen trauerte unterdessen dem verpassten Sieg nicht hinterher. „Mein Boxenstopp war rückblickend natürlich ein bisschen unglücklich. Meine Reifen war eigentlich okay, aber sie holten mich rein wegen der schnellsten Runde. Dann hatte Lewis den Schaden. Unglücklich gelaufen. Aber ich musste in erster Linie auf mich und meine Reifen schauen. Mit dem zweiten Platz bin ich deshalb zufrieden.“
Nicht zufrieden war naturgemäß Pechvogel Bottas. „Ich spürte von den Vorderreifen schon Vibrationen, sie wurden immer schlimmer. Der Schaden passierte dann echt an einer unglücklichen Stelle. Ausgerechnet zu Beginn der Runde, wo der Weg in die Box mit dem kaputten Reifen am weitesten ist.“ Leclerc sprach nach dem Rennen von Glück: „Wir sind aber auf dem Podium, und das ist, was zählt.“
Kollision kurz nach Start
Bereits der Beginn bot einige Turbulenzen auf der Rennstrecke mit leeren Tribünen: Zwar konnte das Mercedes-Duo nach dem Start etwas davonziehen, doch musste es sich schnell hinter dem Safety Car einreihen. Denn Haas-Pilot Kevin Magnussen krachte gegen Ende der ersten Runde mit dem thailändischen Red-Bull-Fahrer Alexander Albon zusammen und folglich in die Streckenbegrenzung, was das Rennende für den Dänen bedeutete. Albon, der schließlich noch Achter wurde, fuhr zunächst weiter, musste nach der Safety-Car-Phase allerdings in die Box und kassierte später auch eine Fünfsekundenstrafe.
Nach dem Neubeginn des Rennens blieb das Bild zunächst unverändert, Verstappen konnte sich dieses Mal auch Leclerc vom Leib halten. Beim Start hatte der Monegasse den Niederländer kurzfristig überholt, doch der Red-Bull-Pilot schlug schnell zurück.
Kwjat sorgt für nächste Safety-Car-Phase
Wiederum setzte sich Mercedes an der Spitze ab, doch rund zehn Runden später musste Bernd Mayländer im Safety Car erneut auf die Strecke. Grund war ein Abflug von Daniel Kwjat im Alpha Tauri, der im vollen Tempo in die Begrenzung einschlug. Der Russe kam mit dem Schrecken bzw. dem Ärger davon, der Russe entschuldigte sich via Funk bei seinem Team, was auf einen Fahrfehler schließen lässt, doch möglicherweise hatte auch ein Reifenschaden mit dem Unfall zu tun.
Das restliche Feld nützte jedenfalls die zweite Safety-Car-Phase, um in die Box abzubiegen und die Reifen zu wechseln. Nachdem Mayländer die Strecke wieder verlassen hatte, konnte Hamilton abermals seinen Spitzenplatz behaupten und kontrollierte das Rennen – bis eben kurz vor Schluss. Verstappen fuhr unterdessen weitestgehend sein eigenes Rennen, denn Leclercs Ferrari konnte mit dem Red Bull auf Dauer nicht mithalten. Doch noch in die Punkte fahren konnte der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel im zweiten Ferrari, der nach dem unfreiwilligen Boxenstopp von Bottas Zehnter wurde.
Geplatztes Comeback
Noch vor dem Start gab es bereits den ersten Aufreger in diesem Rennen: Nico Hülkenberg, der für den am Coronavirus erkrankten Mexikaner Sergio Perez im Racing Point kurzfristig hätte einspringen sollen, fiel wegen einer defekten Antriebseinheit um seinen 178. Start um, die Mechaniker schafften es in der Boxengasse nicht mehr, den Wagen rechtzeitig einsatzfähig zu machen. Der Deutsche könnte aber dann nächste Woche endgültig sein Comeback geben. Das hängt davon ab, ob Perez am Mittwoch oder Donnerstag von den Ärzten die Freigabe bekommt, um wieder ins Cockpit zurückzukehren.