Jubel bei PSG
Reuters/David Ramos
Champions League

Last-Minute-Sieg von PSG gegen Atalanta

Paris Saint-Germain steht erstmals seit 25 Jahren im Halbfinale der Champions League. Der Mitfavorit benötigte dafür am Mittwochabend zum Auftakt des Finalturniers in Lissabon aber eine gehörige Portion Glück. PSG verhinderte das Aus gegen Außenseiter Atalanta Bergamo mit zwei späten Toren. Nach dem 2:1-Sieg geht es im Halbfinale am Dienstag gegen RB Leipzig oder Atletico Madrid.

Die märchenhafte Saison Atalantas, des Clubs aus der vom Coronavirus besonders hart getroffenen Stadt in der Lombardei, endete mit einem Drama. Mario Pasalic hatte den Dritten der italienischen Serie A in der 27. Minute in Führung gebracht. Im Finish drehten Tore von Marquinhos (90.) und Eric Maxim Choupo-Moting (93.) aber die Partie noch.

PSG kratzte gerade noch die Kurve. Seit dem Einstieg der potenten Geldgeber aus Katar im Jahr 2011 war Frankreichs Serienmeister in der Königsklasse nie weiter als ins Viertelfinale vorgedrungen. Der Bann wurde nach der CoV-Pause unter besonderen Umständen gebrochen – mit einer Entscheidung in nur einem Spiel und ohne Zuschauer.

Mbappe-Einwechslung bringt neuen Schwung

Ein neuerliches Aus hätte Trainer Thomas Tuchel schwer in Bedrängnis gebracht. Angeschlagen war der Deutsche am Ende aber nur, weil er nach seinem Mittelfußknochenbruch auf Krücken jubeln musste. Auch Kylian Mbappe hatte seinen Anteil am Aufstieg. Der Weltmeister saß wegen seiner vor drei Wochen erlittenen Knöchelverletzung zwar vorerst nur auf der Ersatzbank, brachte nach seiner Einwechslung in der 60. Minute aber neuen Schwung.

Bei Atalanta fehlte im Estadio da Luz Topstar Josip Ilicic aus persönlichen Gründen. Dem Slowenen sollen die tragischen Auswirkungen des Coronavirus in Bergamo besonders nahe gegangen sein. Der 32-Jährige reiste nicht mit dem Team nach Lissabon. Im Achtelfinal-Rückspiel im März in Valencia (4:3) hatte er noch alle vier Tore erzielt.

Doch auch ohne große Namen kratzte Atalanta am erst zweiten Einzug der Clubgeschichte in ein Europacup-Halbfinale. 1987/88 waren die Lombarden im Cup der Cupsieger in die Vorschlussrunde vorgedrungen. In der Champions League durfte die von Gian Piero Gasperini betreute Mannschaft in dieser Saison überhaupt das erste Mal mitwirken.

Pasalic lässt Atalanta vom Aufstieg träumen

PSG hatte zwar schon vor der Pause mehr Spielanteile, Atalanta ging mit seinem schnörkellosen, geradlinigen Spiel aber nicht unverdient in Führung. Pasalic kam im Strafraum etwas glücklich an den Ball, weil Duvan Zapata gut nachgesetzt hatte. Der Kroate versenkte den Ball souverän im linken Eck. Davor hatte bereits Hans Hateboer mit einem Kopfball angeklopft (11.)

Jubel bei Atalanta
AP/Rafael Marchante
Durch das Tor von Mario Pasalic lag Außenseiter Atalanta von der 27. bis zur 90. Minute in Führung

Auf der Gegenseite ließ PSG-Superstar Neymar in ungewohnter Manier mehrere Großchancen liegen. Bereits in der dritten Minute schoss der Brasilianer alleine vor Bergamos Ersatztorhüter Marco Sportiello daneben. Nach einer Einzelaktion zielte Neymar ebenso zu ungenau (28.) wie nach einem missglückten Rückpass Atalantas (42.).

Neymar an beiden Toren beteiligt

Nach dem Seitenwechsel verlegte sich Atalanta primär auf das Verteidigen. Das schien lange gutzugehen, im Finish aber drehten die Pariser das Match. Marquinhos traf nach Ballannahme und Querpass von Neymar mit einem abgefälschten Schuss aus kurzer Distanz.

Die Entscheidung brachte drei Minuten später eine Kombination der beiden Superstars: Neymar bediente den im richtigen Moment gestarteten Mbappe, dessen Hereingabe versenkte Choupo-Moting zum umjubelten Siegestor. Zuletzt stand PSG 1995 im Champions-League-Halbfinale, damals scheiterten die Franzosen dort am AC Milan.

Stimmen zum Spiel:

Eric Maxim Choupo-Moting (PSG-Siegestorschütze): „Es war ein verrücktes Spiel, ein hartes Spiel gegen einen schwierigen Gegner. Es war nicht leicht. Neymar hat ein großartiges Spiel gespielt, unglaublich. Wir haben schon vier Trophäen gewonnen (in dieser Saison in Frankreich, Anm.), aber diese ist die wichtigste. Es ist so ein großer Club und wir werden weiterhin daran glauben.“

Neymar (PSG-Stürmer und Spieler des Spiels): „Das ist ein großer Abend. Es war schwer. Atalanta hat eine großartige Mannschaft, die die ganze Saison über gut gespielt hat. Sie sind die Überraschung des Wettbewerbs. Wir sind sehr zufrieden. Wir haben ein großes Spiel gespielt. Ich habe nie ans Ausscheiden gedacht, niemals daran, nach Hause zu fahren.“

Gian Piero Gasperini (Atalanta-Trainer): „Das Bedauern ist groß. Es hat so ausgesehen, als könnten wir es schaffen, und es wäre eine große Sache gewesen. Es bleibt eine starke Champions-League-Saison. Es war knapp und schien schon fast erledigt. Aber wenn man gegen eines der stärksten Teams der Welt spielt, technisch und athletisch, dann ist es schwierig. Die Champions League ist ein besonderer Wettbewerb, einer der Details. Und die Details entscheiden, wenn es auf dem Platz so ausgeglichen zugeht.“

Champions-League-Finalturnier, Viertelfinale

Mittwoch:

Atalanta Bergamo – Paris Saint-Germain 1:2 (1:0)

Lissabon, Estadio da Luz, SR Taylor (ENG)

Tore: Pasalic (27.) bzw. Marquinhos (90.), Choupo-Moting (93.)

Atalanta: Sportiello – Toloi, Caldara, Djimsiti (60./Palomino) – Hateboer, de Roon, Freuler, Gosens (82./Castagne) – Pasalic (70./Muriel), Gomez (59./Malinowskij) – Zapata (82./Da Riva)

Paris SG: Navas (79./S. Rico) – Kehrer, Thiago Silva, Kimpembe, Bernat – Herrera (72./Draxler), Marquinhos, Gueye (72./Paredes) – Sarabia (60./Mbappe), Icardi (79./Choupo-Moting), Neymar

Gelbe Karten: Djimsiti, Freuler, De Roon, Zapata, Toloi, Palomino bzw. Bernat, Herrera, Paredes