Thomas Mueller (Bayern)
APA/AFP/Rafael Marchante
Champions League

Bayern-Torlawine überrollt Barcelona

David Alaba und Bayern München haben den Viertelfinal-Schlager der Champions League beim Finalturnier in Lissabon eindrucksvoll für sich entschieden. Der deutsche Meister fertigte den FC Barcelona im Estadio da Luz mit 8:2 ab und bleibt damit auf Kurs zum Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Bereits nach einer Hälfte stand es 4:1 für die Bayern – obwohl ausgerechnet Alaba ein sehenswertes Malheur passierte.

Der österreichische Teamspieler bugsierte in der siebenten Minute den Ball spektakulär ins eigene Tor und bescherte Barcelona somit den Ausgleich zum 1:1, nachdem kurz davor Thomas Müller für den Traumstart der Bayern gesorgt hatte. Seine Kollegen bügelten Alabas Eigentor aber spektakulär aus. Ivan Perisic (21.), Serge Gnabry (27.) und abermals Müller (31.), der mit seinem 113. Spiel in der Champions League Philipp Lahm als deutschen Rekordspieler ablöste, sorgten vor der Pause für klare Verhältnisse.

Nach dem Seitenwechsel ließ Luis Suarez mit dem Treffer zum 2:4 Barcelona noch einmal kurz auf ein Wunder hoffen (57.), doch Joshua Kimmich erstickte die zarten Hoffnungen nach sehenswerter Vorarbeit von Alphonso Davies nur sechs Minuten später im Keim (63.). Torjäger Robert Lewandowski mit seinem 14. Treffer im laufenden Bewerb (82.) und zweimal der kurz davor eingewechselte Philippe Couthino (85., 89.) machten die Demütigung von Lionel Messi, der in der ersten Hälfte die Stange getroffen hatte, und Barca endgültig.

Erinnerungen an 2013

Alaba und Co. behielten mit der Gala gegen Barcelona auch ihre weiße Weste in dieser Saison. Für die Münchner war es der neunte Sieg in der Königsklasse im neunten Spiel. Barcelona bleibt hingegen zum ersten Mal seit 2009 ohne großen Titel, nachdem man auch in der spanischen Meisterschaft Real Madrid den Vortritt lassen musste. Die Tage von Coach Quique Setien dürften nach dieser Blamage, die an das deutsche 7:1 über Brasilien im WM-Semifinale von 2014 erinnerte, gezählt sein.

Die Bayern zogen nach RB Leipzig als zweiter deutscher Club ins Halbfinale des Finalturniers ein und treffen nun am Mittwoch auf den Sieger des Duells zwischen dem englischen Vizemeister Manchester City und dem französischen Juventus-Bezwinger Olympique Lyon. Am Dienstag trifft Leipzig auf Paris Saint-Germain. Zuletzt standen 2013 mit Bayern und Dortmund zwei deutsche Teams in der Vorschlussrunde, damals trafen sich beide auch im Finale.

Turbulenter Start

Bayern-Trainer Hansi Flick setzte vor leeren Tribünen im Estadio da Luz auf die zuletzt gegen Chelsea siegreiche Elf. Alaba begann wie zuletzt gewohnt als zentraler Organisator der Abwehr. Bei Barcelona saß der französische Weltmeister Antoine Griezmann zu Beginn nur auf der Bank, Messi und Suarez starteten ganz vorn. Statt einer Dreierreihe im Angriff hatten die Katalanen so vier Mann im Mittelfeld, erst mit dem Wiederbeginn wurde Griezmann eingetauscht.

In einer von Anfang an lebendigen Partie gehörte die erste Chance Barcelona, da Suarez Manuel Neuer prüfte. Doch schon nach 180 Sekunden zappelte der Ball im Netz von dessen Konkurrenten um die Nummer eins im deutschen Team Marc-Andre ter Stegen. Perisic flankte von links auf Müller, der etwas außerhalb des Strafraums postiert war. Das Bayern-Urgestein spielte sofort volley auf Lewandowski weiter, der wieder für Müller abtropfen ließ – der ließ sich dann die Chance aus etwa 13 Metern nicht nehmen.

Die Antwort von Barcelona kam prompt durch einen weiten Ball über die linke Angriffsseite, wo Jordi Alba Kimmich enteilte. Alaba rutschte in sein Zuspiel, was den Ball in einer unglücklichen Flugkurve über Neuer ins Tor segeln ließ. Seit einem kuriosen Eigentor in einem Test mit dem ÖFB-Team im Mai 2016 gegen Malta hatte der Wiener nicht mehr ungewollt in den eigenen Kasten getroffen. Damals hatte es sich nach eigenen Angaben um sein erstes Eigentor gehandelt. Abgesehen von seinem Fauxpas bot der in einem Vertragspoker steckende Alaba aber erneut eine grundsolide Vorstellung.

David Alaba (BAY)
Reuters/Manu Fernandez
Alaba (l.) fabrizierte zwar ein spektakuläres Eigentor, doch das blieb letztlich ohne Folgen

Bayern nutzt Barcas Schwächen eiskalt

Mit Chancen von Suarez (10.) und einem Stangenschuss von Messi, der ansonsten aber weit unter seinen Möglichkeiten blieb, eine Minute später (11.) hatte der spanische Vizemeister dann aber nur kurz Oberwasser. Denn defensiv standen die Blau-Roten oft viel zu weit weg von den Gegenspielern, in den Zweikämpfen schwächelten die Katalanen eklatant. Ein Umstand, den die Bayern eiskalt ausnutzten und eine Torlawine ins Rollen brachten.

Nach einem Ballverlust im Mittelfeld und dem Pass vom agilen Gnabry traf zuerst Perisic mit links aus spitzem Winkel ins lange Eck. Einer ansatzlosen Vorlage von Leon Goretzka folgte dann ebenso trocken das 3:1 durch Gnabry selbst. Kimmich fand kurz darauf Müller am Fünfer-Eck, der zum Doppelpack abstaubte. Nach einem furiosen Solo fand Davies Kimmich in der Mitte, und der schob locker ein. Damit war die Entscheidung gefallen. Goalgetter Lewandowski gelang per Kopf auch noch sein Tor, der eingewechselte Coutinho finalisierte schließlich mit zwei Treffern die Barca-Blamage.

Stimmen zum Spiel:

Thomas Müller (Bayern-Doppeltorschütze): „Wir waren einfach brutal dominant, vor allem gegen den Ball. Aber wichtig ist, dass wir auf dem Platz die Sachen machen, die wir machen wollen. Und dass jeder sich quält. Es ist auch oft ein guter Teamgeist, wenn man abends einen trinken geht, da ist die Stimmung schon oft gut gewesen.“

Leon Goretzka (Bayern-Stürmer): „Es ist schwierig so kurz nach dem Spiel, aber wir sind natürlich sehr euphorisch. So richtig klar wird einem das erst in den nächsten Tagen. Das 1:1 war ein kleiner Dämpfer. Aber dann die Moral zu zeigen und sich nicht beirren zu lassen“, sei das Erfolgsrezept gewesen. Das Selbstvertrauen sei nun da, „aber das war erst ein Schritt von drei“.

Champions-League-Finalturnier, Viertelfinale

Freitag:

FC Barcelona – Bayern München 2:8 (1:4)

Lissabon, Estadio da Luz, SR Skomina (SLO)

Tore: Alaba (7./Eigentor), Suarez (57.) bzw. Müller (4., 31.), Perisic (22.), Gnabry (27.), Kimmich (63.), Lewandowki (82.), Coutinho (85., 89.)

Barcelona: Ter Stegen – Semedo, Pique, Lenglet, Jordi Alba – Roberto (45./Griezmann), Busquets (70./Fati), F. de Jong – Vidal – Messi, Suarez

Bayern: Neuer – Kimmich, Boateng (76./Süle), Alaba, Davies (84./Lucas Hernandez) – Goretzka (84./Tolisso), Thiago – Gnabry (75./Philippe Coutinho), Müller, Perisic (67./Coman) – Lewandowski

Gelbe Karten: Suarez, Jordi Alba, Vidal bzw. Boateng, Davies, Kimmich