Der Spanische Manchester City’s Manager Pep Guardiola.
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Champions League

Manchester Citys Leiden findet Fortsetzung

Der Traum vom Triumph in Europa ist einmal mehr ausgeträumt. Manchester City muss zumindest ein weiteres Jahr auf den Gewinn der Champions League warten. Die Startruppe mit Starcoach Josep Guardiola an der Linie unterlag am Samstag im Viertelfinale gegen Olympique Lyon in Lissabon mit 1:3 und schied neuerlich vorzeitig aus. Guardiola musste sich daraufhin Vorwürfe gefallen lassen, falsche Entscheidungen getroffen zu haben.

Trainer Guardiola versuchte aber bereits unmittelbar nach dem Spiel, optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Es ist, was es ist“, sagte der spanische Startrainer. „Eines Tages werden wir die Lücke zum Halbfinale schließen.“ Bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten war City mit Guardiola im Viertelfinale gescheitert.

„Wir müssen den Club wieder aufbauen“, sagte der frühere Trainer u. a. des FC Bayern, der im Semifinale des Finalturniers auf seinen Ex-Club getroffen wäre. „In diesem Wettbewerb muss man perfekt sein. Wir werden es wieder versuchen“, so Guardiola, dessen Vertrag noch bis 2021 läuft. „So ist das Leben, man muss wieder aufstehen.“ Die englische Presse kritisierte allerdings den City-Coach und warf ihm unter anderen dessen „Vorsicht“ und „Konservativismus“ vor.

Überraschungsteam Lyon fordert Bayern

Im Semifinale der Champions League kommt es zum Duell zwischen Olymique Lyon und dem FC Bayern München. Nach Siegen gegen Juventus und Manchester City wollen die Franzosen nun auch den Bayern das Leben schwer machen.

Kritik an Guardiolas Taktik

Guardiola hatte etwa den offensiven Mittelfeldspieler Phil Foden durch den jungen Innenverteidiger Erik Garcia (19) ersetzt, und Lyon nutzte den Raum perfekt aus. Als City auf seine gewohnte Angriffsformation zurückgriff, kam Lyon durch „Joker“ Moussa Dembele (79., 87.) aus zwei Kontern zum 3:1. Kevin De Bruyne (69.) hatte die Führung durch Maxwel Cornet (24.) ausgeglichen. „Die Rettung kam von der Bank“, sagte Lyon-Coach Rudi Garcia. Lyon hatte sich trotz der langen Matchpause wegen des frühen Abbruchs der Ligue 1 am 29. März in starker Form präsentiert.

Just Guardiola spielte nach dem Match die Bedeutung der Taktik herunter. „In diesem Bewerb ist die Taktik nicht das Wichtigste. Wenn man so spielt wie wir in den letzten 20 Minuten, zeigt sich, dass die Taktik nicht das Problem ist“, sagte der Katalane. „Ich weiß nicht, warum es nicht geklappt hat, aber ich weiß, warum wir so gespielt haben“, sagte er. Die englischen Gazetten wiesen aber fast einhellig dem Coach die Schuld zu. „Wie oft, Pep, wie oft? Dass Pep Guardiola K.-o.-Spiele überkompliziert, ist zu einer solchen Binsenweisheit geworden, da scheint es unmöglich, dass ein Trainer mit so klarem Denken diesem Muster noch folgt“, schrieb der „Guardian“.

„Ein anderes Jahr, dieselbe Geschichte“

Ausgleichstorschütze De Bruyne war nach dem Spiel jedenfalls gezeichnet. „Ein anderes Jahr, dieselbe Geschichte. Die erste Halbzeit war nicht gut genug von uns. Wir haben schlecht angefangen und hatten dann nicht mehr so viele Optionen“, sagte der Belgier, der als Spieler der Saison in der Premier League ausgezeichnet wurde.

Die Riesenchance auf den Ausgleich zum 2:2 vergab Raheem Sterling, der aus kurzer Distanz das leere Tor verfehlt hatte. „In dieser Situation musst du das Spiel mit dem Ausgleich in die Verlängerung schicken. Danach haben wir das dritte Tor gefangen, und es was vorbei“, analysierte Guardiola trocken. „Wir hatten mehr Chancen“, sagte der 49-Jährige, der mit dem FC Barcelona zweimal die Königsklasse gewinnen konnte. Aber wie mit Manchester City (viermal) scheiterte Guardiola auch zuvor mit den Bayern (dreimal) jeweils vorzeitig.

Manchester City’s englischer Mittelfeldspieler Raheem Sterling (L) verfehlt eine Torchance im UEFA Champions League Viertefinalspiel gegen Olympique Lyon.
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Raheem Sterling vergab vier Minuten vor Schluss die Riesenchance auf den 2:2-Ausgleich

„Wir verdienen es, hier zu sein“

Olympique Lyon darf hingegen weiter von der Sensation träumen und trifft im Halbfinale, das erstmals nur aus Teams aus Frankreich und Deutschland besteht, auf Bayern München. „Wir verdienen es, hier zu sein“, sagte Trainer Rudi Garcia nach dem Spiel. „Ich hoffe, wir schaffen es ins Finale. Wir können sehr darauf hoffen, das zu erreichen.“ Im Achtelfinale hatte OL auch schon den italienischen Rekordmeister Juventus Turin um Superstar Cristiano Ronaldo bezwungen.

Der Siebente der französischen Liga war im Finale des heimischen Ligacups zuletzt Paris SaintGermain erst im Elferschießen unterlegen und forderte im CL-Finalturnier den englischen Vizemeister mehr, als diesem lieb war. „Wir wussten, dass Pep etwas aushecken könnte, das uns Probleme bereitet. Aber am Ende haben wir unser taktisches System im Griff gehabt, auch wenn es sich im Match geändert hat“, sagte Garcia, der mit Marseille 2017/18 das Europa-League-Finale erreicht hatte und in der Vorschlussrunde Salzburg besiegt hatte.

„Joker“ Dembele sticht doppelt

Mit der Einwechslung des Doppeltorschützen Dembele bewies Garcia ein Goldhändchen: „Moussa war enttäuscht, dass er nicht von Beginn an spielen durfte. Aber ich habe ihm gesagt, dass er noch sehr wichtig werden könne. Wie die ersten beiden Viertelfinale wurde auch dieses Spiel von den Einwechselspielern entschieden.“

Dembele bezeichnete nun die Bayern zwar erneut als klaren Favoriten. „Aber der Geist in unserer Mannschaft hat sich verändert. Wir wissen jetzt, dass wir ein großes Team sind“, sagte der 24-jährige Franzose. Auch Garcia sieht sein Team gegen den deutschen Rekordmeister, der Lyon 2009/10 im Halbfinale gestoppt hatte, in der Rolle des „Underdogs“. „Wir brauchen ein weiteres Schockresultat, wie schon gegen Juventus und City. Ich hoffe, wir schaffen es.“

Macron jubelt mit

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron freut sich bereits auf die deutsch-französischen Halbfinal-Spiele in der Champions League. „In Brüssel und auf dem Feld – Deutschland und Frankreich sind die Motoren Europas“, twitterte der 42-Jährige nach dem 3:1.

„Bundeskanzlerin Merkel wird es mir nicht übel nehmen, dass ich am Dienstag und Mittwoch Paris und Lyon unterstütze“, schrieb Macron. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wird am Donnerstag zu einem Besuch in Marcrons Präsidentenresidenz Fort de Bregancon erwartet.