Romelu Lukaku (Inter Mailand)
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Europa League

Inter Mailand für Finale doppelt motiviert

Nach 21 Jahren steht am Freitag (21.00 Uhr) mit Inter Mailand erstmals wieder ein italienischer Club im Endspiel der Europa League. Die „Nerazzuri“ gewannen den Bewerb, vormals als UEFA-Cup bekannt, 1991, 1994 und 1998. Auch gegen den fünffachen Rekordsieger FC Sevilla (2006, 2007, 2014–2016) geht man als Favorit in die Partie in Köln, denn der Weg dorthin war geprägt von starken Leistungen und Rekorden.

„Rekorde zu brechen ist schön. Aber wir sind hier, um zu gewinnen“, sagte Torjäger Romelu Lukaku. Mit seinem Doppelpack beim 5:0 im Halbfinale gegen Schachtar Donezk baute der Belgier seine Bestmarke aus. Er ist der erste Spieler, der in zehn aufeinanderfolgenden Europa-League-Spielen traf. Mit ihm, seinem kongenialen und ebenso zweimal erfolgreichen Sturmpartner Lautaro Martinez und einer eisernen Defensive um Routinier Diego Godin scheint Inter kaum zu stoppen.

Dieses Inter sei „ein Wunder“ und „der Perfektion nahe“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ am Dienstag. Der „Corriere della Sera“ urteilte: „Auf diesem Niveau hat Inter nur wenige echte Gegner.“ Sogar Trainer Antonio Conte wurde überschwänglich. „Die Spieler verdienen jedes Lob“, sagte er: „Donezk hat nicht schlecht gespielt. Aber wir haben so gespielt, dass sie wie eine durchschnittliche Mannschaft aussahen.“

„Wollen Pokal zurück nach Italien holen“

Nie zuvor gab es in einem EL-Halbfinale oder auch des Vorgängerwettbewerbs UEFA-Cup einen solch deutlichen Sieg. Und das, obwohl es normalerweise Hin- und Rückspiele gab. Durch den Finaleinzug sorgte Inter für erste Erleichterung in Italien. Denn die Serie A wartet nicht nur seit 1999 auf einen Erfolg im kleinen Europacup. Seit Parmas letztem Erfolg vor 21 Jahren stand überhaupt kein italienischer Club mehr im Finale, nachdem es zwischen 1989 und 1999 vier italienische Endspiele und nur einmal ein Finale ohne Italien gegeben hatte. „Wir wollen den Pokal zurück nach Italien bringen“, sagte Conte.

Antonio Conte, Trainer von Inter Mailand
Reuters/Lars Baron
Inter-Trainer Conte will den Titel nicht nur für den Club, sondern auch für das Land zurückholen

Der Coach erhielt auch höchstes Lob von seinem Konterpart bei Sevilla. „Sie spielen auf einem großartigen Niveau. Es ist ein Team, das für die Champions League gemacht ist und nur einen Punkt hinter Juventus (Italiens Meister, Anm.) landete. Sie haben herausragende Spieler und einen erfahrenen Trainer“, sagte Julen Lopetegui.

Sevilla im Finale noch ohne Niederlage

Für den 53-Jährigen ist das Duell auch eine große Chance. Bei Spaniens Nationalmannschaft wurde er 2018 noch vor dem ersten WM-Spiel entlassen, weil er seinen Wechsel zu Real Madrid angekündigt hatte.

Die „Königlichen“ trennten sich von ihm dann schon im Oktober nach zehn Runden. Neun Monate später übernahm Lopetegui Sevilla, am Ende seiner ersten Saison steht er mit den Andalusiern prompt wieder im Finale „ihres“ Wettbewerbs, in dem sie im Finale noch keine Niederlage erlitten. Zudem geht Sevilla mit dem Selbstvertrauen von zuletzt 20 Pflichtspielen ohne Niederlage ins Finale.

Suso (Sevilla) jubelt über sein Tor gegen Manchester United
APA/AFP/Martin Meissner
Europa-League-Rekordsieger Sevilla ließ im Halbfinale Manchester United hinter sich

Die Andalusier, in einer heimischen Liga mit dem FC Barcelona, Real Madrid und Atletico Madrid quasi ohne Meisterchance, haben den Wettbewerb als ihre Nische und Lieblingsdisziplin auserkoren. „Man sollte überlegen, diesen Wettbewerb umzutaufen und Sevilla League zu nennen. Denn in der Europa League gelten nicht die Gesetze des Fußballs, hier gelten die Regeln des FC Sevilla“, so das Fachblatt „AS“.

In einer Saison, in der die Primera Division erstmals seit 13 Jahren nicht im Champions-League-Halbfinale vertreten war – weil Real schon im Achtelfinale scheiterte, Barcelona sich mit einem 2:8 vom FC Bayern demütigen ließ und Atletico gegen RB Leipzig ausschied – sind plötzlich alle Augen auf Sevilla gerichtet. Die „Marca“ bezeichnete das Team zuletzt denn auch als „Stolz Spaniens“.