Die österreichischen Judoka Marko Bubanja and Shamil Borchashvili.
GEPA/Harald Steiner
Judo

Deutschland Gegner beim Neustart

Als Kontaktsport hat Judo in Zeiten der Coronavirus-Pandemie weit mehr Probleme als andere Sportarten. Mit einem Länderkampf am Donnerstag im Wiener ORF-Zentrum gegen Deutschland (20.15 Uhr, live in ORF Sport +) soll nun der Neustart gelingen.

Mit Quarantänecamps und einem Sicherheitskonzept hielt man in Österreich den Trainingsbetrieb über die vergangenen Monate aufrecht. Ausgerechnet wenige Tage vor dem Länderkampf wurden drei Athleten aus dem Nationalteam positiv auf das Coronavirus getestet. Das Duell soll dennoch stattfinden, Martin Poiger, der Präsident des Österreichischen Judoverbands (ÖJV), verwies auf ein greifendes Kontrollnetz.

Es sei aber generell schwierig, die Balance zu finden. Schließlich gelte es, keine Coronavirus-Fälle zu haben und trotzdem etwas für die Mitglieder zu tun, um sie nicht zu verlieren. Fehlende internationale Trainingslager und die Ungewissheit setzten den Sportlern zu. „Du kannst nicht für irgendetwas trainieren, das irgendwann ist. Das ist für die Leute psychologisch schwierig“, sagte Poiger.

„Wir treten nicht in Bestbesetzung an“

Neben dem Wettkampf am Donnerstag soll es für die Athleten und Athletinnen auch gemeinsame Trainings mit den Deutschen geben. „Seit sechs Monaten warten wir auf internationale Vergleichsmöglichkeiten, so eine lange Pause ist selbst für mich Neuland“, sagte die 40-jährige Sabrina Filzmoser, die in der Klasse bis 57 kg auf die 24-jährige Theresa Stoll trifft.

Die österreichische Judoka Sabrina Filzmoser.
GEPA/Jennifer Vass
Filzmoser freut sich schon auf das Kräftemessen

Nicht dabei sind die Olympiafünfte Bernadette Graf (bis 78 kg) wegen einer Rückenverletzung, Aaron Fara (bis 100 kg) wegen Knieproblemen sowie Lisa Dengg (bis 48 kg) wegen eines Kreuzbandrisses. „Wir treten nicht in Bestbesetzung an. Da wird’s gegen die Deutschen für uns noch schwerer. Wir sind klarer Außenseiter, ein Remis wäre für uns schon wie ein Sieg“, sagte Herren-Nationaltrainer Patrick Rusch. Das jüngste Duell hatte das ÖJV-Mixed-Team 2019 bei der EM in Minsk mit 4:2 gewonnen und Bronze geholt.

Meisterschaften ohne Zuschauer

Abseits des Länderkampfes gilt derzeit die Order, dass niemand ins Ausland zum Trainieren fährt und der Verband auch niemanden einlädt. Für den Herbst sind im Elitebereich dann aber bilaterale Zusammenarbeiten geplant, etwa mit Slowenien und Ungarn.

Präsident der europäischen Judo Union Martin Poiger.
GEPA/Jennifer Vass
Poiger hofft, dass man bald wieder größere Turniere austragen kann

Der ÖJV hat die Bundesliga für heuer abgesagt, für die allgemeine Klasse in Oberwart und die U16 in Eferding soll es jeweils im Oktober Meisterschaften ohne Zuschauerbeteiligung geben. „Die Alternative, jetzt alles abzusagen, war keine. Wir werden es durchführen, auch im Wissen, dass es nicht hundertprozentig fair ist“, sagte der Verbandschef und sprach demit die dann geltende Ampelregelung an.

TV-Hinweis

„Club ORF Sport +“ widmet sich am Donnerstag um 18.00 Uhr live aus dem ORF-Zentrum dem Thema „Kampf um den Kampfsport“.

Zu Gast sind u. a. Judoka Sabrina Filzmoser und Boxer Marcos Nader, zugeschaltet wird Karateka Bettina Plank und die Olympiasiebente im Judo, Katrin Unterwurzacher.

EM in Prag soll unbedingt stattfinden

Poiger hat in der Europäischen Judounion (EJU) die Büroleitung inne und ist in die Kalendererstellung eingebunden. Man terminisierte die abgesagten Turniere für den Herbst neu, sagt aber derzeit laufend wieder welche ab. „Wir sind dabei, ein paar Events zu retten. Aus europäischer Sicht ist die EM im November in Prag das Nonplusultra. Die ist das Allerletzte, das wir absagen. Dort sind vom Weltverband Olympiapunkte zugesagt.“

Mit Tschechien müsse ein Konzept erarbeitet werden, das „ähnlich wie in Spielberg“ aussehen soll, verwies Poiger auf die Motorsportveranstaltungen in der Steiermark. Vonseiten des Internationalen Judoverbands (IJF) wäre im September der Grand Prix in Zagreb als erstes Turnier angesetzt, das ist eher unwahrscheinlich. Realistisch ist ein Wiederbeginn in der zweiten Oktober-Hälfte, ein Sicherheits- und Hygienekonzept liegt bereits vor.