Alaphilippe startete auf dem 187 km langen, bergigen Teilstück von und nach Nizza elf Kilometer vor dem Ziel eine seiner unnachahmlichen Attacken und setzte sich in einer dreiköpfigen Ausreißergruppe gegen den Schweizer Marc Hirschi und den Briten Adam Yates durch. Ähnlich hatte der 28-Jährige vor einem Jahr auf der dritten Etappe triumphiert und anschließend 14-mal das Gelbe Trikot getragen.
Für Alaphilippe, der seinen insgesamt fünften Tour-Etappensieg bejubelte, war es der erste Rennsieg in einer bisher deutlich schwieriger verlaufenen und von der Pandemie beeinträchtigten Saison. „Mir hat das Siegen wirklich gefehlt“, sagte der Franzose. „Ich habe seit dem Beginn der Saison nichts gewonnen. Ich war immer sehr konzentriert, auch in der schwierigen Zeit, die wir in diesem Jahr hatten.“
Gogl und Pöstlberger in Ausreißergruppe
Bereits kurz nach dem Start hatten sich acht Fahrer abgesetzt. Gogl (NTT) und Pöstlberger (Bora) blieben auch dabei, als sich die Gruppe auf sechs Mann verkleinerte. Gogl kam bei beiden Bergwertungen der ersten Kategorie als Dritter durch. Bei der zweiten, der Passhöhe des Col de Turini 87 Kilometer vor dem Ziel, betrug der Vorsprung auf das Hauptfeld 3:30 Minuten.
In der Abfahrt teilte sich die Ausreißergruppe, Pöstlberger war auch im zwischenzeitlichen Führungstrio vertreten. Nach einem neuerlichen Zusammenschluss und einer aktiveren Fahrweise im Hauptfeld waren die Ausreißer rund 40 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Gogl setzte sich kurz alleine an die Spitze, seine Gegenwehr war aber vergebens. Im Spitzenfeld war am Ende kein Österreicher mehr vertreten.
Späte Attacke von Alaphilippe
Auf dem letzten kurzen Anstieg zwölf Kilometer vor dem Ziel attackierte Alaphilippe. Zuerst folgte nur Hirschi, dann schloss auch Yates auf. Auf der Zielgeraden brauste bereits das Feld heran, Alaphilippe rettete aber eine halbe Radlänge auf Hirschi ins Ziel. In der Gesamtwertung führt er nun vier Sekunden vor Yates und sieben vor Hirschi.
Die Favoriten um Vorjahressieger Egan Bernal erreichten mit der ersten größeren Gruppe das Ziel. Zeit verlor nach einem Sturz dessen kolumbianischer Landsmann Daniel Martinez, der die Generalprobe Criterium du Dauphine gewonnen hatte.
Auftaktsieger Alexander Kristoff hatte bereits auf der Auffahrt zum Col de Turini den Anschluss an das Feld verloren. Der Norweger musste das Gelbe Trikot mit mehr als 20 Minuten Rückstand an Alaphilippe abgeben. Am Montag geht es von Nizza über 198 km, die letzten 50 davon flach, nach Sisteron, ehe am Dienstag in Orcieres-Merlette die erste Bergankunft der 107. Tour-Auflage ansteht.