Der kolumbianische Team Ineos Radfahrer Egan Bernal.
APA/AFP/Kenzo Tribouillard
Tour de France

Vorjahressieger Bernal steigt aus

Titelverteidiger Egan Bernal ist aus der 107. Tour de France ausgestiegen. Kurz vor dem Start zur Königsetappe in Grenoble teilte sein Team Ineos am Mittwoch den Verzicht des 23 Jahre alten Kolumbianers mit.

„Egan ist ein echter Champion, der es liebt, Rennen zu fahren, aber er ist auch ein junger Fahrer, der noch viele Touren vor sich hat, und zu diesem Zeitpunkt halten wir es unterm Strich für klüger, mit dem Rennen aufzuhören“, sagte Teamchef Dave Brailsford. Bernal werde sich nun erholen und sich neue Ziele für die Saison setzen.

Vor der 17. Etappe von Grenoble auf den Col de la Loze lag der Titelverteidiger in der Gesamtwertung als 16. knapp über 19 Minuten hinter dem Führenden Primoz Roglic aus Slowenien. Am Sonntag war Bernal auf dem 15. Teilstück eingebrochen und hatte alle Chancen eingebüßt. Er hatte bereits das Vorbereitungsrennen Criterium du Dauphine aufgeben müssen und war angeschlagen zur Tour gereist.

„Die richtige Entscheidung“

„Natürlich wollte ich nicht, dass meine Tour de France so endet, aber ich stimme zu, dass es unter den gegebenen Umständen die richtige Entscheidung für mich ist“, wurde Bernal in der Teammitteilung zitiert.

„Ich habe den größten Respekt vor diesem Rennen und freue mich schon jetzt darauf, in den kommenden Jahren wiederzukommen.“ Im vergangenen Jahr hatte er die Frankreich-Rundfahrt als jüngster Fahrer seit mehr als einem Jahrhundert gewonnen.

Auf das falsche Pferd gesetzt

Mit dem Ausstieg von Bernal nimmt auch die Kritik an Ineos-Teamchef Dave Brailsford zu. Dieser hat sich offenbar gehörig verkalkuliert, als er vor der Tour die beiden Ex-Sieger Chris Froome und Geraint Thomas aus dem Kader befördert und ganz auf die Karte Bernal gesetzt hatte. „Man nimmt seine Big Player zu solchen Rennen mit“, sagte Ex-Tour-Champion Sir Bradley Wiggins. „Allein ihre Präsenz beim Abendessen, auf den Flachetappen oder auf der Startliste“ habe eine Wirkung, so der mehrfache Olympiasieger.

Dass Thomas bei der stark besetzten Radrundfahrt Tirreno – Adriatico zeitgleich auf den zweiten Gesamtrang gefahren war, hat Brailsfords Entscheidung nur noch fragwürdiger aussehen lassen. Froome, der nach seinem schlimmen Sturz vor einem Jahr immer noch seine Form sucht, hätte wohl weniger helfen können. Gleichwohl sieht der Vierfachgewinner das anders: „Ich wäre gerne zur Tour gefahren und hätte eine Rolle spielen können.“