Jubel von Tadej Pogacar
Reuters/Stephane Mahe
Tour de France

Pogacar fixiert Sensationserfolg

Tadej Pogacar ist sensationell im Gelben Trikot in Paris und damit am Ziel seiner Träume angekommen. Einen Tag vor seinem 22. Geburtstag gewann er am Sonntag als erster Slowene die Tour de France. Zudem durfte er gleich bei seinem Tour-Debüt das weiße Trikot für den besten Nachwuchs- und das gepunktete Trikot für den besten Bergfahrer entgegennehmen.

Die Schlussetappe über 122 Kilometer von Mantes-la-Jolie nach Paris gewann der Ire Sam Bennett im Massensprint vor dem dänischen Weltmeister Mads Pedersen und dem Slowaken Peter Sagan. „Das ist unglaublich, einfach nicht zu begreifen. Es war mein Traum, einmal bei der Tour zu starten. Jetzt habe ich sie gewonnen“, sagte Pogacar.

„Das ist alles zu groß für mich“, so der Slowene, der im UAE-Team während der Tour quasi auf sich allein gestellt war und im Wind der siebenten Etappe schon 1:21 Minuten auf die Favoriten verloren hatte, sich aber zurückkämpfte. „Ich bin nur ein Kind aus Slowenien, habe zwei Schwestern und einen Bruder. Was soll ich sagen?“

Triumphfahrt für Pogacar bei Tour de France

Die letzte Etappe bei der Tour de France wurde zur Triumphfahrt für Tadej Pogacar. Der Slowene hatte sich schon am Samstag den Sieg der Rundfahrt gesichert. Am Sonntag ging es nur noch darum, sicher das Ziel in Paris zu erreichen.

Roglic im Bergzeitfahren noch abgefangen

In einem famosen Bergzeitfahren nach La Planche des Belles Filles hatte er seinen bis dahin so souveränen Landsmann Primoz Roglic (Jumbo-Visma) in der Gesamtwertung am vorletzten Tag noch überholt. Ähnlich wie Greg Lemond, der 1989 in einem denkwürdigen Zeitfahren auf den Champs Elysses das Gelbe Trikot dem Franzosen Laurent Fignon noch ausgezogen hatte.

Der US-Amerikaner war hellauf begeistert von der Triumphfahrt Pogacars. „Ich habe vor dem Fernseher geschrien. Das ist die Geburt eines großen, großen Champions“, sagte Lemond, der Fignon einst um acht Sekunden abgefangen hatte. Roglic lag in Paris nach insgesamt 3.484 Kilometern 59 Sekunden hinter seinem Landsmann.

Der slowenische Radfahrer Tadej Pogacar.
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
Mit einer überragenden Leistung im entscheidenden Bergzeitfahren riss Pogacar am vorletzten Tag das Gelbe Trikot an sich

Pogacar hat bei dieser Tour aber nicht nur drei Etappen gewonnen, sondern auch drei Bergrekorde aufgestellt. Den Col de Peyresourde, den Grand Colombier und letztlich eben den Anstieg nach La Planche des Belles Filles fuhr er in neuer Bestzeit hinauf.

Zweitjüngster Tour-Sieger

Dabei hatte er eigentlich nur davon geträumt, bei der Tour zu starten. „Und jetzt trage ich das Gelbe Trikot“, sagte er. Übrigens war nur ein Tour-Sieger in bisher 107 Auflagen jünger: Henri Cornet stand 1904 bei der zweiten Tour beim Finale kurz vor seinem 20. Geburtstag, den Sieg bekam er nach der Disqualifikation der vier besten Fahrer allerdings erst Monate später zugesprochen.

Die Größten des Radsports verneigten sich vor Pogacar. „Ich wusste schon nach der Vuelta, dass er ein Großer ist. So eine Nummer macht man nicht, wenn man kein Talent hat“, sagte der fünffache Tour-Champion Eddy Merckx. Und Lance Armstrong, inzwischen in Radsportkreisen geächtet und wegen seiner Dopingvergangenheit lebenslang gesperrt, sprach von einer „Leistung für die Ewigkeit“. Vielleicht sei es die beste jemals gewesen.

Talentprobe bei Vuelta

Pogacars Talent zeigte sich schon früh. Mit neun Jahren war er zum Radsport gekommen. Das Rennrad war ihm damals noch zu groß, und trotzdem besiegte er die älteren Burschen. Pogacar war seiner Zeit offenbar immer schon voraus. Als er bei der Kalifornien-Rundfahrt 2019 triumphierte, musste das Protokoll der Siegerehrung geändert werden. Mit 20 war er noch zu jung für die Champagnerflasche.

Und bei der letzten Spanien-Rundfahrt, die Roglic für sich entschieden hatte, gewann er als späterer Gesamtdritter ebenfalls mit 20 Jahren drei Etappen, was noch keinem Radsportler in so jungen Jahren bei einer großen Landesrundfahrt gelungen war. Er habe eine gute Genetik mitbekommen, meinte Pogacar: „Dafür muss ich meinen Eltern danken.“ Ob der Tour-Sieg sein Leben auf den Kopf stellen werde? „Die Dinge werden sich verändern, aber ich möchte der bleiben, der ich bin. Ich möchte Spaß haben, das Leben genießen.“

107. Tour de France

Gesamtwertung

Endstand nach 21 Etappen:
1. Tadej Pogacar SLO 87:20:05
2. Primoz Roglic SLO + 0:59
3. Richie Porte AUS 3:30
4. Mikel Landa ESP 5:58
5. Enric Mas ESP 6:07
6. Miguel Angel Lopez COL 6:47
7. Tom Dumoulin NED 7:48
8. Rigoberto Uran COL 8:02
9. Adam Yates GBR 9:25
10. Damiano Caruso ITA 14:03
12. Alejandro Valverde ESP 17:41
13. Richard Carapaz ECU 25:53
17. Nairo Quintana COL 1:03:07
63. Felix Großschartner AUT 3:25:17
143. Marco Haller AUT 5:46:27
Aufgabe u. a.: Gregor Mühlberger (AUT), Lukas Pöstlberger (AUT), Michael Gogl (AUT), Egan Bernal (COL)

21. Etappe

Mantes-la-Jolie - Paris (122 km):
1. Sam Bennett IRL 2:53:32
2. Mads Pedersen DEN -"-
3. Peter Sagan SVK -"-
4. Alexander Kristoff NOR -"-
5. Elia Viviani ITA -"-
6. Wout van Aert BEL -"-
7. Caleb Ewan AUS -"-
8. Hugo Hofstetter FRA -"-
9. Bryan Coquard FRA -"-
10. Maximilian Walscheid GER -"-
22. Marco Haller AUT -"-
39. Primoz Roglic SLO -"-
41. Tadej Pogacar SLO -"-
96. Felix Großschartner AUT + 1:06