Irene Fuhrmann (AUT)
GEPA/Johannes Friedl
EM-Qualifikation

Teamchefin-Debüt mit Pflichtaufgabe

Am 12. November beendeten Österreichs Teamspielerinnen ihr Kalenderjahr mit einem 9:0-Kantersieg in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan. Am Dienstag geht es nach zehn Monaten Zwangspause – Stichwort Coronavirus – für Viktoria Schnaderbeck und Co. weiter. Der Gegner ist mit Kasachstan der Gleiche wie im November, auch die Favoritenstellung ist dieselbe. Neu ist allerdings die rot-weiß-rote Teamchefin Irene Fuhrmann, die dort ansetzen will, wo ihr Vorgänger Dominik Thalhammer aufgehört hat.

Die langjährige Teamspielerin und bisherige Assistentin Thalhammers wurde am 27. Juli als Nachfolgerin des vom LASK abgeworbenen Oberösterreichers ernannt. In Kasachstan, genauer gesagt im an der südlichen Grenze des Landes zu Usbekistan gelegenen Schymkent, steht Fuhrmann nun vor ihrem ersten Spiel als erste Teamchefin eines österreichischen Nationalteams im Fußball – und das einen Tag vor ihrem 40. Geburtstag.

Der historische Moment, als erste Teamchefin Österreichs an der Seitenlinie zu stehen, mache sie zwar stolz („Ich würde lügen, wenn ich das nicht wäre“), steht aber nicht im Vordergrund. „Es war nie mein Ansinnen, die Erste zu sein. Dass ich eine Frau bin, ist für mich nicht das Thema. Dennoch kann es ein Signal für andere Frauen sein, in von Männern dominierten Berufssparten Fuß zu fassen“, sagte Fuhrmann zur ihrer Rolle als Vorreiterin in „Sport am Sonntag“ im ORF.

Porträt von Teamchefin Irene Fuhrmann

Am Dienstag geht für die Damen-Nationalmannschaft die EM-Qualifikation weiter. Das Auswärtsspiel in Kasachstan wird die Pflichtspielpremiere für die neue Teamchefin.

Makellose Ausgangsposition

Schon nach dem Spiel in Kasachstan soll ihr Geschlecht wieder in den Hintergrund treten. Denn Fuhrmann und ihre Spielerinnen wollen die bisher makellose Bilanz in der Qualifikation behalten. Nach vier Spielen halten die Österreicherinnen bei vier Siegen, die beeindruckende Torbilanz lautet 16:0. Ein weiterer Erfolg wäre auch für das Selbstvertrauen im Hinblick auf die im Oktober und November anstehenden und wohl entscheidenden Duelle mit den ebenfalls noch makellosen Gruppenfavoritinnen aus Frankreich hilfreich.

ÖFB-Damen wollen Erfolgslauf fortsetzen

Am Dienstag streben die ÖFB-Damen den fünften Sieg im fünften Spiel der EM-Qualifikation an. Zum ersten Mal steht dabei die neue Teamchefin Irene Fuhrmann an der Seitenlinie.

Österreich liegt mit zwölf Punkten aus vier Spielen an der Tabellenspitze der Gruppe G. Das Weltklasseteam Frankreich liegt mit neun Zählern aus drei Partien unmittelbar dahinter, Kasachstan ist punkteloses Schlusslicht. Die neun Gruppensiegerinnen sind – ebenso wie die drei besten Zweitplatzierten – fix für die EM 2022 qualifiziert. Die übrigens sechs Zweitplatzierten kämpfen in einem Play-off um die drei letzten Tickets.

Kasachstan „kein Selbstläufer“

„Ich sehe einfach, dass wir ein klares Ziel haben: dass wir zur Europameisterschaft 2022 fahren. Und da gilt es, die Bewährungsprobe in Kasachstan zu bestehen“, sagte Fuhrmann, die sich ein ähnliches Auftreten wie beim 9:0 daheim erwartet. „Wir sind natürlich in der Favoritenrolle und nehmen diese auch an. Aber ein Auswärtsspiel in Kasachstan ist kein Selbstläufer. Einerseits weil uns tief stehende Gegnerinnen erwarten, andererseits weil wir einige Ausfälle zu kompensieren haben“, so Fuhrmann.

Nicole Billa (AUT)
GEPA/Mario Kneisl
Im Hinspiel hatten Nicole Billa (l.) und Co. mit den Kasachinnen leichtes Spiel

Die Teamchefin muss nicht nur auf die zurückgetretene Nadine Prohaska, sondern auch auf vier weitere Stammspielerinnen verzichten. Laura Feiersinger fehlt aufgrund einer Fußverletzung, eine Muskelblessur im Oberschenkel verhinderte die Reise von Virginia Kirchberger. Dazu fallen auch die rekonvaleszenten Katharina Schiechtl und Lisa Makas aus. „Wir haben nach wie vor genügend Qualität in unseren Reihen. Einige Spielerinnen werden die Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen“, gab sich Fuhrmann jedoch optimistisch.

Eine gewisse Nervosität wollte die 39-Jährige vor ihrem Debüt aber nicht verhehlen. Die sei aber auch hilfreich, so Fuhrmann. „Eine gewisse Anspannung gehört dazu, weil ich denke, dass man diese als Trainerin auch an die Spielerinnen weitergibt. Auch wenn ich schon erfahren wäre, wäre es falsch, mit einer zu großen Lockerheit an die Sache heranzugehen“, sagte die Teamchefin, „aber es gilt auch diese Balance zu halten, damit man alles wahrnimmt und bestmöglich konstruktive Rückmeldungen geben kann.“