„Dieser Sport war immer Teil meines Lebens“, wurde der 55-jährige Domenicali in einer Mitteilung zitiert. Carey soll in der Rolle eines Vorstands künftig repräsentative Aufgaben übernehmen. „Es war eine Ehre, die Formel 1 zu führen“, sagte der US-Amerikaner.
Domenicali arbeitete seit 1991 für Ferrari und war von Ende 2007 bis 2014 Teamchef. Er führte die „Scuderia“ zu ihrem bisher letzten WM-Titel, dem Gewinn der Konstrukteurswertung im Jahr 2008. Nach seinem erzwungenen Rücktritt übernahm er beim Weltverband FIA den Vorsitz der Kommission für Einsitzerrennwagen. Seit 2016 ist er Geschäftsführer von Lamborghini.
Weitere Stärkung für Ferrari?
Über einen Wechsel an der Formel-1-Spitze war schon länger spekuliert worden, nachdem zuletzt mit dem Abschluss eines neuen Grundlagenvertrags mit allen Herstellern die langfristige Zukunft der Rennserie geregelt worden war. Carey hatte das Amt des Geschäftsführers Anfang 2017 nach der Übernahme der Rennserie durch den US-Konzern Liberty Media angetreten. Für ihn musste der langjährige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Posten räumen.
Einige sehen Domenicalis Berufung kritisch, da sie den Einfluss von Ferrari auf die Motorsport-Königsklasse weiter stärken könnte. Auch FIA-Präsident Jean Todt war lange Ferrari-Teamchef. Der aktuelle Formel-1-Sportchef Ross Brawn war in Todts Amtszeit Technikdirektor bei der „Scuderia“ und galt als wichtiger Faktor bei allen Titelgewinnen von Rekordweltmeister Michael Schumacher.
Mercedes gibt auch in Sotschi Tempo vor
Sportlich steckt Ferrari in einer Krise – und das dürfte sich auch in Sotschi nicht ändern. Im Freitag-Training gab es für das Traditionsteam nur Plätze im Mittelfeld, an der Spitze demonstrierte Mercedes seine Dominanz so deutlich wie schon lange nicht mehr. Valtteri Bottas fuhr 0,257 Sekunden vor Lewis Hamilton Tagesbestzeit, der Rest des Feldes lag mehr als eine Sekunde zurück. Im Rennen von Hamiltons „Mission 91“ kann offenbar nur Bottas den Sieg des Weltmeisters gefährden.
Mercedes dominiert Sotschi-Training
Mit einer weiteren Machtdemonstration von Mercedes ist das Training für den Großen Preis von Russland zu Ende gegangen. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas deklassierten die Konkurrenz um über eine Sekunde.
Mit einem weiteren GP-Erfolg würde Hamilton am Sonntag den auf 91 stehenden Rekord von Schumacher egalisieren. „Ich versuche, dass es nicht dieses Wochenende passiert“, versprach Bottas und untermauerte das mit einer fehlerlosen Vorstellung im Training. Das war dem Finnen zuletzt aber immer wieder gelungen, und am Ende hatte im Rennen dann doch wieder Hamilton die Nase vorne gehabt.
In Sotschi lag Daniel Ricciardo im Renault als Drittschnellster schon über eine Sekunde zurück. Dabei waren weder Bottas noch Hamilton ganz plangemäß durch den Tag gekommen. Der Finne klagte über Probleme in den 90-Grad-Kurven. Hamilton kam am Vormittag nicht über Platz 19 hinaus und im FP2 einmal von der Strecke ab. Letztlich waren die schwarzen Silberpfeile aber auch bei den Longruns klar schneller als die Konkurrenz.
Verstappen erneut mit Problemen
Noch gar nicht kam auf der in den Olympiapark von 2014 eingebetteten Strecke Max Verstappen zurecht. Der Niederländer, zuletzt in Monza und Mugello von Antriebsproblemen im Red Bull vorzeitig gestoppt, musste sich mit eineinhalb Sekunden Rückstand auf Bottas mit Platz sieben bescheiden. Bei Red Bull kann man die Titelträume angesichts des gewaltigen Rückstandes auf WM-Leader Hamilton wohl bald endgültig beenden.
Vettel schraubt vor Jubiläum Ansprüche herunter
Verstappen war nur unwesentlich schneller als Charles Leclerc und Sebastian Vettel in den Ferraris. Der Deutsche startet am Sonntag zu seinem 250. Formel-1-Rennen, dennoch sieht er im Trennungsjahr bei Ferrari wenig Grund zum Feiern. Vielmehr hat Vettel nur einen Wunsch: „Hoffentlich wieder ein besseres Fahrgefühl“ in seinem lahmenden Ferrari ersehnt der 33-Jährige für sein Jubiläum am Sonntag.
Die Ansprüche des viermaligen Weltmeisters in dieser jetzt schon verkorksten Saison sind ziemlich klein geworden. „Man kann in den nächsten Rennen keine Wunder mehr erwarten“, sagte Vettel am Freitag. Für die „Scuderia“ und den zum Jahresende ausgemusterten Deutschen, der 2021 für Aston Martin fährt, geht es in der zweiten Saisonhälfte nur noch um eine Trennung mit Anstand. „Wenn ich nur etwas weiter vorn in der Startaufstellung stehen würde, wäre es leichter, weniger komplizierte Rennen zu haben“, glaubt Vettel, der zu seinem 250. GP-Start nicht allzu viel Bezug hat. „Wie viele Leute wissen, interessieren mich Zahlen nicht so sehr.“