ÖFB-Teamchef Franco Foda sagte, er habe der Mannschaft zur Halbzeit nicht die Anordnung gegeben, zurückhaltender zu agieren. „Wir wollten uns nach der Pause nicht zurückfallen lassen, sondern weiterhin vorne Druck ausüben, aber der Gegner hat dann mehr mit langen Bällen operiert, und wir hatten dadurch Probleme“, analysierte der Deutsche die Partie gegen die Nordiren.
Was Foda überhaupt nicht gefiel, war das Umschaltspiel nach der Pause. „Da waren wir in der Passqualität extrem ungenau, sonst wären wir zwei-, dreimal alleine aufs Tor gelaufen. Das war sehr schade, deswegen mussten wir bis zum Ende zittern“, bedauerte der Teamchef. David Alaba, der als Linksverteidiger in der Viererkette spielte, sagte: „Wir sind natürlich happy mit dem Erfolg, doch sicher gibt es Sachen, die wir besser machen müssen. Wir sind in der zweiten Hälfte hektischer geworden.“
ÖFB-Team voll auf Kurs
Nach dem 1:0-Sieg über Nordirland kann die österreichische Fußball-Nationalmannschaft aus eigener Kraft den Aufstieg in den A-Pool der Nations League schaffen, wenn sie am Mittwoch gegen Rumänien siegt.
Hälfte eins als Blaupause
Unter dem Strich überwog im Team aber die Freude über den Sieg, mit dem in der Gruppe vor Norwegen der Sprung auf Platz eins gelang, und vor allem über die starke Leistung in der ersten Hälfte. Diese Vorstellung soll auch als Blaupause für die weiteren Spiele im Herbst dienen. „Da hatten wir ein sehr gutes Positionsspiel und Pressing. Wir hätten 2:0 oder 3:0 führen müssen“, sagte Foda und hob den gelungenen Auftritt in den ersten 45 Minuten hervor.
Kapitän Julian Baumgartlinger war von den ersten 45 Minuten regelrecht begeistert. „Wir hatten eine extrem starke erste Hälfte mit unglaublichen Chancen. Das war eine unserer besten Hälften seit sehr, sehr langer Zeit“, sagte der Leverkusen-Legionär. Dieser Ansicht schloss sich auch Alaba an: „Speziell in der ersten Hälfte haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt, nur leider viele Chancen liegen gelassen.“
Das Manko Chancenauswertung
Durch diese Ineffizienz hätte das ÖFB-Team in der 92. Minute fast noch die Rechnungen präsentiert bekommen, als ein Schuss von Liam Boyce nach einem schnell abgespielten Freistoß und einer Unachtsamkeit der ÖFB-Defensive nur haarscharf am langen Eck vorbeiflog. „Aber der Gegner hatte bis auf diese Szene keine große Chance, wir waren defensiv kompakt“, sagte Foda.
So wie seine Kollegen beklagte auch Matchwinner Michael Gregoritsch, der in der 42. Minute das Siegestor erzielte, die mangelnde Kaltschnäuzigkeit in der ersten Hälfte, als alleine Christoph Baumgartner zwei Hochkaräter ausließ. „Das ärgert mich, mindestens einer muss drin sein. Doch das gehört im Sportlerleben dazu, dass nicht alles funktioniert“, meinte der Hoffenheim-Legionär. Am Mittwoch will Baumgartner sein Visier besser einstellen. „Ich werde versuchen, es in Rumänien besser zu machen und einen reinzuhauen.“
Tabellenführung „nur Momentaufnahme“
Am Mittwoch in Ploiesti (20.45 Uhr, live in ORF1) will das ÖFB-Team seine Spitzenposition gegen die zwei Punkte zurückliegende rumänische Auswahl verteidigen. „Wir wollen dort wieder drei Punkte holen und bis zum Ende Tabellenführer bleiben“, sagte Baumgartner. Alaba warnte jedoch: „Das ist nur eine Momentaufnahme, wir haben unser Ziel noch nicht erreicht.“
Die Rumänen gingen am Sonntag in Norwegen mit 0:4 unter, hatten aber im September in Klagenfurt Österreich mit 3:2 besiegt. „Die Gruppe ist sehr ausgeglichen und bleibt spannend“, sagte Foda und blickte bereits auf das Mittwoch-Duell. „Wenn wir diese Begeisterung und Leidenschaft, die wir gegen Nordirland an den Tag gelegt haben, auch gegen Rumänien auf den Platz bringen, sind wir mit unserer spielerischen Qualität in der Lage zu gewinnen.“
Personelle Änderung möglich
Die eine oder andere personelle Änderung sei in dieser Partie denkbar, sagte der 54-Jährige, ohne ins Detail zu gehen. Vor allem hinter dem Einsatz von Stefan Ilsanker scheint ein Fragezeichen zu stehen. Der Frankfurt-Spieler hat schon seit Tagen mit Nackenproblemen zu kämpfen, die sich im Match gegen Nordirland verschlimmerten. „Mal schauen, wie ich schlafe, aber es wird schon werden“, sagte der Salzburger nach dem Schlusspfiff.
Auch Aleksandar Dragovic verließ den Rasen des Windsor Park mit Schmerzen – das Auge des Innenverteidigers war nach einem Zweikampf stark geschwollen. Der Leverkusen-Legionär zeigte sich hart im Nehmen. „So etwas gehört eben zum Fußball dazu“, meinte Dragovic. Für ihn und seine Kollegen steht nach dem Rumänien-Match Mitte November noch das Testspiel in Luxemburg und danach die letzten Nations-League-Partien jeweils im Wiener Happel-Stadion gegen Norwegen und Nordirland auf dem Programm.