Hart distanzierte den Australier Jai Hindley über die 15,7 Kilometer um 39 Sekunden und sicherte sich damit nach 21 Etappen über mehr als 3.300 Kilometer das Rosa Trikot des Gesamtsiegers. Die beiden Außenseiter Hart und Hindley waren nach der Bergankunft in Sestriere zeitgleich in die finale Giro-Prüfung gegangen.
Den letzten Tagessieg bei der Italien-Rundfahrt sicherte sich einmal mehr Zeitfahrspezialist Filippo Ganna, der ebenfalls für das britische Ineos-Grenadiers-Team fährt. Der Italiener hat damit alle drei Zeitfahren und ein weiteres Teilstück beim Giro gewonnen.
Außenseiter Hart gewinnt Giro d’Italia
„Noch nicht einmal in meinen Träumen habe ich gedacht, dass das passieren könnte. In meiner Karriere habe ich immer von Top Five oder Top Ten geträumt bei solchen Rennen“, sagte der in London Geborene, der eigentlich vom Bahnradsport kommt. Nach dem Zieleinlauf war der Shootingstar kurz erschöpft über seinem Rad zusammengesackt – wenige Sekunden später fing er sich wieder und hüpfte ausgelassen durch die Mailänder Fußgängerzone. „Außergewöhnlich“ nannte Hart die Momente an diesem besonderen Sonntag.
Konrad und Pernsteiner in Top Ten
Auf den Plätzen zwei und drei landeten am Sonntag in Mailand Victor Campenaerts aus Belgien und der Australier Rohan Dennis. Den dritten Gesamtrang verteidigte Wilco Kelderman aus den Niederlanden. Er hatte das Klassement bis zur vorletzten Etappe angeführt.
Der Niederösterreicher Patrick Konrad hielt mit Tagesrang 36 seinen achten Platz in der Gesamtwertung, er hatte 8:42 Minuten Rückstand auf den Champion. Hermann Pernsteiner beendete die Radrundfahrt auf Rang zehn.
Vom Helfer zum Sieger
Hart war beim Spitzenrennstall Ineos-Grenadiers maximal als Helfer eingeplant und sollte den früheren Tour-Sieger Geraint Thomas in den Bergen begleiten. Doch als Thomas nach einem Sturz früh ausschied, war der Weg für Hart frei. „Es macht einen auch stolz, wenn ein zweimaliger Weltmeister für einen fährt“, sagte Hart über seinen Teamkollegen Rohan Dennis, der stattdessen ihm in den Bergen den Weg zu diesem Titel geebnet hatte.
Auf den schweren Bergetappen in der Schlusswoche, die unter anderem zum schneebedeckten Stilfser Joch auf 2.757 Meter führten, musste es Hart mit dem Sunweb-Duo Hindley und Wilco Kelderman (Niederlande) aufnehmen. Der Brite verlor auf keinem Teilstück Zeit und nahm eine brillante Ausgangsposition in den abschließenden Kampf gegen die Uhr mit. „Das wird längere Zeit dauern, bis das bei mir angekommen ist“, sagte Hart nach dem erst zweiten Giro-Triumph eines Briten nach Christopher Froome 2018.
„Guter Job“ von Konrad
Zufrieden konnte auch Konrad nach seinem dritten Giro bilanzieren. „Ich glaube, das ganze Team hat einen guten Job erledigt. Das Team war immer präsent und hat um Etappensiege gekämpft“, sagte der bestplatzierte Österreicher. Peter Sagen holte für die deutsche Equipe den einzigen Etappensieg, Konrad wurde am 13. Teilstück Dritter und schnitt in der Gesamtwertung am besten ab. Selbst bezeichnet er das als „gutes Ergebnis“, nachdem er sich zuvor eine Top-Ten-Platzierung als Ziel gesetzt hatte. „Wir sind sehr zufrieden mit seiner Performance“, betonte Bora-Teammanager Ralph Denk.