Jubelnde WAC Spieler.
GEPA/Pro Shots/Kay int Veen
Europa League

WAC sorgt für Sensation in Rotterdam

Der WAC hat in der Europa League für eine gehörige Überraschung gesorgt. Eine Woche nach dem 1:1 gegen ZSKA Moskau im Klagenfurter Wörthersee Stadion setzten sich die Kärntner am Donnerstag in Rotterdam gegen den niederländischen Spitzenclub Feyenoord mit 4:1 (2:0) durch und übernahmen mit nun vier Punkten die Tabellenführung in der Gruppe K. Zum Matchwinner wurde Kapitän Michael Liendl mit gleich drei Treffern.

Vor leeren Rängen im Stadion De Kuip von Rotterdam legte der WAC einen Blitzstart hin – begünstigt durch die nicht unumstrittenen Pfiffe des serbischen Schiedsdsrichters Srdjan Jovanovic, der in den ersten 15 Minuten gleich zweimal auf Elfmeter für die Gäste wegen Foulspiels entschied. Beide Elfmeter verwertete Liendl (4., 13.). Eric Botteghin und Bart Nieuwkoop hatten für ihre Fouls die Gelbe Karte gesehen.

Nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Steven Berghuis (53.) und mitten in der Drangphase der Rotterdamer sorgte erneut Liendl (60.) nach einem Konter und zwei abgewehrten Versuchen im Nachschuss für die endgültige Entscheidung zugunsten der Gäste. Zum Endstand traf Dejan Joveljic sechs Minuten später mit dem dritten Elfmeter in diesem Spiel. Damit beendete der WAC den Erfolgslauf des Teams von Trainer Dick Advocaat nach davor 20 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage.

WAC nach 4:1 in Rotterdam EL-Tabellenführer

Wolfsberg besiegte in Gruppe K Feyernoord Rotterdam auswärts sensationell mit 4:1.

Mit vier Punkten aus zwei Spielen führt der WAC die Gruppe K vor Moskau (2) und Dinamo Zagreb (2) an. Die Kroaten erreichten am Donnerstag in Moskau ein 0:0. Feyenoord liegt mit einem Punkt aus zwei Spielen vorerst auf dem letzten Rang. Im dritten Gruppenspiel trifft der WAC am 5. November (21.00 Uhr) auswärts in Kroatien auf Dinamo Zagreb.

Liendl im Mittelpunkt

Im Gegensatz zum 1:1 gegen Moskau, als die Kärntner bereits in der fünften Minute das 0:1 kassiert hatten, erwischten sie diesmal im Dauerregen in Rotterdam einen Traumstart: Schon in der dritten Minute entschied Schiedsrichter Jovanovic nach einem Foul des Brasilianers Botteghin an Christopher Wernitznig auf Elfmeter, den Liendl wie schon gegen ZSKA in souveräner Manier verwandelte.

Michael Liendl beim Elfmeter.
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Liendl bezwang Feyenoord-Goalie Justin Bijlow zweimal vom Elfmeterpunkt, ein weiteres Mal nach einem Konter

Nur acht Minuten später kam Wernitznig nach einem kaum ersichtlichen Kontakt mit Nieuwkoop im Strafraum neuerlich spektakulär zu Fall – und wieder gab es Elfmeter für den WAC, den Liendl mit einem perfekten Schuss ins rechte Eck erneut verwertete. Der WAC-Kapitän zeichnete sich aber auch in der Defensive aus, als er bei einem wuchtigen Kopfball von Bryan Linssen goldrichtig stand und so den Anschlusstreffer verhinderte (18.). Unmittelbar vor der Pause jagte Linssen dann den Ball in die Wolken.

Sonst ließ die Mannschaft von Trainer Ferdinand Feldhofer vor der Pause nichts Nennenswertes zu. Feyenoords Ballbesitzfußball war einfach zu ideenlos gegen die diszipliniert agierenden und laufstarken Wolfsberger. Allerdings fehlten den Gastgebern verletzungsbedingt gleich sieben Spieler.

Drangphase der Gastgeber

In der Pause stellte Advocaat von Vierer- auf Dreierkette um. Feyenoord wurde damit nicht nur offensiver, sondern auch viel gefährlicher. Der neue Mann Luciano Narsingh tankte sich auch schnell auf der linken Seite durch und legte zurück auf Berghuis, der mit seinem bereits siebenten Saisontor auf 1:2 verkürzte.

Es folgten Feyenoord-Chancen im Minutentakt, wobei Linssen erneut zweimal kläglich vergab (55., 59./per Kopf völlig frei daneben) und einmal die Stange für Tormann Alexander Kofler rettete (55.). Auch ein Kopfball von Lutsharel Geertruida zischte knapp an der Stange vorbei (56.). Wenig später parierte Kofler eine Schuss von Berghuis (58.).

Liendls dritter Streich

Feldhofer entschied sich in dieser Drangphase zum Wechsel und traf damit die goldrichtige Entscheidung: Für Matthäus Taferner kam Europacup-Debütant Kai Stratznig. Und der 18-Jährige legte auf der linken Seite gleich los wie die Feuerwehr, scheiterte aber an Schlussmann Justin Biljow. Doch der Ball kam zu Liendl, der perfekt zum 3:1 für den WAC abschloss.

Der dritte Elfer an diesem Abend war dann ein wahres Geschenk von Jovanovic, der erst wegen einer Coronavirus-Erkrankung des ursprünglich für die Partie vorgesehenen ukrainischen Schiedsrichters Mikola Balakin zum Zug gekommen war. Denn Biljow war im Luftkampf mit dem Serben Joveljic mit der Faust schneller am Ball. Doch der Referee entschied für seinen Landsmann, dem Liendl diesmal den Vortritt ließ. Auch Joveljic traf sicher ins Eck und machte damit die Sensation perfekt.

Stimmen zum Spiel:

Ferdinand Feldhofer (WAC-Trainer): „Ein historischer Abend. Ein großes Kompliment an die Jungs, wie sie heute vor allem in der ersten Hälfte agiert haben, was sie da alles umgesetzt und investiert haben. Dementsprechend haben sie sich den Sieg dann wirklich hart erarbeitet und unterm Strich auch verdient gewonnen. Natürlich hatten wir nach der Pause nach dem 1:2 auch das nötige Glück, um diese Sensation zu schaffen.“

Michael Liendl (WAC-Kapitän und dreifacher Torschütze): „Das ist natürlich überragend. Nachdem ich keine 20 mehr bin, wird mir das auch nicht mehr so oft passieren wahrscheinlich. Das nehme ich deshalb sehr, sehr gerne mit. Natürlich ist es eine klassische Floskel, aber das geht nur über die Mannschaft. Wir haben über 90 Minuten bewiesen, dass wir ein unglaubliches Kollektiv sind, einen überragenden Teamspirit in der Mannschaft haben. Wir haben alle richtig, richtig gut gearbeitet. Und dann kommt am Ende so etwas zustande.“

Dick Advocaat (Feyenoord-Trainer): „Wir haben nicht wegen des Schiedsrichters verloren. Wir sind selber schuld. Wir haben in der ersten Hälfte sehr schlecht gespielt und einige Male geschlafen. Aber ja, dieser Mann (der Schiedsrichter, Anm.) war ein Drama. Zwei der drei Elfer waren sicher ungerechtfertigt. Aber es macht keinen Sinn, auf den Schiedsrichter zu schimpfen.“

„Wir hätten klüger spielen sollen. Nach dem Anschlusstor hätten wir nicht nur das 2:2, sondern auch das 3:2 machen müssen. Wir haben nach der Pause wirklich eine gute Reaktion gezeigt, doch dann das 1:3 kassiert. Das Weiterkommen in der Europa League wird jetzt schwer, auch wenn noch vier Spiele zu spielen sind.“

Europa League, Gruppe K, 2.Spieltag

Donnerstag:

Feyenoord Rotterdam – WAC 1:4 (0:2)

Rotterdam, De Kuip, SR Jovanovic (SRB)

Torfolge:
0:1 Liendl (4./Foulelfmeter)
0:2 Liendl (13./Foulelfmeter)
1:3 Berghuis (53.)
1:3 Liendl (60.)
1:4 Joveljic (66./Foulelfmeter)

Feyenoord:Biljow – Nieuwkoop (46./Narsingh), Botteghin, Spajic, Haps – Toornstra, Geertruida, Kökcü, – Berghuis, Linssen (76./Bannis), Diemers

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Lochoshvili, Scherzer – Leitgeb – Taferner (59./Stratznig), Liendl, Wernitznig (81./Peretz) – Joveljic (67./Rnic), Dieng (81./Vizinger)

Gelbe Karten: Biljow, Botteghin, Nieuwkoop, Haps bzw. Taferner, Novak, Vizinger

Die Besten: Liendl, Leitgeb, Wernitznig bzw. Kökcü