Wiener Stadthalle
GEPA/Walter Luger
Tennis

Wien: Zufriedene Bilanz trotz Verlusten

Die Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle sind am Sonntag mit dem Sieg des Russen Andrej Rublew zu Ende gegangen. Trotz des frühen Aus von Dominic Thiem und Novak Djokovic im Viertelfinale und der finanziellen Probleme zog Turnierdirektor Herwig Straka eine positive Bilanz.

Vor allem weil man beim letzten Turnier vor Zuschauern in diesem Jahr die besondere Herausforderung der strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften in Zeiten der Coronavirus-Krise gut gemeistert hat.

„Normalerweise sitzt man hier und vermeldet Rekordzahlen und in diesem Jahr sitzen wir hier und sind froh und demütig und behandeln es mit Respekt, dass wir das Erste Bank Open durchführen konnten“, sagte Straka über das ATP-500-Turnier. Man habe alle Herausforderungen perfekt gemeistert und mit allen Partnern eine „tolle Veranstaltung“ hingestellt.

„Ein paar Superlative“

„Das beste Spielerfeld aller Zeiten mit den wenigsten Zuschauern aller Zeiten mit dem überraschendsten Viertelfinal-Tag aller Zeiten. Es waren ein paar Superlative. Es war einfach ein anderes Turnier, außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht“, erklärte Straka. Durch die fehlende Konkurrenz aus Basel – das gleichwertige Turnier war schon länger pandemiebedingt abgesagt worden – sei die volle Aufmerksamkeit der Tennisfans auf Wien gelegen. „Die Welt, und das ist in dem Fall wirklich richtig, hat auf Wien geschaut.“

Dominic Thiem
GEPA/Walter Luger
Titelverteidiger Thiem musste heuer früh Abschied aus der Stadthalle nehmen

Ob Straka das Turnier in Kenntnis aller Schwierigkeiten wieder veranstalten würde? „Ja. Ich würde es vor dem Turnier, wissend, was jetzt alles passiert ist, noch einmal machen“, sagte der 54-jährige Steirer, schränkte aber ein: „Wenn die gleiche Situation im nächsten Jahr dasteht, würden wir es aus finanziellen Gründen nicht nochmals machen können.“

Bei Förderungen leer ausgegangen

Genaue Zahlen, wie hoch der Verlust sein wird, konnte Straka vorerst nicht sagen. Die weitere Reduktion von 1.500 auf 1.000 Zuschauer bedeuteten ein zusätzliches Minus von 7.000 Fans auf die Woche gerechnet und damit „mehrere hunderttausend Euro“. Zudem ist Straka bei allen Förderungsmöglichkeiten abgeblitzt. „Der Schutzschirm kommt zu spät, der Fixkostenzuschuss greift nicht, jetzt gibt es im November eine Ausfallsregelung – da haben wir keinen Umsatz gehabt.“

Besucher in der Wiener Stadthalle
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Die geringe Zahl an Fans machte sich bei den Einnahmen deutlich bemerkbar

Nachverhandlungen werde es nach Kenntnis der Zahlen vielleicht geben, aber eher in Richtung höher dotierte zukünftige Verträge, so der Turnierboss. Der Vertrag des Hauptsponsors Erste Bank wurde bis inklusive 2021 verlängert. „Es heißt nicht, dass es dann zu Ende ist“, versicherte Thomas Schaufler von der Erste Bank.

Kalender für 2021 noch sehr vage

Auch sonst blickt Straka schon nach vorn. Für den ATP-Kalender 2021 scheinen aktuell nur die Australian Open fix zu sein. Für den ATP Cup als Saisonbeginn sieht er eine 50:50-Chance. „Australien ist kompliziert mit den extrem strengen Einreisebedingungen. Zurzeit sieht es so aus, dass alles in Melbourne stattfinden soll.“

Ob der normal an mehreren australischen Orten absolvierte Ländervergleich stattfindet oder nicht, das entscheidet auch, wann Dominic Thiem seine Saisonvorbereitung, die in Australien stattfindet, aufnehmen wird. „Wenn der ATP Cup gespielt wird, geht es spätestens am 14. Dezember nach Australien.“

Für die weitere Zukunft sieht Straka gerade für den Februar schwarz, schließlich sei jetzt u. a. auch der Karneval in Rio abgesagt worden. Für die Südamerika-Turniere werde bereits an Ersatzszenarien gebastelt. Die große Frage seien die Turniere in Indian Wells und Miami. Straka hofft, dass sie stattfinden können, im schlimmsten Fall auch ohne Zuschauer.

Erste Bank Open, Wien

Finale:
Andrej Rublew (RUS/5) Lorenzo Sonego (ITA) 6:4 6:4
Semifinale:
Lorenzo Sonego (ITA) Daniel Evans (GBR) 6:3 6:4
Andrej Rublew (RUS/5) Kevin Anderson (RSA) 6:4 4:1 ret.
Viertelfinale:
Lorenzo Sonego (ITA) Novak Djokovic (SRB/1) 6:2 6:1
Daniel Evans (GBR) Grigor Dimitrow (BUL) 7:6 (7/3) 4:6 6:3
Kevin Anderson (RSA) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:4 7:6 (7/5)
Andrej Rublew (RUS/5) Dominic Thiem (AUT/2) 7:6 (7/5) 6:2