Liendl war in den vergangenen beiden Partien hauptverantwortlich dafür, dass der WAC sowohl in der Europa League als auch in der tipico-Bundesliga zuletzt siegreich blieb. Beim sensationellen 4:1 bei Feyenoord Rotterdam trug sich der Kapitän dreimal in die Torschützenliste ein und wurde dafür ins „Europa-League-Team der Runde“ nominiert. Auch beim 3:1-Sieg über den FC Flyeralarm Admira am vergangenen Sonntag traf der Routinier zweimal. Liendl etablierte sich dabei als „Elferkönig“: Sowohl zwei Treffer gegen Feyenoord als auch beide Tore gegen die Admira gelangen vom Elfmeterpunkt.
Als Mittelfeldmotor und Kapitän fällt dem gebürtigen Vorarlberger, der über den GAK-Nachwuchs und den Kapfenberger SV 2009 zur Wiener Austria kam, beim WAC derzeit überhaupt die Hauptrolle zu. „Mir ist schon bewusst, was für ein Standing ich im Verein habe und wie wichtig mein Wort ist“, sagte der Linksfuß. „Entscheidend ist, das nicht auszunutzen, sondern behutsam damit umzugehen“, stellte er aber fest. Für den Erfolg sei im Übrigen auch nicht alleine er, sondern „die Qualität der gesamten Mannschaft“ verantwortlich.
Gegen die Bezeichnung „beste Phase der Karriere“ legte er ein Veto ein. „Ich habe auch in den Jahren davor sehr gute Leistungen gezeigt“, betonte der einstige Deutschland-Legionär. So schön die aktuellen Lobeshymnen auch seien. „Ich glaube schon, dass ich etwa auch, als ich in Düsseldorf gespielt habe und ins Nationalteam (ein Einsatz 2014, Anm.) gekommen bin, dementsprechend nicht so schlecht performt habe“, erklärte der Routinier im Rückblick auf seine eineinhalb Jahre bei der Fortuna (2014-2015). „Die Bild-Zeitung hat mir damals den Spitznamen Alpen-Maradona gegeben, das kommt ja auch nicht von ungefähr.“ Insgesamt könne er das alles aber „gut einordnen“, nicht zuletzt dank der Reife „genieße ich das wahrscheinlich aber mehr als vor zehn Jahren“.
Erinnerungen an das Vorjahr
Damit der internationale Erfolg – in der Liga kam man erst mit dem 3:1 bei der Admira am Sonntag wieder auf Touren – anhält, müssten die Sinne nun weiter geschärft werden. Am Donnerstag wartet auf den Tabellenführer der Gruppe K (4 Punkte) mit Dinamo (2) ein renommierter Gegner.
„Wir sind im vergangenen Jahr auch genau gleich gestartet und haben den Aufstieg dann nicht geschafft. Das sollte Warnung genug sein“, sagte Liendl, räumte aber auch ein, dass die Gruppe vergleichsweise „ausgeglichener als im Vorjahr“ sei. Damals landete man nach dem sensationellen 4:0 bei Borussia Mönchengladbach und einem 1:1 daheim gegen AS Roma in den ersten beiden Partien am Ende auf Platz vier.
Wiedersehen mit Leovac
Das Duell in Zagreb wird auch zu einer Zeitreise, mit Außenverteidiger Marin Leovac absolvierte er in seiner Zeit von 2009 bis 2012 bei der Austria mehrere gemeinsame Partien. „Ich habe mich damals richtig gut mit ihm verstanden und freue mich, ihn wiederzusehen“, sagte Liendl. „Ich erinnere mich überhaupt gerne an die Zeit zurück, auch weil ich damals mit richtig guten Spielern zusammenspielen durfte.“
„Will mir kein Zeitlimit setzen“
Wie lange das Spiel auf höchstem Niveau für ihn noch möglich ist, wollte der Vater zweier Söhne (fünf und acht Jahre) nicht genau beziffern. „Mental kann ich mir noch sehr viel vorstellen, körperlich auch. Ich fühle mich richtig gut, habe zum Glück nie eine schwere Verletzung gehabt. Ich will mir kein Zeitlimit setzen“, sagte er.
Dem Fußball wird er aber wohl auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere erhalten bleiben. „Das ist für mich ein ganz großes Thema. Ich will in dem Geschäft bleiben, habe auch schon Trainerausbildungen gemacht. Aber auch einen Posten als Sportdirektor kann ich mir vorstellen.“