Der neue ÖSV Cheftrainer Andreas Widhölzl.
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Skispringen

Neo-Chef startet erste Saison zuversichtlich

Wenn am 21. November im polnischen Wisla mit einem Teambewerb der Auftakt zur neuen Saison der Skispringer erfolgt, steht mit Andreas Widhölzl auch ein neuer österreichischer Cheftrainer auf dem Trainerturm. Der 44-jährige ehemalige Weltklassespringer will dort ansetzen, wo die ÖSV-Adler mit dem Gesamtsieg im Weltcup durch Stefan Kraft aufgehört haben. „Ich freue mich auf den Auftakt. Wir haben alles getan, was möglich war, es wird spannend“, so der Neo-Cheftrainer.

Widhölzl hatte nach dem Rücktritt von Andreas Felder aus privaten Gründen „früher als erwartet“ die Führungsrolle eingenommen. Nach Stationen in Stams, beim ÖSV-Nachwuchs, als Assistent von Alexander Pointner und Heinz Kuttin sowie als Chef des Kontinentalcup-Teams wuchs der 44-Jährige in die neue Tätigkeit „mit viel Verantwortung“ hinein. Die Zuversicht, dass seine erste gleich eine erfolgreiche wird, ist groß. „Ich glaube, dass wir gut aufgestellt sind“, wird der diplomierte Sozialpädagoge in der APA zitiert.

Weltcup-Titelverteidiger Kraft musste sich jedoch in der Vorbereitung einschränken. Ende Jänner waren in Zakopane Beschwerden aufgetreten. „Nach unzähligen enorm weiten Sprüngen haben sich über die Jahre Probleme entwickelt. Das ist eine extreme Belastung für den Körper, da kann man schwer vorbeugen“, erklärte der Sportliche Leiter Mario Stecher. Der zweifache Weltcup-Sieger habe aber das Beste aus der Situation gemacht, so Widhölzl: „Er hat nicht die gleiche Vorbereitung wie vergangene Saison, aber er hat das Springen nicht verlernt.“

Der österreichische Skispringer Stefan Kraft.
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Kraft segelte in der vergangenen Saison zum zweiten Mal in seiner Karriere auf den Weltcup-Thron

Widhölzl hofft aber vor allem, dass im kommenden WM-Winter nicht nur Kraft für Erfolge verantwortlich ist. In der vergangenen, aufgrund der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochenen Saison hatte der Salzburger mit fünf Einzelsiegen für die einzige aus österreichischer Sicht gesorgt. Dazu kam ein Sieg im ersten Teamspringen in Wisla. Der neue Cheftrainer ist jedenfalls zuversichtlich. ÖSV-Meister Philipp Aschenwald, der Weltcup-Zehnte des vergangenen Winters, habe einen weiteren Schritt nach vorne getan, sagte Widhölzl. Gregor Schlierenzauer zeige sehr viele gute Sachen und Michael Hayböck befinde sich zurück auf dem Weg zu alter Stärke.

Flexible Vorbereitung

Die Vorbereitung versuchte das Team trotz ungewohnter Umstände so intensiv wie möglich durchzuziehen. Kraft, Schlierenzauer und Co. haben im September noch einen Kurs am Schauplatz der kommenden WM in Oberstdorf absolviert und waren zuvor auch auf der Tournee-Schanze in Garmisch-Partenkirchen gesprungen. Doch wegen des immer stärker grassierenden Coronavirus musste zuletzt auch mehrfach umdisponiert werden. Sprünge auf Eisspur in Oberstdorf, Windkanaltests in Schweden und ein Trainingslager in Norwegen fielen ebenso ins Wasser wie ein Aufenthalt auf Zypern.

Michael Hayboeck beim Training auf der Bergisel-Schanze.
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Auch über den Dächern von Innsbruck feilten die ÖSV-Adler an der richtigen Flugtechnik

„Wir sind froh, dass wir dank Ausnahmegenehmigung die heimischen Sportstätten benützen dürfen“, sagte Widhölzl. Der Innsbrucker Bergisel und der Bakken in Bischofshofen standen den ÖSV-Springern als Trainingsschanzen zur Verfügung. „Zum Glück können wir mit dem Weltcup starten. Wir müssen aber abwarten, wie sich alles entwickelt“, so Widhölzl mit Blick auf die Saison. Schon ab 10. Dezember ist mit der Skiflug-WM in Planica der erste Saisonhöhepunkt angesetzt.

Für die zweite ÖSV-Gruppe ist der Saisonstart im Kontinentalcup Mitte Dezember in Norwegen wegen der Einreisebestimmungen (zehntägige Quarantäne) hingegen noch unsicher. Stecher sorgt sich auch um den heimischen Nachwuchs in Zeiten strengerer Beschränkungen. „Ich hoffe, dass da Möglichkeiten zum Training offen bleiben. Es ist wichtig, den Kindern auch jetzt Möglichkeiten zu geben, Sport zu betreiben.“