Jürgen Melzer
GEPA/Walter Luger
ATP-Finals

Spätes Highlight für Jürgen Melzer

Jürgen Melzer, der nach den Australian Open im Jänner seine Karriere endgültig beenden wird und ÖTV-Sportdirektor wird, steht zum Abschluss seiner aktiven Laufbahn noch ein Highlight bevor: Der 39-jährige Niederösterreicher hat sich mit seinem französischen Partner Edouard Roger-Vasselin für die ATP-Finals ab Sonntag in London qualifiziert.

Ausschlaggebend dafür war der 7:5 6:4-Erfolg des Duos am Freitag im Halbfinale des ATP-Turniers von Sofia gegen Tomislav Brkic/Marin Cilic (BIH/CRO). Dabei konnten Melzer/Roger-Vasselin sechs von sieben Breakbällen abwehren, um in ihr zweites Finale 2020 nach St. Petersburg im Oktober einzuziehen. Auf ein Antreten im Endspiel verzichtete das Duo aber am Freitagabend, womit eine etwas frühere Anreise nach London möglich ist.

Dort wurden die als Nummer acht gesetzten Melzer/Roger-Vasselin in die Gruppe „Bob Bryan“ gelost, erste Gegner sind am Montagabend gleich die Favoriten Mate Pavic/Bruno Soares (CRO/BRA/1). Weitere Gruppengegner sind Marcel Granollers/Horacio Zeballos (ESP/ARG/4) und John Peers/Michael Venus (AUS/NZL/6). In der Gruppe „Mike Bryan“ spielen Rajeev Ram/Joe Salisbury (USA/GBR/2), Kevin Krawietz/Andreas Mies (GER/3), Wesley Koolhof/Nikola Mektic (NED/CRO/5) und Lukasz Kubot/Marcelo Melo (POL/BRA/7).

Für Melzer ist es die dritte Teilnahme am ATP-Saisonfinale. 2010 und 2011 scheiterte er mit dem Deutschen Philipp Petzschner jeweils bereits in der Gruppenphase.

Chance zur Revanche für Thiem

Den Einzel-Bewerb der acht besten Spieler des Jahres wird am Sonntag (15.00 Uhr MEZ) der als Nummer drei gesetzte Österreicher Dominic Thiem gegen Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas (GRE/5) eröffnen. Dem Griechen war Thiem im Vorjahr im Endspiel knapp unterlegen. Heuer hat er in der Gruppenphase die Chance zur Revanche. Das zweite Spiel der Gruppe „London 2020“ bestreiten am Abend Rafael Nadal (ESP/2) und Andrej Rublew (RUS/7). Die weiteren Gruppenpartien von Thiem steigen am Dienstag und Donnerstag.

In der Gruppe „Tokio 1970“ kämpfen der Weltranglistenerste Novak Djokovic (SRB/1), Daniil Medwedew (RUS/4), Alexander Zverev (GER/6) und der wie Rublew erstmals qualifizierte Diego Schwartzman (ARG/8) um die beiden Semifinal-Tickets. Das ergab die Auslosung für das Saisonfinale der ATP-Tour am Donnerstagabend.

Knapp am Triumph vorbeigeschrammt

Bei seiner vierten Teilnahme en suite hatte sich Thiem 2019 erst im Finale Tsitsipas nach Satzführung mit 7:6 (8/6) 2:6 6:7(4/7) beugen müssen. Drei schwächer gespielte Bälle im Tiebreak brachten damals die Entscheidung zugunsten des Griechen. Thiems Gesamtbilanz gegen Tsitsipas steht bei 4:3 Siegen.

„Das letzte Ziel 2020, die Erinnerungen ans Vorjahr sind gut“, erklärte der 27-Jährige auf seiner Website. Damals besiegte Thiem in der Gruppenphase den diesmal nach zwei Knieoperationen fehlenden Roger Federer und Djokovic sowie im Halbfinale Zverev, ehe es in einem Krimi gegen Tsitsipas nur knapp nicht reichte. „Nur wenige Punkte entschieden zwischen Himmel und Hölle in der Tenniswelt“, erinnerte Thiem an das Duell.

Dominic Thiem (AUT) und Stefanos Tsitsipas (GRE) mit Trophäen
Reuters/Action Images/Peter Nicholls
Das Finale im Vorjahr war ein Tenniskrimi bis zum letzten Ballwechsel, mit dem besseren Ende für Stefanos Tsitsipas (r.)

Das Finale 2019 war das bisher letzte Duell Thiems mit dem erst 22 Jahre jungen Tsitsipas. Mit Nadal hat er es seit seinem Viertelfinal-Sieg bei den Australian Open im Jänner ebenfalls nicht mehr zu tun bekommen. Gegen Rublew dagegen kam auf dem Weg zu dessen Wien-Titel erst vor zwei Wochen das Aus.

Verletzung ausgeheilt

Gegen Nadal, der trotz 20 Grand-Slam-Titeln noch auf seinen ersten Triumph bei den ATP-Finals wartet, hat der Niederösterreicher von 14 Partien fünf gewonnen. Im Head-to-Head mit Rublew, den Thiem nach fünf Turniersiegen 2020, darunter in der Wiener Stadthalle, als Geheimfavoriten für die ATP-Finals sieht, steht es 2:2.

Thiem war bei der Zweisatzniederlage im Viertelfinale seines Heimturniers aber von Problemen mit der Fußsohle beeinträchtigt gewesen. Diese sollen mittlerweile überstanden sein. „Ich habe die letzten Tage eigentlich richtig gut trainiert“, sagte der Lichtenwörther in einem Sky-Interview. Er freue sich auf seine fünfte Finals-Teilnahme in Folge. „Natürlich ist es ein sehr spezielles Turnier. Letztes Jahr war Wahnsinn.“

Russen für Thiem heiße Siegesanwärter

Neben Nadal und Djokovic hält der US-Open-Sieger die Russen Medwedew (24) und Rublew (23) für die Favoriten auf den Turniersieg. „Rublew ist ein extrem heißer Kandidat, weil er quasi das ganze Jahr über in absoluter Topform spielt“, sagte Thiem über seinen Gruppengegner. „Er hat sogar noch eine Schippe draufgelegt seit dem Comeback der ATP Tour.“

Die Gruppennamen sind übrigens eine Reminiszenz an die Geschichte des ATP-Finalturniers, das vor 50 Jahren erstmals in Tokio gespielt wurde. In dieser Saison geht es zum zwölften und vorerst letzten Mal in London über die Bühne. Ab 2021 küren die acht besten Tennisspieler der Saison in Turin ihren Jahressieger.

Diesmal wird auch das Saisonfinale wegen der Coronavirus-Pandemie zum „Geisterturnier“. Strenge Hygienevorschriften begleiten die Profis. Das Gesamtpreisgeld wurde von neun Millionen Dollar im Vorjahr auf 5,7 Millionen Dollar gekürzt. Für jeden Vorrundensieg warten dennoch 153.000 Dollar und 200 ATP-Punkte.

ATP World Tour Finals in London

(Großbritannien, 5,7 Mio. Dollar, Halle, Hartplatz)

Tabelle:
1. Dominic Thiem (AUT/3) 3 4:3 2
2. Rafael Nadal (ESP/2) 3 4:3 2
3. Stefanos Tsitsipas (GRE/6) 3 4:5 1
4. Andrej Rublew (RUS/7) 3 3:4 1

Gruppe "London 2020"

Spielplan:
Dominic Thiem (AUT) Stefanos Tsitsipas (GRE) 7:6 (7/5) 4:6 6:3
Rafael Nadal (ESP) Andrej Rublew (RUS) 6:3 6:4
Dominic Thiem (AUT) Rafael Nadal (ESP) 7:6 (9/7) 7:6 (7/4)
Stefanos Tsitsipas (GRE) Andrej Rublew (RUS) 6:1 4:6 7:6 (8/6)
Andrej Rublew (RUS) Dominic Thiem (AUT) 6:2 7:5
Rafael Nadal (ESP) Stefanos Tsitsipas (GRE) 6:4 4:6 6:2
Tabelle:
1. Daniil Medwedew (RUS/4) 3 6:0 3
2. Novak Djokovic (SRB/1) 3 4:2 2
3. Alexander Zverev (GER/5) 3 2:5 1
4. Diego Schwartzman (ARG/8) 3 1:6 0

Gruppe "Tokio 1970"

Spielplan:
Novak Djokovic (SRB) Diego Schwartzman (ARG) 6:3 6:2
Daniil Medwedew (RUS) Alexander Zverev (GER) 6:3 6:4
Alexander Zverev (GER) Diego Schwartzman (ARG) 6:3 4:6 6:3
Daniil Medwedew (RUS) Novak Djokovic (SRB) 6:3 6:3
Novak Djokovic (SRB) Alexander Zverev (GER) 6:3 7:6 (7/4)
Daniil Medwedew (RUS) Diego Schwartzman (ARG) 6:3 6:3
Tabelle:
1. Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA/7) 3 5:3 2
2. Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG/4) 3 4:3 2
3. Mate Pavic / Bruno Soares (CRO/BRA/1) 3 5:4 2
4. John Peers / Michael Venus (AUS/NZL/6) 3 2:6 0

Gruppe "Bob Bryan"

Spielplan:
Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG) John Peers / Michael Venus (AUS/NZL) 7:6 (7/2) 7:5
Mate Pavic / Bruno Soares (CRO/BRA) Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA) 6:7 (6/8) 6:1 10/4
Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG) Mate Pavic / Bruno Soares (CRO/BRA) 7:6 (7/4) 6:7 (4/7) 10/8
Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA) John Peers / Michael Venus (AUS/NZL) 2:6 7:6 (7/4) 12/10
Mate Pavic / Bruno Soares (CRO/BRA) John Peers / Michael Venus (AUS/NZL) 6:7 (2/7) 6:3 10/8
Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA) Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG) 6:6 (1/0) ret.
Tabelle:
1. Wesley Koolhof / Nikola Mektic (NED/CRO/5) 3 5:3 2
2. Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR/2) 3 4:4 2
3. Kevin Krawietz / Andreas Mies (GER/3) 3 4:4 1
4. Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA/8) 3 3:5 1

Gruppe "Mike Bryan"

Spielplan:
Wesley Koolhof / Nikola Mektic (NED/CRO) Kevin Krawietz / Andreas Mies (GER) 6:7 (3/7) 7:6 (7/4) 10/7
Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR) Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA) 7:5 3:6 10/5
Kevin Krawietz / Andreas Mies (GER) Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA) 6:2 7:6 (7/5)
Wesley Koolhof / Nikola Mektic (NED/CRO) Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR) 7:6 (7/5) 6:0
Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA) Wesley Koolhof / Nikola Mektic (NED/CRO) 6:4 6:7 (2/7) 10/8
Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR) Kevin Krawietz / Andreas Mies (GER) 7:6 (7/5) 6:7 (4/7) 10/4

Top Zwei jeweils im Halbfinale, alle Zeitangaben in MEZ