Joan Mir (Suzuki)
AP/Steve Wobser
Motorrad

Suzuki-Pilot Mir greift nach WM-Krone

Ein Podestplatz trennt Joan Mir noch von einem zu Saisonbeginn völlig unerwarteten Triumph. Der 23-jährige Spanier greift am Sonntag (14.00 Uhr) im Motorrad-Grand-Prix in Valencia nach der WM-Krone in der MotoGP-Klasse. Vergangenes Wochenende hatte der Suzuki-Pilot ebendort seinen ersten Rennsieg in der Königsklasse gefeiert. Mit 37 Punkten Vorsprung geht Mir in die beiden ausständigen WM-Läufe.

Den Titel will der Mallorquiner bereits dieses Wochenende fixieren und nicht erst eine Woche später in Portimao in Portugal. „Um ehrlich zu sein, ich will es hier beenden“, sagte Mir in Valencia. „Ich mag es nicht, meine Hausaufgaben erst im letzten Moment zu erledigen.“ Dabei hatte der Außenseiter, der seine zweite Saison in der MotoGP bestreitet, in einer wegen des Coronavirus ungewöhnlichen Saison selbst mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. In zwei der ersten drei Rennen kam er nicht ins Ziel.

Erst Mitte August in Spielberg holte Mir seinen ersten Podestplatz. Von den vergangenen sieben Rennen beendete er allerdings dann sechs unter den ersten drei. Mit seinem Premierensieg vergangenen Sonntag ebnete er sich den Weg zur WM-Krone. „Bis zum jüngsten Rennen hat es keinen klaren Favoriten gegeben. Aber jetzt gibt es einen“, meinte Mir. Die Verfolger Fabio Quartararo und Maverick Vinales (beide Yamaha) sowie Teamkollege Alex Rins sind mittlerweile auf gröbere Probleme oder Patzer des WM-Leaders angewiesen.

Joan Mir (Suzuki)
Reuters/Juan Medina
Erst letzten Sonntag feierte Mir in Valencia seinen ersten MotoGP-Sieg

Erster Suzuki-Titel seit 20 Jahren zum Greifen nah

Mir wäre der erste Suzuki-Weltmeister seit dem US-Amerikaner Kenny Roberts Jr. im Jahr 2000. „Um ehrlich zu sein, das war nichts, das ich zu Beginn der Saison erwartet hätte“, gestand der Überraschungsmann. „Ich wollte lernen und mich herantasten. Aber jetzt ist es etwas ganz anderes. Wir waren sehr konstant und schnell auf allen Strecken.“ Und das in jeder Session – ob Freies Training, Qualifying oder Rennen.

Die Saison war von der Pandemie geschrumpft und auf Rennen in Europa reduziert worden. Bereits bei einem chaotischen Auftakt Mitte Juli in Jerez zog sich Serienweltmeister Marc Marquez einen Armbruch zu, der ihn letztlich die gesamte Saison kostete. Die Karten waren neu gemischt. Zuerst führte der Franzose Quartararo das Feld an, in der zweiten Saisonhälfte kam Mir aber so richtig auf. „Es war ziemlich schwierig, weil man sich auf eine solche Saison nicht vorbereiten kann“, sagte der Spanier. „Es war wie ein Sprintrennen, in dem man keinen Fehler machen darf.“

Mir hatte 2017 die Moto3-WM für sich entschieden. Nach einem Jahr in der Moto2-Kategorie wechselte er 2019 in die Königsklasse. Dort reichte es im Vorjahr nur zu WM-Rang zwölf. Suzuki gelang allerdings ein großer Schritt nach vorn. Und auch Mir hat sich einen Namen gemacht. Mitte September in Misano presste er sich in der letzten Runde an seinem Jugendidol Valentino Rossi vorbei und holte Platz drei. Seither hat er nicht mehr zurückgeblickt. „Es war ein spezielles Podest, ich habe das Manöver sehr genossen.“ Am Sonntag will sich Mir nun auch die WM-Krone greifen.