Enttäuschung bei Manuel Neuer
Reuters/Marcelo Del Pozo
Nations League

Deutschland läuft in historisches Debakel

Spanien hat dem deutschen Nationalteam am Dienstag eine historische Lehrstunde erteilt. Die Spanier führten die Deutschen zum Abschluss der UEFA-Nations-League-Gruppenphase in Sevilla mit 6:0 vor und schnappten sich den Gruppensieg sowie das Ticket zum Finalturnier. Mann des Spiels war Ferran Torres mit drei Toren (33., 55., 72.). Für Deutschland war es die höchste Länderspielniederlage seit einem 0:6 gegen Österreich im Jahr 1931.

Die Kritik am deutschen Teamchef Joachim Löw dürfte durch den völlig verpatzten Jahresabschluss nicht weniger werden. Der Weltmeister von 2014 wirkte vor leeren Rängen in Sevilla völlig überfordert. Manchester Citys Ferran Torres traf nach einem Lattenkopfball von Dani Olmo sowie nach Assists von Jose Gaya und Fabian Ruiz. Dazu waren bereits in der ersten Hälfte Alvaro Morata (17.) und Rodri (38.) jeweils per Kopf nach einem Corner erfolgreich. Für den Endstand sorgte Mikel Oyarzabal erneut nach Gaya-Vorarbeit (89.).

„Diese Niederlage ist schwer zu erklären. Es war ein rabenschwarzer Tag für uns, an dem gar nichts funktioniert hat. Es war heute in jeder Beziehung alles schlecht. Wir wollten mutig nach vorne spielen. Nach dem 0:1 haben wir aber unser ganzes Konzept aufgegeben und Räume geöffnet. Wir sind ohne Organisation irgendwo rumgelaufen, das war tödlich. Dann hat man gegen Spanien keine Chance“, erklärte Löw nach dem bittersten seiner insgesamt 189 Länderspiele.

Jubel bei Spanien
Reuters/Marcelo Del Pozo
Das Duell gegen Deutschland wurde für die Spanier zum unerwarteten Schützenfest

Neuer verhindert noch höhere Niederlage

Für Manuel Neuer war es ein besonders bitterer Abend. Der Kapitän war mit seinem 96. Länderspiel zu Deutschlands alleinigem Rekordtormann aufgestiegen, gegen die rollenden Angriffe der in allen Belangen überlegenen Spanier war er aber machtlos. Der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können. Neuer entschärfte in der Anfangsphase etwa einen Freistoß von Spaniens Kapitän Sergio Ramos (7.), der später mit einer Oberschenkelverletzung ausschied.

Deutschlands einzige Ausbeute war ein Lattenschuss von Serge Gnabry (77.). Am Ende wurde es die höchste Niederlage der Nachkriegszeit. Mit sechs Toren Differenz hatten die Deutschen zuletzt am 24. Mai 1931 in Berlin gegen Österreichs Wunderteam verloren. Dieses ließ vier Monate später in Wien auch noch einen 5:0-Kantersieg folgen. In der Nachkriegszeit war bisher ein 3:8 gegen Ungarn in der Gruppenphase der WM 1954 Deutschlands höchste Pleite gewesen.

Im Hinspiel gegen Spanien Anfang September hatte es noch ein 1:1 gegeben. In Pflichtspielen gegen die Spanier ist Löw als deutscher Teamchef weiter sieglos. Sein eigentlich bis zur WM 2022 anberaumtes Engagement könnte nach der EM im kommenden Sommer vorzeitig zu Ende gehen, war zuletzt spekuliert worden. Der frühere Tirol- und Austria-Trainer ist seit 2006 im Amt und hatte Deutschland vor sechs Jahren in Brasilien zum vierten WM-Titel geführt.

Frankreich schlägt Schweden

Deutschlands Weltmeister-Nachfolger Frankreich hatte sein Ticket für das Nations-League-Finalturnier im Oktober 2021 bereits vor dem Gruppenfinale sicher. Die Franzosen gewannen dank zwei Toren von Olivier Giroud (16., 59.) sowie Treffern von Benjamin Pavard (36.) und Kingsley Coman (95.) aber auch zum Abschluss gegen Schweden 4:2. Überragender Mann war Verteidiger Marcus Thuram, der die ersten beiden Tore vorbereitete.

Nach sechs Partien stehen für den Weltmeister 16 Zähler zu Buche. Schweden dagegen muss den Gang in Liga B antreten. Vizeweltmeister Kroatien hielt trotz einer 2:3-Heimniederlage gegen Portugal die Klasse. Für einen Punktegewinn der Kroaten waren zwei Tore des gebürtigen Linzers Mateo Kovacic (29., 65.) zu wenig. Die Tore für Portugal erzielten Ruben Dias mit einem Doppelpack (52., 90.) und Joao Felix (60.). Superstar Cristiano Ronaldo ging leer aus.