Nations League

ÖFB-Team rettet Remis gegen Notelf

Im letzten Länderspiel 2020 hat Österreichs Nationalteam schwer enttäuscht. Im leeren Happel-Stadion in Wien musste sich die Mannschaft von ÖFB-Cheftrainer Franco Foda gegen Norwegens Notelf mit einem 1:1 begnügen. Ein Last-Minute-Tor des eingewechselten Adrian Grbic (94.) bewahrte die Gastgeber vor der Blamage. Die Österreicher sicherten sich Platz eins in der Nations-League-Gruppe B1 und steigen in die Liga A auf.

Gegen Norwegens ambitioniertes B-Team – dem ursprünglichen Kader war aufgrund eines Coronavirus-Falles von den nationalen Behörden ein Antreten verweigert worden – war das ÖFB-Team durch einen Treffer von Ghayas Zahid in der 61. Minute in Rückstand geraten. Als es nach fünf Länderspielsiegen in Serie schon nach einer bitteren Niederlage aussah, sorgte Grbic in der Nachspielzeit doch noch für den Ausgleich. Der Lorient-Stürmer hatte schon gegen Nordirland am Sonntag mit dem Tor zum 2:1 als Joker gestochen.

Der fixierte Nations-League-Gruppensieg bringt Österreich nun auch gute Chancen auf eine vielleicht nötige Hintertür ins Play-off für die WM 2022. Sollte die ÖFB-Auswahl in der im März 2021 beginnenden WM-Qualifikation nicht unter den Top Zwei ihrer Gruppe landen, könnte sie als einer der besten Ersten der Nations-League-Pools doch noch in die Endausscheidung für das WM-Turnier in Katar rutschen.

Jubel bei Österreich
GEPA/Christian Ort
Wie schon gegen Nordirland rettete Adrian Grbic auch gegen Norwegen den Abend

Mit Arnautovic und Ranftl gegen Norwegens Notelf

Foda hatte im Vergleich zum mühevollen 2:1-Sieg gegen Nordirland zwei personelle Änderungen vorgenommen. Mittelfeldmann Reinhold Ranftl (LASK) und Stürmer Marko Arnautovic (Schanghai) rückten in die Startformation. Arnautovic ersetzte als Solospitze Michael Gregoritsch. Ranftl begann in der 4-2-3-1-Formation auf der rechten Flügelposition. Aleksandar Dragovic fehlte gesperrt. Stefan Ilsanker rückte daher vom zentralen Mittelfeld in die Innenverteidigung zurück.

In Norwegens „No name“-Startelf fanden sich gleich sechs Debütanten. Nur fünf Spieler mit A-Team-Erfahrung hatte Interimscoach Leif Gunnar Smerud zur Verfügung. Dennoch war der Ex-Rapidler Veton Berisha (Stavanger) der einzige Nicht-Legionär in der Truppe der „Notnägel“. Und die Gäste zeigten gleich in den Anfangsminuten, dass sie nicht nach Wien gekommen waren, um sich kampflos zu ergeben.

Erneut zähes Ringen und kaum Chancen

Österreich wurde im Spielaufbau aggressiv und früh gestört. Obwohl die Gastgeber in der 20. Minute schon 70 Prozent Ballbesitz verbuchten, waren sie bis dahin noch nicht zum Abschluss gekommen. Ein schöner Rechtsschuss von Arnautovic (knapp am Tor vorbei) war dann die erste wirklich gefährliche Aktion der ÖFB-Equipe. Wie gegen Nordirland war es ein zähes Ringen um Torchancen. Noch fand man im kompakten skandinavischen Defensivverbund keine Lücken.

Arnautovic mit der ersten guten Chance (20. Minute)

Ein schöner Schuss von Marko Arnautovic geht knapp am Tor vorbei.

Gäste kompakt und nicht ungefährlich

Einen weiteren Schuss des bemühten Arnautovic (30.) aus der Drehung lenkte Norwegen-Keeper Per Kristian Bratveit über die Latte. Auf der anderen Seite hatte plötzlich Jörgen Strand Larsen (33.) nach grober Unordnung in Österreichs Defensive eine Riesenchance. Der Stürmer wurde alleine vor ÖFB-Goalie Pavao Pervan gerade noch von Martin Hinteregger entscheidend bedrängt und verfehlte das Tor knapp. Auch Jörgen Skjelvik (36.) kam im Strafraum zum Abschluss, scheiterte aber an Pervan. Sehr souverän agierte das ÖFB-Team hinten nicht.

Beste Torgelegenheit für Norwegen (33. Minute)

Strand Larsen hat die Führung für Norwegen auf dem Fuß.

Warten auf Torerfolg auch nach Seitenwechsel

Das 0:0 zur Pause war ein gerechter Zwischenstand, weil die Norweger sehr ambitioniert auftraten. Tempo, Passqualität und Bewegung ohne Ball ließen im Spiel der Österreicher noch schwer zu wünschen übrig. Grbic, mit seinem Tor zum 2:1 Matchwinner gegen Nordirland, wärmte zur Halbzeit zwar auf. Noch verzichtete Foda aber auf die Einwechslung eines zweiten Stürmers, den das lahmende Offensivspiel der Heimischen eigentlich dringend gebrauchen konnte.

Personell unverändert erwischte das Team dennoch einen halbwegs passablen Start in die zweite Hälfte. Ein zu zentral platzierter Schuss von Marcel Sabitzer (46.) vom Sechzehner, ein wuchtiger Linksschuss von Arnautovic (48.) über das Tor: Zumindest näherte man sich Zählbarem an. Als Mats Möller Dähli (53.) auf der anderen Seite in den Strafraum eindrang, hatten die Österreicher allerdings Glück. Denn nicht nur konnte der norwegische Kapitän den Ball nicht im Tor unterbringen, auch sah der französische Referee Benoit Bastien über einen Rempler von Hinteregger gegen Dähli hinweg.

Norwegen trifft zur Sensation

Mit dem Spielglück war es dann in der 61. Minute vorbei: Die beherzt auftretenden Gäste gingen durch Ghayas Zahid mit 1:0 in Führung – und das in der Gesamtbetrachtung keinesfalls unverdient. Berisha lieferte die perfekte Vorlage, nachdem sich Ilsanker bei einem misslungenen Kopfball ungeschickt angestellt hatte und Berisha links im Strafraum nicht mehr stoppen konnte. Nach dessen Querpass gaben dann im Zentrum auch Hinteregger und Ulmer keine gute Figur ab.

1:0 für Norwegen (61. Minute)

Ghayas Zahid sorgt aus kurzer Distanz für die Führung der Gäste.

Der einzige positive Aspekt des bitteren Gegentreffers war, dass Foda nun endlich Grbic als zweiten Angreifer einwechselte. Der Lorient-Legionär kam in der 65. Minute für Xaver Schlager und hatte bald die erste Riesenchance auf den Ausgleich (70.). Nach Vorarbeit von Alaba scheiterte Grbic aber aus kürzester Distanz am starken Bratveit. Das hätte der nächste Stich von „Joker“ Grbic sein müssen.

Rettung in letzter Minute

Die Sensation für Norwegen und die Blamage für Österreich lag spätestens jetzt in der Luft. Dementsprechend warfen die Skandinavier die letzten Kräfte ins Finish. Gernot Trauner wurde noch für Ilsanker eingewechselt. Doch außer einer Chance für Arnautovic, der dabei mit grenzwertigen Mitteln zu Fall gebracht wurde, schaute für die enttäuschende ÖFB-Auswahl bis zur Nachspielzeit nichts heraus.

Ausgleich durch Grbic (94.)

Am Ende holt Österreich dank Stürmer Adrian Grbic noch einen Punkt.

Ein weitere Arnautovic-Schuss ging über das Tor, ehe Grbic in der 94. Minute für die Erlösung sorgte. Der Frankreich-Legionär traf nach Arnautovic-Assist ins lange Eck. Es war sein viertes Tor im siebenten Länderspieleinsatz. Für das ÖFB-Team war es Rettung in letzter Minute. Der Gruppensieg ist aufgrund des gewonnenen direkten Duells mit Norwegen (nach dem 2:1-Auswärtssieg) fixiert – selbst wenn ein möglicher norwegischer Protest gegen die Wertung des nicht ausgetragenen Spiels in Rumänien (0:3) erfolgreich sein sollte.

Stimmen zum Spiel:

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Es ist nicht alles gut. Es war ein schwieriges Spiel, das war uns vor dem Spiel bewusst. Der Gegner hatte nichts zu verlieren, konnte Geschichte schreiben – es war eine außergewöhnliche Situation. Wir waren vor allem im Defensivverhalten heute nicht so präsent, wie wir das gewohnt sind. Wir haben viele Torchancen zugelassen. Wir haben viele Abspielfehler gemacht, der Spielaufbau war nicht gut. Ich kenne natürlich auch die Umstände. Man hat bei manchen Spielern gemerkt, dass Dynamik, Spritzigkeit aufgrund der großen Belastungen gefehlt haben. Nichtsdestotrotz haben wir unser Ziel erreicht. Wir haben den ersten Platz auch zu Recht belegt.“

Julian Baumgartlinger (ÖFB-Kapitän): „Es ist ein Riesenziel von uns gewesen, dass wir in der Nations League in den obersten Topf aufsteigen, weil genau solche Spiele dann für uns noch härter werden. Wir müssen einfach besser werden. Jetzt freuen wir uns, weil wir uns die letzten beiden Spiele schwergetan haben. Es ist im Topf B nichts einfach. Norwegen war sehr mutig, sie haben uns immer wieder unter Druck gesetzt. Sie haben sich etwas zugetraut. Selber waren wir zu schleißig in unseren Situationen um den Sechzehner herum.“

UEFA Nations League, sechster Spieltag

Mittwoch:

Österreich – Norwegen 1:1 (0:0)

Ernst Happel Stadion, keine Zuschauer, SR Bastien (FRA)

Torfolge:
0:1 (61.) Zahid
1:1 (94.) Grbic

Österreich: Pervan – Lainer, Ilsanker (82. Trauner), Hinteregger, Ulmer – X. Schlager (65. Grbic), Baumgartlinger – Ranftl, Sabitzer, Alaba – Arnautovic

Norwegen: Braatveit – Ryerson (81. Granli), Gabrielsen, Hanche-Olsen, Skjelvik – Zahid (81. Askildsen), Tronstad, Ulvestad, Möller Dähli (67. Thorstvedt) – Berisha (86. Vindheim), Strand Larsen (86. Evjen)

Gelbe Karten: Ilsanker bzw. Möller Dähli, Ryerson, Granli