Trainer Franco Foda
GEPA/Christian Ort
Nations League

Teamchef Foda wirbt um Nachsicht

Österreichs Nationalmannschaft hat am Mittwoch mit einem 1:1 gegen Norwegen den Gruppensieg in der Nations League erreicht. Die gezeigte Leistung gegen eine Notelf war allerdings ernüchternd. Auch Franco Foda war alles andere als zufrieden. Der Teamchef warb aber auch um Nachsicht für seine Spieler und nannte in diesem Zusammenhang die schwierige Situation aufgrund der Pandemie und des straffen Spielplans. „Das sind Menschen, keine Maschinen. Das darf man nicht vergessen“, betonte Foda.

Der Lehrgang mit den Spielen gegen Luxemburg, Nordirland und Norwegen war laut Foda insgesamt nicht einfach. „Man hat bei manchen Spielern gespürt, dass die Frische fehlt. Trotzdem kann man sich in der einen oder anderen Spielsituation anders verhalten. Fehlpässe haben nichts mit der Müdigkeit zu tun. Aber in der Rückwärtsbewegung merkt man das schon. Mit dem Ball geht es, aber bei Ballverlust wird es problematisch“, erklärte der Deutsche.

Obwohl der gesamte Lehrgang nicht auf dem spielerischen Niveau gestanden war, den sich Foda vorstellt, bat der Teamchef darum, das gesamte Spektrum zu sehen. „Die Spieler hatten Lust auf das Nationalteam. Sie wollen gut und erfolgreich spielen. Es macht ja niemand absichtlich Fehler. Aber die Belastung ist halt extrem hoch mit den ganzen Reisen. Das darf man nicht unterschätzen“, sagte Foda.

Positive ÖFB-Bilanz im Länderspieljahr 2020

Mit dem 1:1 daheim gegen Norwegen hat Österreichs Fußballnationalteam den Gruppensieg in der Nations League und den damit verbundenen Aufstieg in den A Pool fixiert. Das bedeutet für den Verband nicht nur sportlich, sondern auch finanziell einen Schritt in Richtung

Nur ein Team hatte etwas zu verlieren

Erschwerend hinzu kam, dass das ÖFB-Team auf einen Gegner traf, der absolut nichts zu verlieren hatte. Ein psychologischer Vorteil, der sich auf dem Rasen zeigte. Während die zusammengewürfelte norwegische Truppe befreit und von dem Gedanken beseelt, eine Sensation zu schaffen, aufspielte, stand für das österreichische Team wesentlich mehr auf dem Spiel. Die Druckverteilung hätte also nicht unterschiedlicher sein können.

Auch deshalb solle man mit seinem Team nicht zu hart ins Gericht gehen, forderte Foda. „Für Norwegen war das eine außergewöhnliche Situation, die eine Mannschaft auch beflügelt. Es war uns klar, dass da eine aggressive Mannschaft auf uns zukommt, die alles versuchen wird, um die Sensation zu schaffen“, sagte Foda, der zugleich darauf hinwies, dass auch die kurzfristig einberufenen norwegischen Spieler große Qualität haben. „Es waren alles Legionäre, die auch regelmäßig zum Einsatz kommen und wichtige Rollen bei ihren Teams spielen.“

Nicht der ganze Herbst war schlecht

Vehement wehrte sich Foda allerdings dagegen, den ganzen Herbst schlechtzureden. „Das ist einfach kein Faktum. Man hat gesehen, dass die Mannschaft Qualität hat. Wir haben in Norwegen sehr gut gespielt. Obwohl wir zu Hause gegen Rumänien nicht gewinnen konnten, waren wir in der ersten Hälfte gut. In Nordirland waren wir in der ersten Hälfte sehr, sehr gut. Wir haben sehr, sehr gute Spielphasen gehabt, konnten das nur nicht oft über 90 Minuten zeigen“, so der Teamchef.

Auch gegen Norwegen war laut Foda nicht alles schlecht. „Wir haben einige Umschaltsituationen nicht gut fertig gespielt. Wir hatten aber auch selbst einige klare Chancen, um ein Tor zu erzielen. Aber letztendlich haben wir unser Ziel erreicht. Wir wollten den ersten Platz belegen. Es ist darum gegangen, dass wir in die Liga A aufgestiegen sind. Und wir sind verdient aufgestiegen“, stellte Foda klar.

Die richtigen Schlüsse ziehen

Nun gilt es für Foda, die richtigen Schlüsse aus diesem Lehrgang zu ziehen. „Es ist eine Überlegung, mehr zu rotieren. Unsere Idee war, in diesem Spiel nicht zu viel zu verändern. Wir wollten die Abläufe und Automatismen, die wir teilweise schon perfektioniert haben, nicht stören. Wir wollen einfach die Mannschaft nicht komplett umkrempeln. Das war unsere Intention“, erklärte Foda das Festhalten am System und größtenteils am Personal. „Die Erkenntnis ist, dass wir vielleicht doch mehr rotieren müssen, wenn die Spieler überstrapaziert sind.“

In diesem Punkt hat Foda aber auch für die Zukunft seine Bedenken. Die Belastung für die Spieler wird nicht weniger. „Gerade die Spieler, die international spielen, haben eine sehr hohe Intensität. Es gibt ja auch kaum eine Winterpause, dann spielen sie fast ein komplettes Jahr durch. Das wird extrem intensiv. Man kann sagen, das betrifft alle, aber es gibt schon Nationalmannschaften, wo viele Spieler international spielen und höher belastet sind.“

„Es gibt extrem viel zu tun“

Weiter geht es für das Team im März 2021. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt der Start zur WM-Qualifikation, und nicht einmal drei Monate später steht schon die EM auf dem Programm. Dazwischen liegen zahlreiche Partien auf Clubebene. „Man kann nur hoffen, dass die Spieler alle gesund bleiben und diese intensiven Phasen gesund überstehen“, sagte Foda, der sich und seinem Trainerstab höchstens zwei, drei Tage zum Abschalten gönnen wird.

„Danach werden wir wieder Spieler beobachten, soweit das in dieser schwierigen Situation möglich ist. Am 7. Dezember ist die Auslosung für die WM-Qualifikation. Da werden wir schauen, auf welche Teams wir treffen. Dann werden wir die WM-Quali- und EM-Spiele vorbereiten. Es gibt extrem viel zu tun. Wir haben ein Ziel vor Augen. Wir werden alles dafür tun, um von Anfang an da zu sein“, erklärte Foda, der versprach, gegen tief stehende Gegner Lösungen zu finden. „Auch damit werden wir uns beschäftigen.“