Andreas Gruber (LASK) und Ritchie De Laet (Antwerpen)
GEPA/Manfred Binder
Europa League

Antwerpen nimmt Revanche an LASK

Der LASK hat am Donnerstag in der Gruppenphase der UEFA Europa League daheim gegen Royal Antwerpen mit 0:2 (0:0) verloren. Im leeren Linzer Stadion nahmen die Gäste aus Belgien auf diese Weise nicht nur Revanche für die 0:1-Heimniederlage vor drei Wochen, sondern haben nun auch im direkten Duell mit dem LASK die Nase vorne. Die Linzer erlitten einen Rückschlag im Kampf um den neuerlichen Aufstieg ins Sechzehntelfinale.

Die Niederlage war letztlich verdient, auch weil sich Antwerpen gegenüber dem Hinspiel verbessert präsentierte und dem LASK in der Offensive die Durchschlagskraft fehlte. Nach einer torlosen ersten Hälfte folgte der Knackpunkt: Abwehrchef Gernot Trauner sah wegen einer Notbremse die Rote Karte (50.), Lior Refaelov verwertete den fälligen Freistoß (53.). Die Entscheidung besorgte Pieter Gerkens (83.).

Antwerpen hat zwei Spiele vor Schluss so wie Tottenham drei Punkte Vorsprung auf die Linzer, die Tabellendritter sind. Die „Spurs“ aus London hatten im zweiten Spiel des Abends der Gruppe J keine Probleme und schickten Ludogorez Rasgrad mit einer 4:0-Packung wieder nach Hause. Bereits in einer Woche geht es am Donnerstag für die Oberösterreicher mit dem nächsten Heimspiel weiter, dann ist das Londoner Starensemble mit Trainer Jose Mourinho zu Gast.

Sieg für Rapid, Niederlagen für WAC und LASK

Rapid gewann beim weiterhin punktelosen irischen Verein Dundalk mit 3:1. Der LASK verlor daheim gegen Royal Antwerpen mit 0:2. Der WAC zog drei Wochen nach der 0:1-Niederlage bei Dinamo Zagreb in Klagenfurt mit einem 0:3 auch daheim den Kürzeren.

Gegenüber dem ersten Duell in Belgien, das die Linzer mit 1:0 für sich entscheiden konnten, musste LASK-Trainer Dominik Thalhammer Mittelfeldmann James Holland wegen einer Sperre und den im Europacup treffsicheren Stürmer Marko Raguz wegen seines in Antwerpen erlittenen Kreuzbandrisses vorgeben. An ihrer Stelle spielten die Neuzugänge Mads Emil Madsen und Johannes Eggestein. Letzterer hatte als „Joker“ in Belgien das Goldtor erzielt. Antwerpen-Trainer Ivan Leko änderte seine Startelf ebenso an zwei Positionen.

Ereignisreiche Anfangsphase

Wie mittlerweile gewohnt, fand das Spiel vor leeren Rängen im Linzer Stadion statt, den Delegationen beider Teams wurde an einem kalten November-Abend aber schnell warm bei der Spielbeobachtung. Denn auf ein Abwarten verzichteten beide Mannschaften in diesem Duell mit richtungsweisendem Charakter. Vor allem Antwerpen war nach der Heimniederlage gegen die Athletiker unter Zugzwang und legte dementsprechend los.

Bei der ersten Chance spielte allerdings auch der Zufall Regie: Nach einer ans kurze Strafraumreck abgespielten Ecke riss die Flanke von Linksfuß Simen Jukleroda ab und senkte sich auf die Latte. Von dort sprang sie Verteidiger Philipp Wiesinger auf die Brust und Goalie Alexander Schlager vor der Linie auf den Oberschenkel. Der ÖFB-Teamgoalie konnte schließlich mit dem Fuß die Situation klären (3.). In derselben Minute setzte Gerkens noch einen Kopfball über das Tor.

Alexander Schlager (LASK)
GEPA/Manuel Binder
Bereits in der dritten Minute traf Antwerpen die Latte, Schlager klärte schließlich mit dem Fuß

Der belgische Tabellensechste trat insgesamt weit weniger verhalten auf als noch vor drei Wochen bei seinem Heimspiel. Doch auch der LASK nahm nach dem Kaltstart an einer ereignisreichen Anfangsphase in der Offensive teil. Andreas Gruber zog rechts durch den Strafraum und wurde beim Hinauslaufen gefoult. Der litauische Schiedsrichter Donatas Rumsas entschied auf Foulspiel außerhalb des Strafraums, eine strittige Entscheidung, die mangels Videoassistenten in dieser Phase des Bewerbs stehenblieb. Peter Michorl beförderte den Ball auf das Tor, doch Tormann Jean Butez lenkte ihn über den Kasten (8.).

Keine Durchschlagskraft

Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in der beide Teams den Gegner unter Druck setzten und damit auch zu Möglichkeiten kamen. Reinhold Ranftl verfehlte nach einer Ecke (12.), auf der anderen Seite versuchte Cristian Benavente den Ball nach schönem Zuspiel von Lior Refaelov an Schlager vorbeizuspitzeln, doch der Goalie war wieder mit dem Fuß zur Stelle (14.). Weil beiden Teams viele Fehler im Passspiel unterliefen, ging es recht munter hin und her, nur im letzten Drittel fehlte beiden Mannschaften die Durchschlagskraft. Bezeichnend dafür war ein kapitaler Fehlpass von Goalie Butez in die Beine von Ranftl, der am Sechzehner zu hastig abschloss und klar das Tor verfehlte (23.).

Während der LASK seine Gefahr bei Standards an diesem Abend nicht ausspielen konnte, fanden die Belgier auf diese Weise eine weitere Chance vor. Nach Refaelov-Ecke rauschte Ritchie de Laet an und setzte den Ball knapp am Tor vorbei. Die Delegation aus Antwerpen hatte schon den Torschrei durchs Oval hallen lassen. Es ging aber torlos in die Pause, weil Gruber und Eggestein mit ihren Schüssen scheiterten (43./44.). Auf der anderen Seite klärte Schlager zum dritten Mal an diesem Abend bei einem Stanglpass mit dem Fuß (45.).

Trauner fliegt, Refaelov trifft

Ähnlich wie in der ersten Hälfte fand Antwerpen auch in der zweiten Hälfte besser ins Spiel, nur mit dem Unterschied, dass die Gäste dieses Mal auch trafen. Nach einem schönen Doppelpass drohte De Laet in den Strafraum durchzubrechen, Trauner stoppte ihn zwar vor dem Sechzehner, sah aber wegen der Verhinderung einer offensichtlichen Torchance – auch als Notbremse bekannt – die Rote Karte (50.). Dem nicht genug senkte sich nach dreiminütiger Verletzungspause auch noch Refaelovs Freistoß von Petar Filipovic abgefälscht ins Tor (53.).

Cristian Benavente (Antwerpen) und Alexander Schlager (LASK)
GEPA/Manfred Binder
Der Freistoß von Refaelov senkte sich abgefälscht und damit unhaltbar ins Linzer Tor

Ohne die ordnenden Füße von Kapitän Trauner tat sich der LASK nur anfangs schwer. Thalhammer brachte dann Thomas Goiginger ins Spiel, der das Offensivspiel spürbar beleben konnte. Zunächst landete ein Kopfball von Gerkens in den Händen des eigenen Tormannes (71.), dann wurde ein Goiginger-Schuss gerade noch abgeblockt (72.).

Entscheidung im Finish

Der LASK zeigte Moral und konnte in der Defensive um Ersatz-Abwehrchef Wiesinger die Konter der Gäste mit viel Laufarbeit lange entschärfen, im Finish warfen die Hausherren alles nach vorne. Ranftl scheiterte zunächst mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze knapp (76.). Ein Freistoß von Michorl ging etwas über das Tor (80.).

Doch letztlich traf Antwerpen zur Entscheidung: Gerkens köpfelte nach Maßflanke von „Joker“ Jordan Lukaku, dem Bruder von Inter-Star Romelu, ins Eck (83.). Ein im Hinblick auf den Aufstiegskampf ganz bitteres Gegentor. Eine Minute später vergab der ebenfalls eingewechselte Opoku Ampomah noch hauchdünn (84.). Es war der Schlusspunkt eines verdienten Antwerpener Auswärtssieges.

Stimmen zum Spiel:

Dominik Thalhammer (LASK-Trainer): „Ich gratuliere Antwerpen. Es war vor allem in der ersten Halbzeit das erwartet extrem enge Spiel. Ich denke, wir haben die erste Halbzeit gut kontrolliert, sie hatten nur zwei, drei Chancen mehr als im Hinspiel. In der zweiten Halbzeit sind wir auch gut reingekommen, dann war die 49., 50. Minute mit der spielentscheidenden Szene. Wir haben jetzt in drei Europa-League-Spielen mit einem Mann weniger zu Ende gespielt, das sind dann von der Physis her schon vier Spiele. Ich muss der Mannschaft auch ein Kompliment machen, denn sie hat wieder Moral bewiesen.“

Ivan Leko (Antwerpen-Trainer): „Es war sehr schwierig für uns. Wir hatten nach den letzten vier Spielen, die wir nicht gewonnen haben, viel Kritik einzustecken, doch wir haben heute an uns geglaubt. Und wenn ich sehe, wie die Jungs aufgetreten sind, dann bin ich einfach stolz auf sie. Es waren zwei Teams mit ähnlicher Spielanlage, Pressing und hohen langen Bällen, es waren in beiden Partien enge Duelle. Wir sind nicht so gut, um jetzt schon zu kalkulieren, ob wir für die nächsten Spiele weiter sind, denn ich kenne mein Team und mich.“

UEFA Europa-League, vierte Runde Gruppe J

Donnerstag:

LASK – Royal Antwerpen 0:2 (0:0)

Linz, Stadion der Stadt Linz, SR Rumsas (LTU)

Torfolge:
0:1 Refaelov (53.)
0:2 Gerkens (83.)

LASK: Schlager – Wiesinger, Trauner, Filipovic (73./Potzmann) – Ranftl, Madsen (53./Andrade), Michorl, Renner – Gruber (60./Goiginger), Eggestein, Balic

Antwerpen: Butez – Seck, Batubinsika, De Laet – Miyoshi (81./Lukaku), Haroun, Hongla, Juklerod (81./Buta) – Gerkens, Benavente (67./Ampomah), Refaelov (88./Benson)

Rote Karte: Trauner (50./LASK/Notbremse)

Gelbe Karten: Goiginger, Eggestein bzw. Hongla, Haroun​