Ski alpin

Odermatt beendet Schweizer RTL-Flaute

Im zweiten Herren-Riesentorlauf in Santa Caterina hat am Montag Marco Odermatt für einen langersehnten Sieg gesorgt. Der 23-jährige Hoffnungsträger beendete eine fast zehnjährige Durststrecke der Schweizer im Riesentorlauf. Im März 2011 war Carlo Janka in Kranjska Gora der letzte RTL-Sieg für die Schweizer Herren gelungen. Weit abgeschlagen einmal mehr die ÖSV-Läufer.

Das für Sonntag geplante zweite Rennen auf der Piste „Deborah Compagnoni“ wurde von Wetter- und Streckenbedingungen unmöglich gemacht und auf Montag verschoben. Nach dem am Samstag der Kroate Filip Zubcic triumphierte, sicherte sich diesmal Odermatt mit zwei souveränen Läufen seinen zweiten Erfolg im Weltcup nach dem Super-G von Beaver Creek (USA) im Dezember 2019.

Hinter Odermatt holte sich der US-Amerikaner Tommy Ford als Zweiter (+0,73 Sekunden) den vierten Podestplatz seiner Karriere, knapp vor Zubcic (+0,75). Dem Kroaten gelang mit einer Leistungsexplosion im zweiten Durchgang und Laufbestzeit noch der Sprung vom 21. auf den dritten Platz.

Siegerehrung mit Marco Odermatt, Tommy Ford und Filip Zubcic, in Santa Caterina Valfurva, Italien
AP/Alessandro Trovati
Ein Siegerbild, auf das vor dem Rennen sicher nicht viele getippt hätten: Ford (l.), Sieger Odermatt (M.) und Zubcic (r.)

„Alles aufgegangen“

„Es ist alles aufgegangen, es wäre falsch, etwas anderes zu sagen. Es war wieder nicht einfach. Erstmals als Letzter oben zu stehen und das runter zu bringen, da bin ich sehr, sehr stolz. Fragen zur Statistik lassen mich kalt, ich mache mir keinen Druck“, sagte Sieger Odermatt und gab im ORF Einblick in seine Einstellung zum Rennsport.

In dem italienischen Skiort 200 Kilometer nordöstlich von Mailand waren die Fortschritte in der Problemdisziplin der ÖSV-Herren weiterhin nur klein und ergebnismäßig nicht erkennbar. Als bester Österreicher belegte Roland Leitinger Platz 17 (+1,54 Sekunden). Der „Privatfahrer“ Magnus Walch wurde 21. (+1,80), eine Hundertstelsekunde vor Marco Schwarz (21./+1,81). Mehr Österreicher hatten es nicht in das Finale der Top 30 geschafft.

Leitinger macht nur einen „kleinen Schritt“

Eine gute halbe Sekunde fehlten Leitinger nach dem ersten Durchgang auf einen Platz unter den Top Fünf. Doch der zweite Durchgang gelang dem 29-jährigen Tiroler mit der 15. Laufzeit nicht nach Wunsch. Am Ende blieb mit Rang 17 dieselbe Platzierung wie nach dem ersten Lauf.

„Die Gesamtsituation ist so, dass ich nach dem ersten Rennen hier auf dem Boden war. Also muss man das als Fortschritt sehen. Im zweiten Durchgang haben gewisse Sache funktioniert. Es wäre aber mehr drinnen gewesen, es war ein knappes Rennen“, meinte Leitinger im ORF. „Natürlich ist der Saisonstart holprig verlaufen, also ist es nur ein kleiner Schritt. Kritik ist grundsätzlich angebraucht, wir können damit umgehen. Ich lass mich aber nicht weiter runterdrücken, es geht ja nach oben.“

1. Marco Odermatt (SUI)
2. Tommy Ford (USA)
3. Filip Zubcic (CRO)

„Privatfahrer“ Walch freut sich

Walch, im ersten Lauf mit Startnummer 43 auf Platz 26 gefahren, nutzte im zweiten Durchgang die gute Startnummer, ließ die Ski laufen. Dem 28-jährigen Vorarlberger gelang zumindest eine Rangverbesserung.

„Die Freude ist riesengroß, dass es endlich seit eineinhalb Jahren mit den Punkten geklappt hat. Im unteren Teil hätte ich mehr herausholen können“, so Walch, der mittlerweile Mitglied des privaten Global Racing Teams ist, im ORF-Interview.

„Natürlich erwartet man sich als Österreicher, dass die Ergebnisse besser sind. Aber ich kann dazu gar nicht viel sagen, weil ich nicht weiß, wie die Teamkollegen trainieren“, meinte Walch über das neuerlich unter den Erwartungen gebliebenem Abschneiden der ÖSV-Läufer.

Das Global Racing Team ist ein privates Skiteam, das Athleten, die in keinem nationalen Kader aufscheinen oder aus keiner klassischen Skination kommen, ermöglicht, auf hohem Niveau zu trainieren. Derzeit werden zwölf Sportler aus zehn Nationen vom Team betreut, die bekanntesten sind neben Walch der Belgier Sam Maes, Lara Guts Bruder Ian, der für Liechtenstein fährt, und der Niederländer Maarten Meiners, der in Santa Caterina als 28. seine ersten Weltcup-Punkte holte.

Austria’s Magnus Walch
APA/AFP/Marco Bertorello
Magnus Walch holte sich mit einer engagierten Leistung die ersten Weltcup-Punkte seit März 2019

„Geh, bitte“ – Schwarz enttäuscht

Weltcup-Punkte sind für Schwarz kein primäres Ziel. Der 25-jährige Kärntner, will seinen beiden Weltcup-Siegen einen dritten hinzufügen. In Santa Caterina gelang ihm das nicht. Nach einer Kampfansage für das Finale als 22. des ersten Durchgangs in die Entscheidung gestartet, schwang er nach einer verkrampften Fahrt im Ziel mit einem Schrei der Enttäuschung ab. „Geh, bitte“, war deutlich zu hören.

„Ich wollte attackieren und dann habe ich mich niederlegt, das ist natürlich nicht so schnell. Das ist brutal ärgerlich und sehr schade“, analysierte Schwarz sein Rennen. „Ich muss das Puzzle zusammenfügen, dann schaut es nicht so schlecht aus. Ich muss die Trainingstage gut nützen und in Alta Badia (nächster Herren-RTL am 20. Dezember, Anm.) dann angreifen. Ich muss den perfekten Lauf suchen und dann im Rennen umsetzen.“

Feller nicht im Finale dabei

Weitere Österreicher konnten sich nicht für das Finale der besten 30 qualifizieren. Manuell Feller hatte sich sicher mehr von seinem Auftritt erhofft als den 33. Platz im ersten Durchgang. Feller riss mit einem unrunden Lauf 1,96 Sekunden Rückstand auf und war nach dem Rennen ratlos über seine Vorstellung.

Speed-Spezialist Vincent Kriechmayr (45./+2,34 Sek.) konnte sich ebenso nicht im Finale fahren wie Stefan Brennsteiner (46./+2,40). Völlig chancenlos waren Adrian Pertl (+3,05) und Raphael Haaser (+3,39) als 59. und 62. unter 65 Klassierten.