Salzburg-Trainer Jesse Marsch
Reuters/Action Images/Andreas Gebert
Champions League

Salzburg voll auf Aufstieg fokussiert

Vor einem Jahr hatte der FC Salzburg gegen den englischen Tabellenführer und späteren Meister FC Liverpool die große Chance, mit einer Sensation ins Achtelfinale der UEFA Champions League einzuziehen. Am Mittwoch (21.00 Uhr) greifen die „Bullen“ diesmal gegen den spanischen Spitzenreiter Atletico Madrid nach den Sternen. Für Trainer Jesse Marsch ist der nötige Sieg überfällig: „Wir haben viel gelernt in den letzten elf Spielen, es ist an der Zeit, gegen einen Top-Top-Topgegner zu gewinnen.“

Gegen Liverpool platzte vor fast genau einem Jahr die Hoffnung auf eine „magische Nacht“ mit einer 0:2-Niederlage. Damals hieß es für die Salzburger umsteigen in die Europa League. Diesmal könnte sogar ein Remis für ein Überwintern im Europacup zu wenig sein. Voraussetzung für den Worst Case aus Salzburger Sicht ist aber, dass Schlusslicht Lok Moskau beim noch ungeschlagenen Gruppensieger Bayern München gewinnt.

Atletico würde am Mittwoch in Wals-Siezenheim hingegen ein Remis reichen. Bei einer Niederlage wäre der Tabellenführer der spanischen Primera Divison im Achtelfinal-Rennen ausgeschieden. „Wir haben seit Juni über diesen Moment gesprochen. Mit unserer Mannschaft und Mentalität haben wir zu Hause immer eine Chance“, sagte Marsch und gab sich jedenfalls in Sachen Salzburger Aufstieg optimistisch.

Salzburg gegen Atletico optimistisch

Salzburg geht am Mittwoch mit viel Zuversicht in das letzte Champions-League-Gruppenspiel gegen Atletico Madrid. Im Spiel des Jahres haben die Salzburger noch die Chance auf den Achtelfinal-Einzug.

Respekt, aber keine Angst

„Es wird ein sehr heißes Spiel“, sagte Goalie Cican Stankovic und fieberte dem bisherigen Saisonhöhepunkt entgegen. Für den Teamtorhüter sind die Chancen auf den Aufstieg realistisch. „Mit dieser Offensive spielen wir immer, auch gegen ganz große Mannschaften, unsere Chancen heraus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zu unseren Chancen kommen werden“, meinte Stankovic vor der Revanche. Der Respekt vor Luis Suarez und Co. ist vorhanden, Selbstvertrauen aber auch. „Eine Mannschaft mit vielen Stars, mit einer sehr kompakten, sehr aggressiven Spielweise. Aber sie wissen auch, dass sie bei einer Niederlage draußen sind“, merkte Österreichs Teamtormann an.

Gruppe A, sechster Spieltag

Beginn 21.00 Uhr:

Salzburg – Atletico

Wals-Siezenheim, SR Taylor (ENG)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Junuzovic, Szoboszlai – Berisha – Daka, Koita

Atletico: Oblak – Trippier, Savic, Felipe, Hermoso – Llorente, Saul Niguez, Koke, Carrasco – Suarez, Joao Felix

Ähnlich sieht es Dominik Szoboszlai. „Sicher haben sie Superstars, aber es spielt die Mannschaft und nicht Einzelspieler. Als Mannschaft, in der Zusammenarbeit, können wir es sogar besser als sie“, sagte der Ungar. Finanziell würde sich ein Erfolg am Mittwoch klarerweise rechnen. Legt man die Prämien des Europäischen Fußballverbands (UEFA) der Vorsaison zugrunde, hat Salzburg schon jetzt rund 33 Millionen Euro verdient: 14,4 Mio. Euro aus dem Koeffizientenranking, 15,25 Mio. für die Teilnahme an der Gruppenphase, dazu ein Sieg (2,7 Mio. Euro) und ein Remis (900.000 Euro). Gelingt der Aufstieg, also ein weiterer Sieg, dann kommen 2,7 Mio. plus zusätzliche 9,5 Mio. Euro für das Erreichen des Achtelfinales hinzu.

„Frische Gruppe“ für den Showdown

Dass das „Endspiel“ gegen den zweifachen Finalisten der Champions League (2014, 2016) in den Köpfen der Spieler fest verankert ist, zeigte sich am Wochenende. Da gab sich eine Rotationself der „Bullen“ mit dem 0:1 bei der Admira ungewohnte Blößen. Doch das soll Schnee von gestern sein. „Wir wollten eine frische Gruppe (für Atletico, Anm.) haben“, sagte Marsch.

Und diese frische Gruppe habe man nun auch. Alle seien physisch voll da, selbst Stürmer Patson Daka sei „zu hundert Prozent fit“. Fehlen wird abgesehen vom Langzeitverletzten Antoine Bernede, der aber bereits wieder im Training steht, einzig der gesperrte zentrale Mittelfeldmann Mohamed Camara. Marsch machte sich keine Sorgen: „Wir sind sehr flexibel.“

Kleinigkeiten als Schlüssel zum Erfolg

Bei aller Emotion („Eines der größten Spiele in der Geschichte des Vereins“) gelte es, voll konzentriert auf die taktischen Vorgaben zu sein, sagte Marsch. „Selbstvertrauen, Aggressivität, unsere Power und Leidenschaft“ seien gefragt, aber eben auch der Kopf. „Wir müssen aggressiv, aber auch schlau, geduldig sein. Wir müssen auch verstehen, dass es nicht nötig ist, die Partie in den ersten 20, 30 Minuten zu gewinnen.“

Jublende Atletcio-Spieler, enttäuschte Salzburger
APA/AFP/Gabriel Bouys
In Madrid zerstörte Joao Felix (2. v. r.) den Salzburger Traum von einem Zähler

Der Respekt vor dem Gegner war freilich hörbar. „Im Moment ist Atletico eine überragende Mannschaft“, sagte Marsch. „Sie haben wenige Tore kassiert und stark gespielt. Es wird ganz eng von Anfang an. Beide Teams geben nicht viel her.“ Mergim Berisha, der mit vier Toren – sein eigentliches fünftes wurde als Eigentor von Atletico-Verteidiger Felipe gewertet – sechstbester Scorer in der Königsklasse ist, strotzte vor Selbstvertrauen: „Wir haben sehr oft gezeigt, das wir gegen so einen Gegner mithalten können. Kleinigkeiten haben entschieden.“

Atleticos Abwehr mit zwei Gesichtern

Atletico ist bekannt für seine defensive Stärke. In der Liga, wo man in zehn Spielen bisher nur zwei Tore kassierte, sind die „Colchoneros“ kaum zu überwinden, in der Königsklasse hat man in fünf Partien aber bereits acht Gegentore hinnehmen müssen – und zwei davon gegen Salzburg. „Wir haben beim Hinspiel schon zwei Treffer erzielt, das heißt, auch wir haben gezeigt, was wir leisten können, zuletzt in Moskau (3:1, Anm.), bei den Bayern (1:3) und auch in Madrid“, stellte Marsch fest. Im Hinspiel gegen Salzburg am 27. Oktober lag Atletico mit 1:2 in Rückstand und stellte den 3:2-Erfolg erst in der 85. Minute sicher.

Der Mittwoch könnte allerdings – selbst wenn das höchst unwahrscheinlich ist – auch mit einer totalen Enttäuschung enden. Dann nämlich, wenn Lok Moskau im Parallelspiel in München gewinnt und Salzburg verliert oder remisiert. Das würde den Rückfall hinter Lok auf Platz vier bedeuten und damit die Türe zum Umstieg in die Europa League zufallen lassen. „Unser Blick in der Tabelle ist nach oben gerichtet“, sagte freilich Defensivmann Maximlian Wöber. „Was müssen wir tun, um sie zu schlagen? Wo können wir ihnen wehtun? Alles andere lassen wir beiseite, darauf haben wir keinen Einfluss.“

Madrilenen nicht auf Remis aus

Auch die Spanier stellen sich auf einen heißen Schlagabtausch ein. „Salzburg ist ein mutiges, sehr gutes Team mit sehr schnellen Spielern, das sehr stark bei Standardsituationen und der Balleroberung ist“, sagte Trainer Diego Simeone, der sich nur ungern in die Favoritenrolle drängen lassen will. „Ich respektiere alle Meinungen, aber wir wissen, dass ein sehr starker Gegner auf uns wartet. Wir werden versuchen, einem schweren Gegner unseren Stempel aufzudrücken und unser Ziel zu erreichen“, so der gebürtige Argentinier.

Eines ist sicher: Der ausreichende eine Punkt ist nicht das Ziel von Atletico. „Uns ist uns bewusst, dass uns ein Punkt reicht, aber wir gehen nicht auf den Platz, um unentschieden zu spielen, sondern um zu gewinnen“, sagte Atletico-Innenverteidiger Stefan Savic. Die Begegnung mit Salzburg bezeichnete er „in der Tat“ als „Finale“. „Es wird sicherlich nicht einfach in der Defensive, weil sie starke Spieler in der Offensive haben. Aber auch wir haben gute Spieler und in der Offensive Spieler, die eine Partie entscheiden können“, meinte der 29-jährige Montenegriner.