Ski alpin

Kriechmayr fährt in Bormio auf Podest

Der Herren-Super-G in Bormio hat am Dienstag einen Premierensieger hervorgebracht. Der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle münzte seine Form im ersten Rennen auf der Stelvio in einen Triumph um und landete im 101. Rennen erstmals ganz vorne. Vincent Kriechmayr holte mit letztlich deutlichem Rückstand von 0,79 Sekunden als Zweiter seinen ersten Podestplatz in dieser Saison, Dritter wurde der Norweger Adrian Smiseth Sejersted (+0,94).

Der aufgrund starker Schneefälle um einen Tag verschobene dritte Saison-Super-G endete für die weiteren Österreicher mäßig bis sehr enttäuschend. Matthias Mayer wurde Zehnter, Max Franz 24., und der Dritte von Val d’Isere, Christian Walder, sowie Hannes Reichelt mit 2,78 bzw. 3,55 Sekunden Rückstand gerieten ohnehin ins Hintertreffen. Der ÖSV blieb damit auch im 21. Rennen in dieser Saison ohne Sieg.

Kriechmayr rettete aber die österreichische Ehre mit einer guten Fahrt vor allem im unteren Teil und zeigte sich allgemein zufrieden. „Der untere Teil war so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war der Rest vom Lauf auch sehr gut. Mit dem zweiten Platz bin ich sehr zufrieden“, sagte der 29-Jährige, der zugab, vom Rückstand überrascht gewesen zu sein. „Cochran-Siegle ist aber auch einfach sensationell und mit feiner Klinge gefahren“, sagte der Oberösterreicher im ORF-Interview.

Kriechmayr im Bormio-Super-G Zweiter

Vincent Kriechmayr musste sich im Super-G von Bormio nur dem US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle geschlagen geben.

Der 28-Jährige aus Vermont, der in beiden Trainingseinheiten für den Klassiker auf der Stelvio Bestzeit gefahren war und zuvor in Gröden in der Abfahrt mit dem zweiten Platz auf sich aufmerksam gemacht hatte, lag zwischenzeitlich sogar 1,11 Sekunden vor Kriechmayr und ließ sich auch durch geänderte Pistenverhältnisse aufgrund der Schneefälle nicht von einem Traumlauf auf der selektiven Piste abbringen.

Ryan Cochran-Siegle (USA)
GEPA/Matic Klansek
Der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle holte mit einem Traumlauf seinen ersten Weltcup-Sieg

Mit Rang acht beim Super-G in Gröden hatte Cochran-Siegle bereits zuvor in dieser Disziplin überzeugt. Für Kriechmayr war Rang eins daher keine Überraschung. „Wir hatten ihn schon länger auf der Rechnung, er hat eine gute Technik und nun das Selbstvertrauen“, sagte der Zweite über den ersten US-amerikanischen Super-G-Sieger seit Bode Miller 2006.

1. Ryan Cochran-Siegle (USA)
2. Vincent Kriechmayr (AUT)
3. Adrian Smiseth Sejersted (NOR)

„Das kann ich nur genießen“

Der Erste gab sich im Siegerinterview bescheiden. „Ich hatte keine Erwartungen, wollte gut Ski fahren. Aber ich habe natürlich Selbstvertrauen, das bringt einen nach vorne und macht es einfacher“, so der US-Amerikaner, der seinen ersten Sieg zunächst kaum fassen konnte. „Das Podest in Gröden war schon mehr als erwartet, man träumt immer davon, jetzt kann ich das nur genießen.“

Mit Startnummer acht nahm Cochran-Siegle dem drei Nummern davor gestarteten Kriechmayr die Hoffnung auf den Sieg, ab der ersten Zwischenzeit war er in allen Teilabschnitten der Schnellste. „Ich bin glücklich, aber nicht zu ekstatisch“, sagte der Sohn von Barbara Cochran, Slalom-Olympiasiegerin 1972, später. „Ich versuche, so Ski zu fahren, wie ich es kann, nichts erzwingen zu wollen. Es ist ein komplizierter Sport. Ich versuche, genügend Vertrauen in mich und darin zu haben, flüssig fahren zu können.“

Bezwungen hatte er damit auch die bisherigen Saisonsieger im Super-G: Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde landete vor dem Schweizer Mauro Caviezel auf Rang vier. Kilde machte als Titelverteidiger im Weltcup Boden gut, liegt als Zweiter nur noch 37 Zähler hinter dem Franzosen Alexis Pinturault (12.). Der für Deutschland startende Tiroler Romed Baumann bewies, dass auch mit höherer Startnummer (27) etwas möglich war und belegte Rang sieben. Für den zuletzt fünfmal in Bormio siegreichen Dominik Paris (ITA) blieb hingegen bloß Rang 18.

Mayer zweitbester ÖSV-Athlet

Olympiasieger Mayer wurde als zweitbester ÖSV-Athlet Zehnter, konnte sich aber damit nur bedingt zufriedengeben. „Oben war es gar nicht so schlecht“, so der Kärntner. „Aber im Mittelteil war es ein bisschen zu ruppig. Ich bin nicht so auf Zug gefahren. Auch beim Zielsprung habe ich etwas an Zeit liegen gelassen.“ Der Schneefall am Montag tat den Fahrern keinen Gefallen. „Es war schwer zu fahren.“

Der Rückstand der weiteren Österreicher war groß: Franz (24.) wies 2,34 Sekunden auf, Stefan Babinsky (27.) 2,41. Keine Weltcup-Punkte gab es für Walder (+2,78), Daniel Hemetsberger (+3,02), Hannes Reichelt (+3,55), Raphael Haaser (+4,11) und Christoph Krenn (Ausfall). Für Franz gab es als drittbestem ÖSV-Aktiven bzw. 24. gerade einmal sieben Weltcup-Punkte. „Ich bin nicht ins Fahren gekommen, es war eine Qual“, sagte Franz.

Auch Reichelt erging es nicht besser. „Im Moment fehlt die Lockerheit“, sagte der 40-Jährige. „Auf einer Strecke, auf der ich schnell sein müsste, solche Fehler zu machen, das wäre mir früher nicht passiert.“

Klassiker zum Jahresabschluss

Die Revanche erfolgt am Mittwoch (11.30 Uhr, live in ORF1) mit dem Abfahrtsklassiker auf der Stelvio. Kriechmayr sieht dafür in seinem Super-G-Abschneiden einen Schub: „Aber die Abfahrt ist ein ganz anderer Charakter. Es verlangt totale Überzeugung von sich selbst, man muss voll am Limit runterfahren und hoffen, dass es einem nicht die Ski verschlägt.“ Cochran-Siegle wiederum möchte seinen Trainingszeiten nicht zu viel Bedeutung zumessen: „Nicht zu sehr auf meine Bestzeiten achten, sondern nur auf mein Skifahren.“