Ski alpin

Tippler nur von Goggia geschlagen

Die ÖSV-Damen sind am Samstag in St. Anton auf die Jagd nach dem ersten Heimsieg in einer Abfahrt seit vier Jahren gegangen. Am Ende gab es zumindest den ersten Podestplatz in dieser Saison. Tamara Tippler musste sich nur der Italienerin Sofia Goggia geschlagen geben, die in überlegener Manier ihren zweiten Abfahrtssieg in Folge feierte.

Das erste Weltcup-Rennen in St. Anton seit acht Jahren ging bei Prachtwetter, sehr kalten Temperaturen und vor den Augen von Pistennamensgeber Karl Schranz in Szene. Zwar fehlten coronavirusbedingt die Fans im Ziel, mehrere hundert Zuschauer verfolgten das Rennen aber am Streckenrand. Goggia „flog“ auf der Karl-Schranz-Piste mit viel Risiko und einer aggressiven Linie förmlich ins Ziel zur Bestzeit und ihrem neunten Weltcup-Sieg.

„Als ich gesehen habe, dass ich eineinhalb Sekunden schneller war als im Training, wusste ich, dass ich das gewinnen kann. Ich wusste, ab der Hälfte der Strecke kann ich pushen. Das ist Abfahrt. Oben ist es mehr wie ein Riesentorlauf. Da waren wir alle knapp beieinander“, sagte Goggia im ORF. Hinter der Italienerin drängten sich die Konkurrentinnen im Kampf um einen Platz auf dem Podest dicht zusammen. Sechs Fahrerinnen lagen innerhalb von nur zwei Zehntelsekunden. Siegerin im Rennen um Platz zwei wurde Tippler (+0,96).

Tippler in St. Anton Zweite

Tamara Tippler hat bei den ÖSV-Abfahrerinnen für ein Erfolgserlebnis gesorgt. Beim Heimrennen in St. Anton musste sie sich nur der Italienerin Sofia Goggia geschlagen geben.

Tippler wird für Risiko belohnt

Die 29-jährige Steirerin fuhr mit einer beherzten Fahrt zu ihrem ersten Podestplatz in einer Abfahrt, zum dritten zweiten Platz im Weltcup überhaupt. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich dachte mir nach den Trainings: ‚Drück ihn einfach runter‘“, so Tippler im ORF-Interview.

„Es taugt mir, dass ich auch mal im Rennen zeigen konnte, was möglich ist. Ich dachte nicht, dass man mit neun Zehntel Rückstand noch Zweite wird, aber das ist mir egal. Es freut mich, dass ich mein erstes Abfahrtspodest ausgerechnet in Österreich erreicht habe“, meinte die Steirerin. Breezy Johnson (USA) wurde Dritte (+1,04). Die Trainingsschnellste Ester Ledecka kam als Vierte mit dem Respektabstand von 1,10 Sekunden ins Ziel.

1. Sofia Goggia (ITA)
2. Tamara Tippler (AUT)
3. Breezy Johnson (USA)

Ortlieb kommt nicht weit

Gut im Training präsentierte sich auch Nina Ortlieb. Sie war deshalb selbstbewusst mit Startnummer eins ins Rennen gegangen. Doch die Tochter von Olympiasieger Patrick Ortlieb stürzte bei ihrer Heimabfahrt bereits nach wenigen Sekunden. „Ich habe mich gut gefühlt und wollte eine tolle Leistung bringen“, meinte sie. „Die Enttäuschung ist groß bei mir. Ich war auf einer anderen Linie als im Training unterwegs, und es hat mir die Ski verschlagen. Jetzt muss ich mich sammeln und für Sonntag (Super-G, Anm.) vorbereiten.“

Ihre Landsfrau Stephanie Venier (+1,50) hatte Probleme im Mittelteil, musste bei ihrem Stock nachgreifen und verlor nach gutem Start noch Zeit. Es reichte für den elften Platz. „Es ist sich noch gut ausgegangen, es hat mich nicht rausgebracht, aber optimal war es auch nicht. Ich kann darauf aufbauen, dass ich meinen Rückstand auf die Spitze verringert habe. Deshalb freue ich mich schon auf die nächsten Rennen“, meinte Venier im ORF-Fernsehen vor dem Super-G am Sonntag (11.30 Uhr, live in ORF1 und im Livestream).

Österreicherinnen mit Rückstand

Auch Ramona Siebenhofer verlor ab dem Mittelteil, wo laut Siegerin Goggia die wahre Abfahrt begann, deutlich an Zeit. „Ich habe den Ski nicht auf Zug bekommen, bin zu sehr auf der Linie gepickt. Ich kam nicht in den Flow. Bei mir lässt im Rennen die Anspannung nach, und ich kann den Speed nicht mitnehmen. Da verliert man natürlich gleich Zeit“, sagte Siebenhofer, die wusste, was in ihrem Lauf falsch gelaufen war.

Christine Scheyer wurde mit Startnummer 27 schließlich 18. (+1,84). Ricarda Haaser verlor als 22. (+1,89) nach vielversprechendem Beginn eineinhalb Sekunden von der dritten Zwischenzeit. „Sie könnte noch direkter fahren, weil sie technisch so gut ist. Sie müsste es sich nur trauen“, meinte ORF-Expertin Alexandra Meißnitzer in ihrer Rennanalyse.

Harter Kampf um Weltcup-Punkte

Rosina Schneeberger (25./+2,35) holte erstmals in einer Abfahrt Weltcup-Punkte. Mirjam Puchner, die nach Platz elf im Abschlusstraining mit gewissen Hoffnungen auf einen Topplatz ins Rennen gegangen war, lag hingegen bereits bei der zweiten Zwischenzeit 0,78 Sekunden zurück. Bis ins Ziel kamen noch einmal fast zwei Sekunden dazu. Am Ende landete die 28-jährige Tirolerin mit 2,72 Sekunden Rückstand als 30. gerade noch in den Punkterängen.

Nadine Fest (34./+3,00) fuhr an den Top 30 vorbei. Die 22-jährige Vanessa Nussbaumer wurde bei ihrem Debüt im Weltcup bei ihrem ersten Start nach einem Zielsturz der Schweizerin Jasmina Suter während ihrer Fahrt abgewunken und wurde schließlich im zweiten Versuch 37. (+3,59). Christina Ager (41./+4,61) verpatzte ihr Rennen völlig und wurde Letzte. ÖSV-Sportdirektor Toni Giger traut den ÖSV-Damen jedoch auch im Super-G am Sonntag viel zu. „Heute kam endlich das erste Podest, das Ortlieb auch draufgehabt hätte. Sonntag legen wir noch eins drauf“, versprach er.