Rennstrecke Flachau
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Ski alpin

Flachau hilft für Kitzbühel aus

Statt klassischer Lauberhornrennen in Wengen und fünf Bewerben an zwei Wochenenden in Kitzbühel ist der alpine Weltcup der Männer nun um zwei Slaloms in Flachau reicher. Nach der Absage der für das Wochenende geplanten Torläufe in Kitzbühel aufgrund der Coronavirus-Mutation im nahen Jochberg am Mittwoch springt nun die Skischaukel mit ihrer Hermann-Maier-Piste ein.

In Flachau muss man für die Rennen am Samstag (9.30 bzw. 12.30 Uhr, live in ORF1) und Sonntag (10.30 Uhr bzw. 13.45 Uhr, live in ORF1) nicht viel adaptieren. Denn die Piste ist bereits in einem rennfertigen Zustand. Am Dienstag fand im Salzburger Pongau der traditionelle Flutlichtslalom der Damen statt. Auch die zur Abwicklung des TV-Events notwendige Infrastruktur ist noch an Ort und Stelle. Wie der Internationale Skiverband (FIS) gabbekannt, sind alle Teams angehalten, nicht vor Freitag in Flachau anzureisen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Nach derzeitigem Stand finden eine Woche darauf wie geplant die Speed-Rennen auf der Kitzbüheler Streif statt. Am Freitag und Samstag sind je eine Abfahrt angesetzt, am Sonntag soll ein Super-G folgen. Kitzbühel war ursprünglich für Wengen eingesprungen, so die traditionellen Lauberhornrennen aufgrund der hohen Infektionszahlen abgesagt wurden. Detail am Rande: Auch Salzburg weist derzeit noch immer hohe Infektionszahlen auf. Im Vergleich hat Salzburg seit Längerem die höchste 7-Tages-Inzidenz aller Bundesländer.

Flachau übernimmt abgesagte Kitzbühel-Slaloms

Die für das Wochenende in Kitzbühel geplanten Herren-Slaloms mussten aufgrund von Fällen der britischen CoV-Mutation im nahe gelegenen Jochberg abgesagt werden. Die Rennen finden stattdessen in Flachau statt, wo die Piste bereits in einem rennfertigen Zustand ist.

„Wir hätten uns natürlich sehr gefreut, diese zusätzlich von der FIS erhaltenen Slaloms in Kitzbühel – einem der renommiertesten Skiorte der Welt – durchzuführen, doch oberste Priorität hat immer die Gesundheit aller Beteiligten und natürlich die sichere Durchführung der Veranstaltungen“, sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, „nach unseren derzeitigen Informationen ist kein erhöhtes Risiko in der Region gegeben“, sagte der Tiroler über die Lage in Kitzbühel.

Zielbereich in Kitzbühel
GEPA/Mathias Mandl
Nach aktuellem Stand wird zumindest in einer Woche auf der Streif gefahren

Testen und beobachten

Die Absage des ersten Teils der Hahnenkamm-Rennen teilte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch nach einer Regierungsklausur mit. Die Entscheidung sei aus Sicherheitsgründen unter anderem in Abstimmung mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erfolgt. „Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Platter.

Wichtig sei, dass man vorsichtig vorgehe, meinte Platter. Derzeit gebe es aber keine Hinweise darauf, dass der Cluster in Jochberg größer werde, da alle bisher durchgeführten PCR-Tests in der Gemeinde negativ waren. „Wir wollen ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten“, sagte der Landeshauptmann.

Deshalb können sich nun im gesamten Bezirk Kitzbühel alle Personen freiwillig testen lassen. Sollten dabei keine Auffälligkeiten erkennbar werden, könne man die Rennen am darauffolgenden Wochenende in Kitzbühel stattfinden lassen, so Platter. In Kitzbühel gab es aktuell zehn Infizierte, in Jochberg verzeichnete man insgesamt 24 aktive Infizierte (inklusive der 17 Fälle der britischen Mutation).

Vom Hotspot zum Rettungsanker

In Flachau war man zum Zeitpunkt der Entscheidung in Tirol schon seit gut 24 Stunden in „Bereitschaft“ gewesen und hatte früh mit Abstimmungsgesprächen begonnen, um für den Fall der Fälle bereit zu sein. Erstmals seit Dezember 2011, als im Ersatzrennen für Levi der Kroate Ivica Kostelic gewann, finden damit in Flachau wieder Herren-Weltcup-Rennen statt. Bei den Damen genießt das jährliche Nachtrennen mittlerweile einen ähnlichen Status wie jenes der Herren in Schladming.

Ivica Kostelic (CRO) beim Flachau-Slalom 2011
GEPA/Hans Simonlehner
Kostelic war vor zehn Jahren der letzte Sieger eines Männer-Slaloms auf der Hermann-Maier-Piste

Dass Flachau nun aufgrund der Coronavirus-Situation anderswo einspringt, hat durchaus eine gewisse Ironie. Im Frühjahr war der Ort aufgrund der Infektionszahlen sogar zwischenzeitlich abgeriegelt gewesen, derzeit weist Flachau aber niedrige CoV-Zahlen aus. Das aktuelle Präventionskonzept müsse deshalb lediglich adaptiert und bei der Veranstaltung aufgelegt werden, weil bei niedrigen Infektionszahlen kein epidemiologisches Gutachten notwendig sei, wurde Rupert Steger vom ÖSV in der APA zitiert.

„Nur“ Mindestpreisgeld

Für Flachau sei sehr schnell klar gewesen, dass man trotz der überraschenden Anfrage und extrem kurzer Vorbereitungszeit auch für Herren-Rennen bereitstehe, sagte Bergbahnen-Chef Wolfgang Hettegger. Man wolle „die Chance nutzen, um unsere Schneekompetenz erneut einem breiten TV-Publikum zu präsentieren“, so der OK-Vize. Den Damen-Slalom am Dienstag verfolgten im ORF rund 1,2 Millionen Zuschauer.

Die fehlenden Fans seien aber natürlich ein bitterer Beigeschmack. Der Rennhang wird nun mit Wasser neu gehärtet. Alle rund 250 Flachau-Mitarbeiter werden am Donnerstag einem erneuten Schnelltest unterzogen, die für den Weltcup vorgesehenen Hotels sperren übers Wochenende wieder auf. Einziger Wermutstropfen für Marco Schwarz und Co. ist, dass es in Flachau nun auch am Sonntag „nur“ um das FIS-Mindestpreisgeld von 120.000 Franken geht und nicht um die vorgesehenen 220.000 Euro beim Hahnenkamm-Slalom.