Philipp Oswald
GEPA/Patrick Steiner
Australian Open

Oswald kritisiert Trainingsverbot

Die Coronavirus-Lage vor den Australian Open in Melbourne spitzt sich zu. Im Vorfeld des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison sind nach Flugreisen mit Spielern nach Melbourne vier weitere Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden, darunter soll auch ein Athlet sein. 72 Aktive müssen daher für 14 Tage in ihren Hotelzimmern in Vollquarantäne bleiben. Mit Philipp Oswald ist auch ein Österreicher davon betroffen, während Dominic Thiem das Privileg der normalen Quarantäne der Topspieler im 650 Kilometer entfernten Adelaide genießt.

Doppel-Spezialist Oswald hatte in der ersten Turnierwoche des Jahres am Event in Delray Beach teilgenommen, für den Flug nach Australien wurden ihm und seinem neuseeländischen Doppel-Partner Marcus Daniell Plätze im Flieger ab Los Angeles zugewiesen. Mit im Flugzeug sei Tennys Sandgren gewesen.

Der schon im November positiv getestete US-Amerikaner erhielt nach erneutem positiven Test die Erlaubnis für den Flug, weil er nicht mehr infektiös sei. Er ist auch nicht der Grund für die nunmehrige Quarantäne. Der Flug sei dann locker besetzt und sehr komfortabel gewesen, die ersten Eindrücke in Melbourne seien ebenfalls sehr gut, wie Oswald in einem Interview mit Tennisnet.com zitiert wird.

Oswald in Quarantäne

72 Tennisprofis befinden sich zurzeit in Quarantäne, da auf ihrem Flug zu den Australian Open

„Es wurde streng kontrolliert, und man hat gemerkt, dass Corona extrem ernst genommen wird.“ Dann kam aber die Information, dass der Flug quasi verseucht gewesen sei und alle zwei Wochen eingesperrt werden. „Das war natürlich ein Schock. Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir nicht trainieren können“, sagte Oswald. Vollquarantäne wird in Australien streng gehandhabt.

Gleiche Bedingungen nicht für alle

Selbst in normaler Quarantäne dürfen die Athleten nur zwei Stunden pro Tag Tennisspielen, dann müssten die Spieler 90 Minuten in einem Fitnessraum verbringen. Eine halbe Stunde vor Ablauf der Zeit werde eine Bestellung aufgenommen. Nach der Fitnesseinheit bleibe noch eine Stunde für das Essen, ehe es für 19 Stunden zurück auf das Zimmer geht. Bei Oswald in Vollquarantäne hingegen sind es 24 Stunden auf dem Zimmer. „Ich werde meine Übungen machen, meditieren und zu den vorgegebenen Essenzeiten essen“, sagte er.

Tennisstars in Quarantäne

Während viele Australier wegen Coronavirus-Sicherheitsmaßnahmen nicht in ihre Heimat reisen dürfen, kommen mehr als 1.000 Tennisspieler und Betreuer für die Australian Open ins Land. Diese müssen sich in Vollisolation begeben.

„Es ist schon sehr mühsam. Ich finde es auch nicht ganz fair, dass ein paar Spieler in Adelaide trainieren dürfen und wir in Melbourne einkaserniert werden“, so Oswald. Im Spieler-Chat habe es viele Diskussionen darüber gegeben, dass in Adelaide für die Stars wie Novak Djokovic, Rafael Nadal und eben Thiem bessere Bedingungen herrschen. „Erstens durften sie viel mehr Personal mitnehmen“, sagte Oswald. „Sie haben zudem in ihren Hotels einen Fitnessraum.“ Sie müssten ihre Übungen daher nicht während des möglichen Fünf-Stunden-Zeitfensters absolvieren. „Sie haben die fünf Stunden nur für das Tennisspielen zur Verfügung.“

Novak Djokovic sitzt auf einer Terrasse
APA/AFP/Brenton Edwards
Novak Djokovic auf dem Balkon seines Hotelzimmers in Adelaide – trainieren darf er im Gegensatz zu Oswald schon

Tennisplätze in Sichtweite

Oswald sieht auch Tennisplätze, aber nur vor seinem Fenster aus. Er könne seinen Gegnern also zusehen, wie sie sich spezifisch auf das Major vorbereiten. Von fünf Stunden täglich wie ursprünglich kommuniziert ist da aber auch keine Rede. Oswald: „Die Spieler werden in Gruppen eingeteilt und dürfen im Fünf-Minuten-Takt ihre Zimmer verlassen. Immer wenn eine Gruppe rausgeht, kommen danach Reinigungskräfte, die den Korridor und den Lift putzen.“ Rund 1.200 Leute seien für diese Arbeiten eingeteilt.

Im Vorfeld sei es nicht so kommuniziert gewesen, dass bei einem positiven Fall im Flieger automatisch alle Passagiere in Vollquarantäne müssten. „Es hat eher so geklungen, dass jeder Fall individuell angeschaut wird. Das war bei uns dann nicht der Fall. Sie haben eher die Schablone über alle gelegt und gesagt, dass jeder eine potenzielle Gefahr für Australien darstellt.“ Oswalds Quarantäne endet am 29. Jänner, schon drei Tage später soll er beim ATP Cup mit Thiem und Dennis Novak antreten.

Turnierdirektor Tiley wiegelt Kritik ab

Turnierdirektor Craig Tiley wiegelte die Kritik nach einer Telefonkonferenz mit Spielern ab. Es handle sich um eine Minderheit, die meisten Spieler hätten kein Problem mit der derzeitigen Situation, zitierten australische Medien Tiley. Die Australian Open sollen am 8. Februar starten. „An dem Anruf nahmen ungefähr 500 Spieler teil, und die überwiegende Mehrheit ist froh, hier zu sein, und bereitet sich auf das Event vor. Die Berichte, die wir sehen, repräsentieren nicht die gesamte Spielergruppe – zum größten Teil verhalten sich die Spieler wirklich gut“, sagte Tiley.

Eine Änderung des Formats für Herren-Einzel-Spiele auf zwei Gewinnsätze schloss Tiley weiterhin aus. „Es gab keinen unmittelbaren Hinweis von Gesundheitsbeamten am Dienstag, dass die Anzahl der betroffenen Spieler zunehmen würde“, erklärte Tiley im TV-Sender Nine Network. „Wir sind ein Grand Slam“, betonte Tiley. Im Moment werde an den bisherige Regelungen festgehalten.