Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr nahm es mit Humor, als er am Dienstag bei einem Pressetermin nach den fehlenden Prominenten gefragt wurde. „Das wird ungewohnt sein. Normalerweise sind wir ja nur Statisten und als Belustigung für die Promis da.“ Die fehlenden Fans werden ihm sehr wohl abgehen. „Es ist doch immer sehr schön gewesen, vor dem Publikum zu fahren.“ Die Stimmungsmacher sitzen für gewöhnlich ja nicht auf der mächtigen Zieltribüne, die Promis vorbehalten ist, sondern stehen im Zielraum und entlang der Strecke.
Diese Atmosphäre wird Kriechmayr freilich vermissen. „Die Stimmung ist schon immer faszinierend und pushend, wenn am Start Hunderte Leute schreien und einen motivieren. Das gibt eine Extraportion Mut, weil du nicht versagen oder dich anschwitzen willst, sondern zeigen willst, dass du engagiert runterfahren kannst.“ Sportlich ändere sich aber nichts, die Herausforderung bleibe die gleiche. Die Strecke sei so fordernd und – wenn man sich die Renngeschichte anschaue – sehr furchteinflößend. „Da wird man schon die nötige Spannung haben.“
Stille Streif als Neuland für alle
So ein ruhiges Kitzbühel ist für alle jedenfalls Neuland, die sonst das heftige Treiben während der Hahnenkamm-Woche gewohnt sind, darin eintauchen oder auszuweichen versuchen. Auch für Kriechmayr ist das ein ungewohntes Gefühl. „Dass nichts los ist, ist auf alle Fälle schlecht. Die Streif lebt auch vom Publikum, von der Stimmung, von der Atmosphäre.“ Aber es sei trotzdem ein Privileg, dass die Skifahrer den Sport noch ausüben dürfen. „Wir sind froh, hier zu sein und dreimal runterfahren zu dürfen. Es sind drei Möglichkeiten, um vorne mitzufahren, das ist sehr positiv.“
Sämtliche Sponsorentermine und sonstige Galaauftritte fallen zwar weg, aber wer die Skifahrer kenne, wisse, dass sie das ohnehin nicht so genießen können bei solch schwierigen Rennen, so Kriechmayr. Da gehört die Partymeile definitiv nicht dazu. Was abgehen wird, ist der mögliche Genuss einer abendlichen Siegerehrung vor Tausenden Zuschauern. „Etwas, das man aufsaugt“, weiß der Vorjahreszweite in der Abfahrt. Was definitiv ein Pluspunkt ist: Der Weg vom Zielbereich ins Hotel wird so schnell wie noch nie absolviert werden können.
„Heuer geht es nur um den Sport“
Matthias Mayer, der die Streif-Abfahrt in der vergangenen Saison 0,22 Sekunden vor Kriechmayr gewann, wäre diesmal sicher mit Einladungen überhäuft worden. Wenn es ihm um die Stimmung ginge, würde er von einer Feier zur anderen laufen. Doch das sei nichts für ihn, wie der Kärntner betonte. „Ich bin hier, um Sport zu machen und auf der Strecke bei den Schnellsten dabei zu sein“, sagte der zweifache Olympiasieger.
Mayer bereit für Kitzbühel
Vor dem ersten Abfahrtstraining am Mittwoch auf der Streif haben Österreichs Speed-Asse noch eine Super-G-Einheit in Hinterreit absolviert. Allen voran Matthias Mayer, der mit dem Selbstvertrauen des Bormio-Siegs seinen Kitzbühel-Triumph vom Vorjahr wiederholen will.
Die Menschenmassen gehörten zu den Hahnenkamm-Rennen dazu, auch die vielen Side-Events, die den Sport populärer machten. „Heuer geht es aber nur um den Sport, das ist schon auch einmal ganz gut“, merkte Mayer an.
An die Skifans appelliert er dringend, zu Hause zu bleiben. „Es wird alles abgeschottet, das finde ich ganz gut. Dass nicht zu viel Wirbel aufkommt und zu viele zusammenkommen. Genau das wollen wir unterbinden in der jetzigen Zeit.“ Eine Meinung, die auch Kriechmayr teilt. „Was wir gehört haben, wird rigoros kontrolliert. Das ist sicher das Richtige.“