Spieler von FK Austria Wien
APA/Herbert Neubauer
Bundesliga

Austria steht vor entscheidenden Tagen

Die Wiener Austria startet nach einer durchwachsenen Wintervorbereitung in ein Frühjahr, in dem einige Weichen gestellt werden sollen. Sportlich wird sich in den nächsten Spielen in Ried, bei der Admira und zu Hause gegen WSG Tirol wohl zeigen, ob die aktuell auf Rang zehn liegenden Violetten noch mit dem Sprung in die Meistergruppe spekulieren dürfen.

Hinter den Kulissen läuft zudem der Endspurt, um die finanzielle Schieflage mit Hilfe eines neuen Investors ausgleichen zu können. Markus Kraetschmer hatte daher zuletzt einiges zu tun. „In der Weihnachtspause ist fast täglich weiter verhandelt worden. Uns ist bewusst, dass wir im Hinblick auf die Lizenzierung und die Planung für die neue Saison letztendlich zu vernünftigen Ergebnissen kommen müssen. Reine Absichtserklärungen werden zu wenig sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Austria.

Am 2. März ist der Abgabetermin im Lizenzverfahren für die kommende Saison. Die Wiener vermeldeten Anfang Dezember ein Minus von knapp 19 Millionen Euro für das vergangene Geschäftsjahr. Den finanziellen Kollaps kann nur ein Investor von außen auffangen. „In Wahrheit müssen wir bis zur letzten Februar-Woche Fakten geschaffen haben“, betonte Kraetschmer. In den Tagen bis zum Frühjahrsauftakt sind interne Gespräche mit den Clubgremien angesetzt. Danach sollen sich die vorerst „intensiven Gespräche mit mehreren Partnern“ auf einen Interessenten kanalisieren.

Coronavirus macht Verhandeln schwer

Dem Vernehmen nach stand eine Einigung schon vor Weihnachten bevor. Das Coronavirus durchkreuzte aber die Pläne. Durch die Restriktionen sei es schwierig, die wichtigen persönlichen Kontakte aufzubauen, erklärte Kraetschmer. Den Worst Case will die Austria vermeiden. Sollte sich keine finanzielle Rettung abzeichnen, müsste der Verein ein Insolvenzverfahren anstreben. Dieses müsste bis 2. März aber rechtskräftig bestätigt sein, damit eine Ausnahmeregelung – wonach es in Coronavirus-Zeiten keinen Abstieg gäbe – schlagend wird.

Markus Kraetschmer
GEPA/Walter Luger
Kraetschmer hatte auch während der Winterpause viel zu tun

„Es gibt kein Indiz, das mich als Vorstand verpflichten würde, dieses Szenario in Anspruch zu nehmen“, sagte Kraetschmer dazu. Ausschließen könne man nichts, „aber das ist im Moment kein Szenario, das eine Alternative ist“. Zu Gerüchten, wonach ein Investor vor Ende der Transferzeit am 8. Februar einsteigen und sich mit dem einen oder anderen Spieler einstellen könnte, wollte der Austria-Manager wie üblich „keine Wasserstandsmeldungen abgeben“. Der Fokus sei auf die Saison 2021/22 ausgerichtet.

Nicht alle Spieler fit

In der laufenden Spielzeit hat die Austria einiges aufzuholen, will sie den Sprung in die Top Sechs noch schaffen. Ein 8:0 im Test gegen Zweitligist Horn am Montag sorgte immerhin für den positiven Schlusspunkt einer Wintervorbereitung, die nicht nach dem Geschmack von Trainer Peter Stöger verlief. Kapitän Alexander Grünwald zog sich eine Knöchelverletzung zu und fällt wochenlang aus. Auch Abwehrchef Michael Madl und die Angreifer Christoph Monschein und Bright Edomwonyi versäumten wegen Blessuren einige Trainingstage.

Austria Wien Trainer Peter Stöger
GEPA/David Bitzan
Coach Stöger kann bei der Aufstellung derzeit nicht aus dem Vollen schöpfen

Monschein und Edomwonyi waren gegen Horn zwar eine Halbzeit lang dabei, da Alon Turgeman seinen Vertrag aber auflöste und nach Israel zurückkehrte, bleibt die Situation im ohnehin nicht durchschlagskräftigen Angriff (zwölf Tore in zwölf Ligaspielen) ein Problemfeld. So lief Benedikt Pichler im Test als Sturmspitze ein. Gegen die Waldviertler erstmals dabei war Eric Martel. Der 18-jährige deutsche Nachwuchsteamspieler wurde für eineinhalb Jahre von RB Leipzig ausgeliehen und soll im defensiven Mittelfeld sein Talent unter Beweis stellen.

Für Stöger war die entscheidende Frage: „Wer ist wann wie bereit?“ Kein Spieler habe einen Freifahrtschein, stellte der Chefcoach schon Anfang Jänner klar. Die Kaderdecke bleibt freilich dünn. Ein Thema ist weiterhin auch die durch die generelle Unsicherheit im Verein schleppende Kaderplanung. Zwölf Verträge laufen im Sommer aus, auf der Führungsebene auch jene von Kraetschmer und Stöger. Deren Zukunft könnte auf der Generalversammlung im Februar abgeklärt werden. Dort wird sich auch Präsident Frank Hensel der Wiederwahl stellen.