Kobe, wie Bryant nicht erst seit seinem Tod ehrfürchtig der Einfachheit halber genannt wird, wurde für James, den aktuellen Megastar der Los Angeles Lakers und NBA vom Vorbild zum Freund. Nun versucht der 36-Jährige, dessen Vermächtnis fortzuführen. Mit kleinen Gesten wie Bryants Nummer 24 auf dem Finger und Titeln wie der Meisterschaft im Vorjahr. Es war der erste für die Lakers seit dem fünften und letzten mit Bryant zehn Jahre zuvor.
Beim ersten Heimspiel nach dem Unglück vor einem Jahr hielt James eine bewegende Rede im voll besetzten Staples Center. „Wir wollen sein Vermächtnis fortsetzen, nicht nur in diesem Jahr, sondern so lange wir Basketball spielen“, versprach der mittlerweile 36-Jährige damals unter dem Jubel der Fans. „In den Worten von Kobe Bryant: Mamba out. In unseren Worten: Unvergessen.“
Mehr als nur ein NBA-Star
Der vor einem Jahr verunglückte, langjährige NBA-Profi mit dem Spitznamen „Black Mamba“ hat eine Bedeutung, die weit über die Anhänger der Lakers und Basketballfans hinaus geht. Selbst Menschen, die sich mit Sport nur am Rande beschäftigen, können mit seinem Namen etwas anfangen – und das weltweit. Er zählt zu den wenigen Personen auf diesem Planeten, deren Vorname ausreicht: Kobe. Fast jeder weiß, wer gemeint ist.
Sein Tod im Alter von nur 41 Jahren hat Millionen berührt. Musiker, Schauspieler, andere Sportler: Bryant hat sehr vielen Menschen sehr viel bedeutet. NBA-Legende Michael Jordan, der das große Vorbild von Bryant war, ebenso wie Rap-Star Snoop Dogg, der ein glühender Lakers-Fan ist. Marc Gasol, der seit dieser Saison für den Club aus Los Angeles spielt und dessen Bruder Pau einst an der Seite von Bryant zwei NBA-Titel (2009 und 2010) gewann, kann noch immer nicht öffentlich über das Unglück sprechen. „Es ist zu emotional“, sagte der Spanier. „Er ist jemand, zu dem wir aufgeschaut haben.“
Weitere Anhörung zu Unfall
Warum der Hubschrauber an jenem Sonntagvormittag im Norden der kalifornischen Metropole Los Angeles abstürzte und die Insassen nie bei ihrem Ziel – einem Nachwuchs-Basketballturnier – ankamen, ist noch immer nicht geklärt. Bryant nutzte das Verkehrsmittel häufig, um dem notorischen Stau in der amerikanischen Megacity zu entgehen.
Am 9. Februar gibt es eine weitere Anhörung der US-Behörde für Transportsicherheit. In einem vorläufigen Bericht wurden technische Probleme an dem Helikopter vom Typ Sikorsky S-76B bereits ausgeschlossen. Die „Los Angeles Times“ berichtete zuletzt, dass alle Informationen die Theorie stützten, dass der Pilot in den Wolken des hügeligen Gebiets nördlich von Los Angeles die Orientierung verlor. Statt, wie Fluglotsen gegenüber angekündigt, aufzusteigen, sei der Hubschrauber gesunken.
Im Stadtbild noch immer präsent
Bryant ist im Stadtbild von Los Angeles noch immer omnipräsent. Die in Zeiten der Coronavirus-Pandemie weniger gewordenen Straßenhändler haben seine Trikots mit den Nummern acht und 24 noch immer im Angebot. Verteilt über viele Gegenden der Millionenmetropole haben Straßenkünstler Porträts der Legende hinterlassen, an Häuserfassaden, Mauern, Garagentoren. Oft überlebensgroß und oft mit seiner Tochter Gianna, genannt „Gigi“, die ebenfalls unter den insgesamt neun Toten des Unglücks war. Mit seiner Frau Vanessa hatte Bryant vier Töchter.
Die Auszeichnung für den wertvollsten Spieler des All-Star-Games hat die NBA inzwischen nach Bryant benannt. Stolze 18-mal war er in eines der Teams für den Showkampf der besten und beliebtesten Profis gewählt worden. Fünfmal holte er in 20 Jahren mit den Lakers die Meisterschaft, er spielte nie für ein anderes Team in der stärksten Basketballliga der Welt.
Seine 33.643 Punkte in Spielen im Grunddurchgang werden nur von den weiteren NBA-Legenden Kareem Abdul-Jabbar, Karl Malone und James übertroffen. Letzterer überholte Bryant in der Bestenliste am Tag vor dem Absturz, Bryants letzter Tweet war ein Glückwunsch an „King James“: „Viel Respekt, mein Bruder“.