Tofana-Schuss in Cortina d’Ampezzo
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Cortina bittet zu besonderer WM

Die am Sonntag eröffnete 46. alpine Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo hat schon vor dem ersten Bewerb einen besonderen Platz in der Historie der Titelkämpfe. Denn die WM ist eine der größten internationalen Veranstaltungen bisher während der Coronavirus-Pandemie. Ein strenges Sicherheitskonzept und das dichteste Programm aller Zeiten warten auf die Rennläuferinnen und -läufer.

Dass die 46. Ausgabe einer alpinen Weltmeisterschaft im Schatten der Tofane-Gipfel während der Pandemie überhaupt stattfinden kann, ist einer logistischen Meisterleistung der Veranstalter zu verdanken. Die WM in der 5.600 Einwohner ist auch der ultimative Härtetest für das Sicherheitskonzept im alpinen Skizirkus. Denn erstmals sind Damen und Herren gleichzeitig an einem Austragungsort.

Von oberster Stelle gab es jedenfalls großes Lob für die Anstrengungen der italienischen Veanstalter. „Ich kann mich an keinen Veranstalter erinnern, der so viele Aufgaben wie Cortina bewältigen musste. Würde es eine Goldmedaille für Ausdauer und Beharrlichkeit geben, würde das gesamte Cortina-2021-Team gewinnen“, sagte FIS-Präsident Gian Franco Kasper.

Cortina bereitet sich auf Ski-WM vor

In Cortina d’Ampezzo tickt drei Tage vor der Eröffnungsfeier der letzte Countdown vor dem Start der alpinen Skiweltmeisterschaft 2021. Aufatmen ist in der Stadt in den Dolomiten zu spüren. Seit Montag haben Geschäfte, Hotels und Restaurants wieder geöffnet.

16 Jahre nach den Titelkämpfen in Bormio 2005 gibt Italien sein Comeback als Ausrichter einer Skiweltmeisterschaft. Gleichzeitig geht es an jenem Ort, in dem 1956 Toni Sailer mit drei Olympiagoldmedaillen zur österreichischen Sportlegende aufstieg, um einen erfolgreichen Probelauf für die Winterspiele 2026 in Mailand, wo die alpinen Bewerbe ebenfalls in Cortina d’Ampezzo über die Bühne gehen sollen.

Titelkämpfe mit Symbolkraft

Dass die WM ausgerechnet in Italien und damit in jenem Land steigt, in dem die Pandemie in Europa ihren Ausgang genommen hat, ist allein schon symbolträchtig. Es gehe jetzt darum, in harten Zeiten eine Botschaft der Hoffnung und des Optimismus zu senden, sagen die Verantwortlichen um OK-Präsident Alessandro Benetton. „Cortina 2021 ist der Beweis, dass Italien gemeinsam etwas auf die Beine stellen kann“, meinte Valerio Toniolo, der Regierungsbeauftragte für die WM.

Die Pandemie hat auch den alpinen Zirkus so wie alle anderen Bereiche schwer getroffen. Zuschauer waren nirgendwo zugelassen, es gibt viele Einschränkungen und strenge Sicherheitsmaßnahmen. All das riss überall massive Löcher in die Budgets. Der Rettungsanker sind die TV- und Marketing-Einnahmen, die durch die WM generiert werden, „Dieses Geld wird dann an die Verbände ausgeschüttet, damit wir die Saison überleben“, meinte der Südtiroler Markus Waldner, FIS-Renndirektor für die Herren-Bewerbe.

Damit kein WM-Cluster entsteht, herrschen im Dolomiten-Ressort rigorose Schutzmaßnahmen: vier „Blasen“ mit möglichst wenig Interaktion, Antigen-Schnelltests alle drei Tage, elektronische Zutritts- und Bewegungskontrollen, Gesundheitsfragebögen, Maskenpflicht und Temperaturscans an jeder Ecke. Ausgewählte Lokale dürfen allerdings bis 18.00 Uhr geöffnet haben.

Legendäre und neue Strecken

An die 600 Sportler aus 70 Nationen werden ins Ampezzo-Tal reisen, insgesamt werden rund 3.000 Personen erwartet. Zuschauer sind aber klarerweise keine darunter. Erstmals finden 13 Bewerbe statt, die zusätzlichen zwei ergeben sich aus den Parallelbewerben. Verschnaufpause und Spielraum gibt es nicht. In nur 14 Tagen sollen die Bewerbe bei Damen und Herren durchgezogen werden. Den Anfang macht am Montag die alpine Kombination der Damen.

Grafik zum Rennstreckenverlauf der Ski-WM 2021
Grafik: APA/ORF.at
Die Strecken der 46. Ski-WM

Die Infrastruktur wurde vielfältig umgestaltet und modernisiert. Während die Damen mit ihrer WM-Piste Olympia delle Tofane aufgrund der Weltcup-Rennen vertraut sind, betreten die Herren auf der Vertigine Neuland. Die wurde 2019 bei den italienischen Meisterschaften befahren, danach aber nicht mehr. Das Weltcup-Finale im März 2020 fiel wegen der Coronavirus-Pandemie ins Wasser.

Außerdem belebten die Organisatoren die Druscie-Piste wieder, auf der sich Sailer bei Olympia 1956 zu Slalom-Gold geschwungen hatte. Lifte wurden erneuert, Parkplätze und Straßen verbessert, beim Verkehrskonzept setzte man auf Klimaneutralität. Vieles davon hat sich hinsichtlich der WM als Fleißaufgabe entpuppt, da nun keine Zuschauer erlaubt sind. Benetton, der mit der italienischen Ski-Ikone Deborah Compagnoni verheiratet ist, ließ trotzdem aufhorchen: „Es besteht die Chance, dass wir ohne Verlust aussteigen.“