Martin Stehlik (Vienna)
GEPA/Christian Ort
ÖFB-Cup

Bundesligisten vor trügerischen Hürden

Zum Auftakt des Viertelfinales im Uniqa-ÖFB-Cup am Freitag ist die Frage nach der Rollenverteilung von der Papierform her schnell beantwortet. Sowohl der RZ Pellets WAC gegen Zweitligist Kapfenberg 1919 (18.30 Uhr) als auch Puntigamer Sturm Graz gegen die Vienna aus der vierten Spielstufe (20.30 Uhr, beide Spiele live in ORF Sport +) gehen als haushohe Favoriten in die Duelle. Doch für die Bundesligisten heißt es aufpassen, denn sowohl die Kapfenberger als auch die Wiener haben bewiesen, dass sie vermeintlich Große aus dem Bewerb kicken können.

So eliminierte Kapfenberg in der zweiten Runde den FC Flyeralarm Admira beim Gastspiel in der Südstadt im Elfmeterschießen. Und die Vienna feierte zuletzt im Achtelfinale am 25. November des vergangenen Jahres einen verdienten 2:1-Heimsieg über Cashpoint SCR Altach, nachdem man zuvor schon den Zweitligisten Vorwärts Steyr zu Hause auf der Hohen Warte mit 3:2 ausgeschaltet hatte.

„Bei der Vienna steht zwar vierte Liga drauf, aber es ist bei diesem Verein viel, viel mehr drinnen. Das ist eine gute Mannschaft, die sich absolut verdient für das Viertelfinale qualifiziert hat“, versicherte Sturm-Trainer Christian Ilzer. "Im Viertelfinale gibt es keine schlechten Gegner mehr, das hat der beeindruckende Weg der Vienna im Cup gezeigt. Ich habe die Spiele alle gesehen. Die Art und Weise, wie sie Altach und Steyr aus dem Cup geworfen haben, hat mich beeindruckt, sagte der Steirer.

Vienna will Sensation schaffen

Im ÖFB-Cup will die Vienna die nächste Überraschung schaffen. Nachdem der Viertligist im Achtelfinale Bundesligist Altach aus dem Bewerb nahm, geht es am Freitag in Graz gegen Sturm um die nächste Sensation.

Sturm nimmt Außenseiter „sehr ernst“

Vor allem müssten sich seine Spieler darauf einstellen, dass der vermeintliche Underdog nicht nur reagieren werde. Die Vienna „ist keine Mannschaft, die sich hinten klassisch reinstellen oder verstecken wird. Ihr Spiel ist sehr mutig, sie haben gute Fußballer in ihren Reihen. Da sieht man auch, dass eine gute Trainerarbeit dahintersteckt“, lobte Ilzer die Arbeit von Alex Zellhofer. „Das ist ein Gegner, den wir sehr ernst nehmen müssen.“

Christian Ilzer (Sturm)
GEPA/Christian Moser
Ilzer (r.) hofft, dass seine Spieler den vermeintlichen Außenseiter aus Wien-Döbling nicht auf die leichte Schulter nehmen

Angesprochen darauf, dass das Match für den Spitzenreiter der Wiener Stadtliga ein ganz besonderes sei, meinte Ilzer: „Auch für uns ist das nächste immer das Spiel des Jahres. Das Halbfinale ist ein Riesenziel und hat für uns nicht minderen Wert als für die Vienna. Dieses Gefühl spüre ich auch in der Kabine. Wir müssen unser Spiel mit großer Überzeugung und Entschlossenheit auf den Platz bringen und über 90 Minuten durchziehen“, forderte der Sturm-Coach, der personell aus dem Vollen schöpfen kann.

Kein Spiel des Jahres für die Vienna

Bei der Vienna sieht man die Partie gegen den Bundesliga-Dritten hingegen nicht als Spiel des Jahres an. Das Cupduell sei zwar ein schönes Erlebnis, die wichtigste Partie für den Viertligisten sei aber erst jene, in der der Aufstieg in die Regionalliga fixiert werde. „Denn wir wollen so schnell wie möglich zurück in Richtung Profifußball“, betonte Vienna-Trainer Zellhofer.

Berkay Dabanli (Altach) und Mario Konrad (Vienna)
GEPA/Christian Ort
An der Vienna (in Blau) biss sich zuletzt bereits mit Altach ein Club aus dem Oberhaus die Zähne aus

Österreichs ältester Fußballclub ist aktuell Spitzenreiter der Wiener Stadtliga, als Amateurverein ist es aber noch offen, wann er in der Coronavirus-Pandemie wieder abseits vom Cup antreten darf. Die Döblinger haben sich aber trotzdem akribisch auf die Partie in Graz vorbereitet. „Wir trainieren seit 4. Jänner“, sagte Zellhofer in einem APA-Gespräch mit Hinweis darauf, dass die Weihnachtspause nicht einmal zwei Wochen gedauert hatte. In drei Testspielen gegen Zweitligisten gab es je einen Sieg (6:1 über Blau Weiß Linz) sowie je ein Remis und eine Niederlage.

„Sturm ist aber trotzdem glasklarer Favorit. Wir brauchen einen herausragenden Tag und Sturm nicht den allerbesten, damit wir irgendwie bestehen könnten“, meinte der Sohn des langjährigen Bundesliga-Trainers Georg Zellhofer. „Unter Christian (Ilzer, Anm.) hat Sturm eine sehr gute Entwicklung genommen. Die Mannschaft hat sich gefunden und eine klare Spielidee.“ Besonders auf das „schnelle Umschalten“ müsse die Vienna aufpassen. „Dazu haben sie auch ein paar abgezockte, routinierte Spieler wie Jakob Jantscher oder Otar Kiteishvili, die Spielwitz reinbringen.“

Kapfenberg ersatzgeschwächt gegen WAC

So wie Sturm geht auch Wolfsberg als klarer Favorit in das Viertelfinal-Duell mit Kapfenberg. Dass man als Europa-League-Starter und Sechzehntelfinalist in diesem Bewerb zu den stärksten Bundesliga-Clubs gehöre, wolle man beim WAC in Kapfenberg auch „am Platz zeigen“, sagte Trainer Ferdinand Feldhofer am Donnerstag.

Amar Kvakic und Alexander Steinlechner (KSV) jubeln
GEPA/Simona Donko
Kapfenberg setzte sich im Achtelfinale im Zweitliga-Duell mit Blau Weiß Linz sicher durch

Ähnlich wie die Vienna hatten auch die Steirer wochenlang Zeit, sich auf dieses laut Feldhofer „Highlightspiel für sie“ vorzubereiten, allerdings zuletzt nicht mehr im eigenen Stadion. Aufgrund der schlechten Platzverhältnisse dort mussten die letzten Einheiten in Mattersburg absolviert werden.

Zudem plagten Kapfenbergs Trainer Abdulah Ibrakovic auch Personalsorgen: Leo Mikic, Paul Mensah, Mario Grgic, Dino Musija, Christopher Giuliani, Sekou Sylla und Sascha Fischl fallen allesamt aus. Dazu muss der KSV auch noch den Abgang von Kapitän Matija Horvat kompensieren. „Ich habe mir mehrere Spiele der Kapfenberger angeschaut. Sie sind bei Standards extrem gefährlich und im Umschaltspiel. Wenn sie Räume kriegen, dann nutzen sie diese gut“, weiß Feldhofer um die Stärken des Gegners.