Rafael Nadal
Reuters/Loren Elliott
Australian Open

Rabiate Zuschauerin stoppt Nadal nicht

Rafael Nadal hat auch in seinem zweiten Match bei den Australian Open in Melbourne keinen Satz abgegeben. Der Spanier setzte sich am Donnerstag gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh souverän mit 6:1 6:4 6:2 durch – und ließ sich dabei auch von einer rabiaten Zuschauerin nicht stoppen.

Zunächst rief die Frau nur ständig beim Aufschlagversuch Nadals dazwischen, dann zeigte sie den ausgestreckten Mittelfinger – und musste schließlich unter Buhrufen einiger Zuschauer von fünf Menschen aus der Rod-Laver-Arena hinauskomplimentiert werden.

Beim Stand von 6:1 5:4 für den Weltranglistenzweiten hielt sie sich wiederholt nicht an die Gepflogenheiten im Tennis, wonach während der Ballwechsel zumindest so etwas Ähnliches wie Ruhe herrschen sollte.

Besucherin wird aus dem Stadion begleitet
Reuters/Asanka Brendon Ratnayake
Die offenbar alkoholisierte Zuschauerin sorgte für eine kurze Spielunterbrechung

Spieler bleiben gelassen

Beide Spieler reagierten erstaunlich gelassen auf das Verhalten der Zuschauerin, die allem Augenschein nach nicht ganz nüchtern war. Nadal schmunzelte ein bisschen, jonglierte den Tennisball mit dem Fuß und musste dann herzhaft lachen. „Wir spielen weiter“, sagte schließlich der irische Stuhlschiedsrichter Fergus Murphy – und Nadal servierte zum Satzgewinn aus.

Im dritten Satz ließ der 20-fache Grand-Glam-Turniersieger dem in der ATP-Weltrangliste nur auf Platz 177 liegenden Qualifikanten dann nur noch zwei Games. Der 34-Jährige steht damit zum 15. Mal in der dritten Runde von Melbourne. Den Titel hat Nadal dort bisher nur 2009 geholt. Sollte er heuer triumphieren, würde er den diesmal fehlenden Schweizer Roger Federer überflügeln und mit 21 Major-Titeln alleiniger Rekordhalter sein.

Der in Saudi-Arabien geborene Mmoh trug zwar seinen Teil zu einer phasenweise unterhaltsamen Partie bei, ernsthaft fordern konnte er Nadal aber nicht. Nach weniger als zwei Stunden hatte der Mallorquiner seine Pflicht erfüllt, der Rücken schien ihm dabei keine allzu großen Probleme zu bereiten. Zum Zwischenfall mit der Zuschauerin feixte er im Siegerinterview: „Ich habe sie nicht gekannt, und ehrlicherweise will ich sie auch nicht kennenlernen.“

Medwedew siegt zum Geburtstag

Kurz vor Nadal, der nun gegen den Briten Cameron Norrie spielt, hatte Daniil Medwedew seinen Arbeitstag beendet. Der Russe siegte an seinem 25. Geburtstag gegen den Spanier Roberto Carballes Baena mit 6:2 7:5 6:1. Für Medwedew war es der 16. Sieg in Serie. Letztmals hatte er Ende Oktober in Wien eine Partie verloren, seither gewann er das Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy, die ATP-Finals in London und den ATP-Cup mit Russland. Der nächste, der seinen Lauf zu stoppen versucht, ist der Serbe Filip Krajinovic.

Hart zu kämpfen hatte der Grieche Stefanos Tsitsipas. Der Halbfinalist von 2019 gewann gegen den Australier Thanasi Kokkinakis erst nach 4:32 Stunden mit 6:7 (5/7) 6:4 6:1 6:7 (5/7) 6:4, nachdem er im vierten Satz bereits einen Matchball vergeben hatte.

Rekordmann Lopez siegt bei 75. Major in Folge

Rekordmann Feliciano Lopez, der in Melbourne sein 75. Grand-Slam-Turnier ohne Unterbrechung bestreitet, schlug den als Nummer 31 gesetzten Italiener Lorenzo Sonego mit 5:7 3:6 6:3 7:5 6:4. Seit den French Open 2002 hat der 39-jährige Lopez bei keinem der vier großen Turniere gefehlt. 2001 trat er in Paris erstmals bei einem Major an.

Feliciano Lopez
AP/Andy Brownbill
Bei seinem 75. Grand-Slam-Turnier in Folge zog Feliciano Lopez in die dritte Runde ein

Die Weltrangliste führt Lopez an 65. Stelle, seine beste Platzierung war Rang zwölf. Sieben Titel hat er seit Beginn seiner Profikarriere 1997 gewonnen. Mittlerweile spielt Lopez im vierten Jahrzehnt Tennis, arbeitet aber auch bereits als Turnierdirektor in Madrid.

Sein Gegner in der dritten Runde ist der 16 Jahre jüngere Russe Andrej Rublew. Lopez’ 17-jähriger Landsmann Carlos Alcaraz, der als eines der größten Talente im Tennissport gilt, verlor gegen den Schweden Mikael Ymer mit 6:2 4:6 4:6 6:7 (5/7).

Frühes Aus für Titelverteidigerin Kenin

Bei den Damen sind die Australian Open für Titelverteidigerin Sofia Kenin bereits nach der zweiten Runde beendet. Die US-Amerikanerin musste sich der Estin Kaia Kanepi glatt mit 3:6 2:6 geschlagen geben. Die Weltranglistenvierte, im Oktober auch French-Open-Finalistin, hatte im Vorjahr in Melbourne überraschend damals als Nummer 15 der Welt ihr erstes großes Turnier gewonnen.

Ein Jahr später traf Kenin aber früh im Turnier auf eine Gegnerin in Topform. Die 35-jährige Kanepi, nur Nummer 65 im WTA-Ranking, ließ der 22-jährigen Kenin in 64 Minuten keine Chance. Die Estin wehrte alle Breakbälle ab, außerdem gelangen ihr zehn Asse.

Sofia Kenin
APA/AFP/William West
Sofia Kenin konnte ihren Coup aus dem Vorjahr nicht wiederholen

Eine Runde weiter ist die australische Weltranglistenerste Ashleigh Barty nach einem 6:1 7:6 (9/7)-Erfolg über ihre Landsfrau Daria Gavrilova. Für die 16-jährige US-Amerikanerin Cori Gauff, die jüngste Spielerin im Hauptbewerb, kam gegen die als Nummer fünf gesetzte Ukrainerin Jelina Switolina mit 4:6 3:6 hingegen das Aus.

Nur Oswald von ÖTV-Trio im Doppel weiter

Niederlagen gab es für zwei von drei im Doppel-Einsatz gewesenen Österreichern. Oliver Marach verlor mit dem Niederländer Robin Haase gegen Miomir Kecmanovic/Casper Ruud (SRB/NOR) mit 6:3 1:6 0:6, Tristan Samuel Weissborn unterlag mit dem Slowaken Andrej Martin den Kanadiern Vasek Pospisil/Denis Shapovalov mit 3:6 6:7 (3/7).

Philipp Oswald hingegen überstand mit dem Neuseeländer Marcus Daniell durch ein 6:4 6:2 über die Franzosen Adrian Mannarino/Gilles Simon die Auftaktrunde, nächste Gegner sind Dominik Koepfer/Tennys Sandgren (GER/USA). Die Erstrundenpartie von Julian Knowle mit dem Südafrikaner Lloyd Harris gegen die Australier Thanasi Kokkinakis/Nick Kyrgios wurde auf Freitag verschoben.