Skirennfahrerin Ramona Siebenhofer
GEPA/Harald Steiner
Ski-WM

Speed-Damen „nicht zu Tode betrübt“

Österreichs Speed-Damen treten die Heimreise aus Cortina d’Ampezzo wie schon in Aare vor zwei Jahren ohne Medaillen an. Allzu betrübt war die Stimmung bei strahlendem Sonnenschein im Zielraum der Olimpia delle Tofane dennoch nicht. Die Ränge fünf von Ramona Siebenhofer und sieben von Tamara Tippler entsprachen den Erwartungen. Ohne den einen oder anderen kleinen Fehler wäre in der WM-Abfahrt am Samstag sogar mehr drinnen gewesen.

So sah das ÖSV-Damen-Cheftrainer Christian Mitter, der 2019 mit hehren Zielen die Nachfolge von Jürgen Kriechbaum angetreten hatte und sich über die Schnitzer seiner Athletinnen in der WM-Abfahrt wie davor im Super-G ärgerte. „Jede Hoffnung, die aufkeimt, wird mit dem Vorschlaghammer zunichtegemacht. Das ist schon enttäuschend. Aber es war ein gutes Rennen allgemein. Wir haben Gas gegeben, waren wenigstens dabei.“

Insofern könne er seinen Damen nichts vorwerfen. „Aber die Lust zu gewinnen muss größer sein als die Angst vor dem Verlieren, und ich hoffe, das war diesmal so. Wir müssen aber weiter daran arbeiten und diese Lust weiter entwickeln“, sagte Mitter und: „Summa summarum geht es einfach zach. Wir bräuchten vielleicht einmal ein bisschen den Schub.“

Keine Medaille für ÖSV-Damen in Abfahrt

Bei der Ski-WM in Cortina sind Österreichs Damen auch im zweiten Bewerb ohne Medaille geblieben. Ramona Siebenhofer verpasste Bronze als Fünfte. Die neue Abfahrtsweltmeisterin heißt Corinne Suter aus der Schweiz.

Knapp vorbei ist auch daneben

Bei Siebenhofer, Siegerin der beiden letzten Weltcup-Abfahrten in Cortina vor zwei Jahren, platzte der WM-Medaillentraum in der WM-Abfahrt in der Curva Grande, ihre steirische Landsfrau Tippler meisterte den Mittelteil perfekt. Davor und danach streute sie wie Siebenhofer geringfügige Fehler ein, die im Kampf um die Medaillen entschieden. Wie im Super-G lag Tippler als erneut Siebente in Schlagweite zu den Besten. 0,13 Sekunden fehlten Siebenhofer auf Platz drei.

ÖSV-Trainer Christian Mitter
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Damen-Chefcoach Mitter ärgerte sich über den einen oder anderen kleinen, aber entscheidenden Fehler

Wo die Hundertstel verloren gingen, war ihr bewusst. Eben in der Curva Grande nach dem Super-G-Teil, den sie super erwischt hatte. „Ich bin mit zu viel Speed hingekommen. Eigentlich wollte ich in die Kurve hineinattackieren, musste aber nachdrücken. Dadurch habe ich das entscheidende Tempo verloren. Es wollte nicht sein, schade“, sagte Siebenhofer. Dabei wäre sie für eine Medaille bereit gewesen, ein gutes Gefühl habe sie schon beim Einfahren und am Start gehabt.

Warten auf das nötige Glück

Dass sie zu Weltmeisterschaften keine glückliche Beziehung hat, wollte Siebenhofer so nicht stehen lassen. „Das darf man sich nicht einreden, sonst bräuchte ich gar nicht mehr starten. Bisher schaute halt nie das dabei raus, was ich mir erhofft hatte. Ich glaube ans Gute. Irgendwann kommt alles zurück“, sagte die 29-Jährige, die in puncto Material keinen Nachteil gegenüber den Schnellsten hatte.

„Der Ski ist gegangen wie die Feuerwehr. Ich habe mich beim Fahren superwohl gefühlt, mir hat es echt getaugt. Ich habe es probiert, alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen bis auf die eine Kurve. Was soll ich jetzt machen? Es ist so, wie es ist.“

Skirennfahrerin Ramona Siebenhofer
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Eine verhaute Kurve ließ Siebenhofers Traum von der Medaille platzen

Von einer Abfuhr für die ÖSV-Speed-Damen war keine Rede. Wiewohl laut Experten nur die Medaillen zählen. Rang fünf war das beste Ergebnis Siebenhofers in einer verkorksten Saison und zugleich das beste WM-Speed-Ergebnis ihrer Karriere nach Platz sieben in Aare. Tippler reihte sich dort ein, wo sie sich im Vorfeld der WM-Rennen sah: Zwischen den Rängen drei und acht. Konstanz ist in dieser Saison ihre Stärke, und so sie wäre im Weltcup mit zwei siebenten Plätzen zufrieden gewesen, nicht bei einer WM.

Enttäuschend ja, aber …

„Das ist enttäuschend, aber ich bin nicht zu Tode betrübt“, so Tippler, der wie Siebenhofer wenig aufs Podest fehlte. 17 Hundertstelsekunden lag sie im Ziel hinter Bronze. Wie bei Siebenhofer seien ein paar kleine Fehler dafür ausschlagebend gewesen. „Alles ist sehr eng, da reicht es dann eben nicht für eine Medaille“, so Tippler, die im oberen Teil gegen den Wind kämpfte, den Mittelteil „sehr gut“ erwischte und insgesamt ihr Leistungspotenzial abgerufen habe.

„Fehlerfrei ist keine geblieben, aber die Fehler muss man an der richtigen Stelle machen und nicht gerade vor dem Ziel im Flachen“, sagte Tippler. „Eine kleine Unaufmerksamkeit, ein bisschen aufreißen“, schon ist es vorbei. So sei der Rennsport eben. „Aber die Besten haben wieder gewonnen, von daher passt das.“ In der Abfahrt waren das die Schweizerin Corinne Suter, die im Super-G Zweite hinter ihrer Landsfrau Lara Gut-Behrami geworden war. Die Abfahrt beendete Gut-Behrami als Dritte hinter der Deutschen Kira Weidle.

Skirennfahrerin Tamara Tippler
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Als zweimal Siebente stellte Tippler ihre Konstanz erneut unter Beweis, zufrieden war sie nicht

Tippler werde auch ohne WM-Medaille gut schlafen. „Beim nächsten Mal sind vielleicht wir wieder die Ersten. Einmal vergießt die eine Nation mehr Tränen, dann die andere. So ist der Sport. Wir wollen ja den Fans und Zuschauern Emotionen liefern. Wenn immer der Gleiche gewinnt, ist’s auch fad“, so Tippler, die auf ihren ersten Weltcup-Sieg noch wartet. „Ich zeige konstant gute Leistungen ohne Ausreißer nach hinten. Auch bei der WM. Der Rückstand ist gering. Das ist dort, wo ich gerade stehe. Damit kann ich zufrieden sein.“

Trendumkehr bei Siebenhofer

Während Tippler in dieser Weltcup-Saison dreimal auf dem Podest stand, war jene Siebenhofers sprichwörtlich zum Vergessen. Dass sie jetzt dank starker Leistung traurig sein darf, bei der WM nicht ganz vorn zu sein, ist umso bemerkenswerter. „Vor ein paar Wochen dachte ich noch, ich darf bei der WM gar nicht fahren, weil meine Leistungen einfach nicht gut waren. Hier ein Training einzulegen, war definitiv die richtige Entscheidung. Ich musste schauen, dass ich wieder auf Touren komme“, so Siebenhofer.

Skirennfahrerin Ramona Siebenhofer
GEPA/Harald Steiner
„Die Medaille habe ich selbst vergeigt“ – Siebenhofer ließ keine Zweifel offen

Dass unter dem Strich die beste Rennplatzierung seit zwei Jahren (seit ihren Weltcup-Siegen in Cortina) stand, sei positiv. Viel wert sei Platz fünf bei einer WM leider nicht, wie sie sagte. „Man ist seines Glückes Schmied. Die Medaille habe ich selbst vergeigt“, so Siebenhofer, die in der Kombination am Montag (10.00 bzw. 13.00 Uhr, live in ORF1) noch eine Chance bekommt. In Aare 2019 war sie in dieser Disziplin WM-Vierte geworden. Das müsse nicht mehr sein, so Siebenhofer.

WM-Debüt lässt Wünsche offen

Die Salzburger WM-Debütantin Mirjam Puchner, im Training zweimal unter den besten drei, hielt im Rennen nicht mit. Als Elfte blieb sie ebenso hinter den eigenen Erwartungen wie die Vorarlbergerin Christine Scheyer, die unter 31 Starterinnen den 19. Platz erreichte. „Dabei wollte ich es nicht erzwingen, nur gut Skifahren. Aber ich hab vom Start bis ins Ziel nicht den richtigen Rhythmus gefunden, keinen Zug auf den Ski gekriegt. Ich war immer hinten nach“, sagte Scheyer.

„Es ist im Rennen nicht so viel weitergegangen, wie ich mir das vorgestellt hatte“, sagte Puchner, die den „brutalen Gegenwind“ beim Tofana-Schuss nicht als Ausrede für ihren Rückstand von mehr als einer Sekunde hernehmen wollte. Auch unten habe ihr das Tempo gefehlt. „Vom Skifahrerischen ist es mir gut vorgekommen, vielleicht fuhr ich zu sauber. Das müssen wir analysieren. Wir werden weiterarbeiten, uns verbessern, bei den nächsten Weltcup-Rennen wieder angreifen und vielleicht das schaffen, was uns hier nicht gelungen ist.“