„Wenn man da unzufrieden wäre, wäre es schon Frevel. Wir sind glücklich. Die Schweiz hat stärker begonnen als wir, aber am Schluss haben wir die Nase vorne mit den Goldmedaillen“, sagte Schröcksnadel, der zweimal für einen Wochenendbesuch in die Dolomiten fuhr. Drei Medaillen durfte der 79-Jährige an Ort und Stelle miterleben und sich über Platz eins im Medaillenspiegel vor dem traditionellen Rivalen freuen.
Für Schröcksnadel, der seit 1990 als ÖSV-Boss im Amt ist, schloss sich 30 Jahre nach seiner ersten WM der Kreis. Damals, 1991 in Saalbach-Hinterglemm, hatten die ÖSV-Sportlerinnen und -Sportler ebenfalls fünf Goldene gemacht. „Das ist doch super. So wie es angefangen hat, hört es auf“, merkte Schröcksnadel an.
Einzig die Aussicht, dass die Lieblingswertung des Präsidenten, der Nationencup, am Ende der Saison wohl nicht in österreichischen Händen sein wird, trübt etwas den Abschied. „Der Nationencup ist noch offen, da werden wir uns schwertun“, sagte Schröcksnadel in Richtung der Schweiz. Aber: „Für uns ist heuer die WM natürlich vorrangig.“
Herren fast immer auf Podest
Auch die Cheftrainer bei Damen und Herren durften nach der Ausbeute zufrieden bilanzieren. Vor allem bei den Herren gab es fast in allen Bewerben Edelmetall – einzig im umstrittenen Parallel-Rennen ging man leer aus. „Wir haben es alle miteinander auf den Punkt gebracht“, sagte Herren-Chef Andreas Puelacher, der bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Aare so wie die gesamte Mannschaft bis zum abschließenden Slalom auf eine Goldmedaille durch Marcel Hirscher warten musste.
Los ging der unerwartete Medaillenregen nach drei Tagen mit Absagen am 11. Februar mit Gold im Super-G durch Vincent Kriechmayr. Der Oberösterreicher holte nach seinem ersten Erfolg am Sonntag auch noch die Abfahrt. Tags darauf entschied Marco Schwarz die Kombination für sich, auch der Kärntner schnappte sich dann eine zweite Medaille – Bronze im Riesentorlauf. Zum Abschluss krallte sich Adrian Pertl am Sonntag Slalom-Silber.
Erfolgreiche WM für ÖSV-Team
Der Medaillenspiegel zum Ende des Bewerbs zeigt die Erfolge der österreichischen Athleten bei der Weltmeisterschaft auf. Österreich ist mit insgesamt acht Medaillen die Nummer eins vor der Schweiz, Frankreich und Norwegen.
„Bei uns hat immer einer gestochen, in jedem Bewerb eigentlich. Das ist schon gut“, sagte Puelacher. „Wenn man drei Goldene hat, plus eine Silberne und eine Bronzene, geht es nicht viel besser. Wir haben es alle miteinander auf den Punkt gebracht. Wir waren mannschaftlich nicht unbedingt gut, aber lieber bin ich am Podest als Fünfter, Sechster, Siebenter, Achter“, stellte der Cheftrainer fest und lobte sein Betreuerteam: „Wir waren gut aufgestellt – ganz einfach.“
Superstar Liensberger
Auf Damen-Seite überstrahlte Katharina Liensberger alles. Die Vorarlbergerin gewann nach erfolgreichem Protest ex aequo mit der Italienerin Marta Bassino einen von lautstarker Kritik begleiteten Parallel-Bewerb und sorgte so für die 100. ÖSV-Goldmedaille. Danach legte die 23-Jährige völlig überraschend im Riesentorlauf Bronze nach und entschied schließlich den Slalom mit einer Galavorstellung für sich und krönte sich damit zur Nummer eins im österreichischen Team in Cortina. Es war der erste Sieg der Vorarlbergerin überhaupt, im Weltcup wartet sie vorerst noch auf einen Erfolg.
Mit einer derartigen Ausbeute Liensbergers, die von manchen Journalisten zu „Katharina der Großen“ und „Königin von Cortina“ geadelt wurde, hatte selbst Cheftrainer Christian Mitter nicht gerechnet. Denn die Damen waren ohne Weltcup-Sieg nach Cortina gereist. Auf die Frage, ob er im Vorfeld auf so etwas spekuliert habe, meinte Damen-Chef Christian Mitter lapidar: „Wenn ich ein guter Spekulant wäre, wäre ich an der Wall Street wahrscheinlich.“ Liensberger machte im Alleingang die Durststrecke von zehn WM-Rennen en suite ohne Podestplatz vergessen.
Dabei hatte die erste Woche laut Mitter in den Speed-Bewerben noch zäh begonnen. „Aber wenn man genau hinschaut, waren wir auch immer irgendwo dabei“, fand der Damen-Chef aber auch in den schnellen Disziplinen Positives. Im Super-G war Tamara Tippler Siebente, in der Abfahrt Ramona Siebenhofer als ÖSV-Beste Fünfte. Die Steirerin musste sich auch in der Kombi und im Riesentorlauf mit dem fünften Platz begnügen. „Ansonsten waren wir eigentlich um die Medaillen dabei. Mehr können wir eh nicht machen“, so Mitter. „Aber wir haben immer irgendwen am Start gehabt mit einer potenziellen Chance. Im Slalom haben wir eine starke Mannschaft.“