Die österreichische Leichtathletin Ivona Dadic beim Stabhochsprung.
GEPA/Mario Kneisl
Leichtathletik

Weg zu EM-Medaille für Dadic vorgezeichnet

Erstmals seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie dürfen sich zumindest Europas Leichtathletinnen und -athleten über ein Großereignis freuen. Im polnischen Torun gehen ab Donnerstag die Europameisterschaften in der Halle über die Bühne. Österreich ist mit sieben Aktiven vertreten, die größte Hoffnung trägt dabei Ivona Dadic im Fünfkampf. Der Weg der Sportlerin des Jahres 2020 ist genau vorgezeichnet. Die magische Zahl heißt 4.700 Punkte.

Dadic errang mit EM-Silber 2017 und WM-Silber 2018 bereits zwei Indoor-Medaillen. Die Oberösterreicherin bewies im vergangenen Jahr auch ohne Großereignisse und damit dem direkten Vergleich, dass sie zur Weltspitze gehört. Dadic beendete das Jahr 2020 als Erste der Siebenkampf-Weltrangliste, für den Kampf gegen u. a. Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien ist sie bereit. „Die Rückenprobleme haben sich zum Glück jetzt auch gelegt, und gerade die Staatsmeisterschaften haben mir noch einmal ein gutes Gefühl gegeben“, so die 27-Jährige vor ihrem am Freitag (ab 10.00 Uhr) angesetzten EM-Auftritt.

Das große Ziel von Österreichs Sportlerin des Jahres ist die Verbesserung der persönlichen Bestleistung von 4.767 Punkten. „Wenn mir das gelingt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ich dort um eine Medaille mitkämpfen kann“, so Dadic. Trainer Philipp Unfried rechnet damit, dass für eine Medaille 4.700 Punkte nötig sein werden. Dadic: „Sie wird versuchen, wie auch in der Vergangenheit, Disziplin nach Disziplin bestmöglich zu absolvieren. Das Starterfeld ist sehr dicht, und vor allem bei den jungen Mehrkämpferinnen ist es schwer vorauszusagen, was sie bei einer EM zeigen werden.“

Die österreichische Leichtathletin Ivona Dadic jubelt bei der Hallen EM in Belgrad 2017.
GEPA/Mario Kneisl
2017 in Belgrad holte sich Dadic ihre erste Medaille bei einem Großereignis außerhalb des Junioren-Bereichs

Nach der Absage der Hallen-WM im chinesischen Nanjing sowie der Freiluft-EM in Paris und der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio von 2020 auf heuer sind die europäischen Titelkämpfe in Torun das erste Großereignis in der Leichtathletik seit einem Jahr. Insgesamt 733 Athletinnen und Athleten aus 47 Nationen haben für 26 Medaillenentscheidungen genannt. Nicht mit dabei sind Aktive aus Russland. Wegen der Suspendierung des Verbandes sind individuelle Startgenehmigungen nötig, World Athletics wird erst bei der nächsten Sitzung seines Exekutivkomitees am 17. und 18. März bezüglich des Status neutraler Athleten entscheiden.

Semifinale als Minimalziel

Vom österreichischen Septett haben laut ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler neben Dadic auch allen anderen Athleten „realistische Chancen auf einen Aufstieg ins Semifinale bzw. Finale“. Im Sprint ist Österreich durch Markus Fuchs und Debütantin Magdalena Lindner vertreten. Fuchs will wie zuletzt in Glasgow wieder ins EM-Halbfinale. Der Niederösterreicher startete wegen einer Covid-19-Erkrankung verspätet in die Saison, lief bei den Staatsmeisterschaften aber 6,69 Sekunden. „Wie es bei mir immer so ist, bin ich mit jedem Rennen besser in Form gekommen und das gibt mir Hoffnung für Torun.“ Die 20-jährige Lindner drückte ihre Bestzeit heuer auf 7,37 und soll in erster Linie Erfahrung sammeln.

Zwei heimische Läuferinnen gehen in Polen über die 60 m Hürden ins Rennen. Beate Schrott, die ihr Karriereende wegen der auf 2021 verlegten Sommerspiele in Tokio ebenfalls um ein Jahr verschoben hat, kam heuer auf eine Beszteit von 8,17 Sekunden. Die 32-Jährige ist zuversichtlich, dass sie die leichten Schmerzen im rechten Fuß mit Physiotherapie in den Griff bekommt. „Mein Ziel ist es, an die 8,10 heranzulaufen oder sogar knapp darunter zu bleiben. Das wäre sehr cool, wenn das funktionieren würde“, sagte Schrott.

Die österreichische Leichtathletin Beate Schrott beim Hürdenlauf.
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Schrott hat sich für die EM in Polen eine klare Verbesserung als Ziel gesetzt

Disziplinkollegin Karin Strametz war mit 8,18 unwesentlich langsamer. Die 22-Jährige durfte sich aber über eine persönliche Bestzeit freuen. „Platzierung nehme ich mir keine vor, ich konzentriere mich auf mich selber und will dort neue Bestleistung laufen“, sagte Strametz Trainer Philipp Unfried hält den Semifinal-Einzug „definitiv“ für möglich, merkte aber auch an, dass „das Niveau über die Hürden wieder einmal extrem hoch ist und durch die Bank alle Top-Hürdenläuferinnen Europas in sehr guter Form am Start stehen werden“.

Walli und Vojta sehen sich gerüstet

Ebenfalls auf der Bahn im Einsatz sind Susanne Walli über 400 m und Andreas Vojta über die 3.000. Die 24-jährige Walli stimmt ihre steigende Formkurve zuversichtlich. „Wir haben noch an ein paar technischen Details bei der Beschleunigung, Kurvenein- und -ausgang gefeilt sowie am energetischen Potenzial. In Torun wird es auf den Rennverlauf ankommen, in meinem Leistungsbereich sind viele Läuferinnen sehr knapp beisammen. Ich fühle mich gut und werde um jeden Platz kämpfen“, so Walli.

Für Vojta wird es die sechste Hallen-EM, Bestleistung bisher war Rang zehn über 3.000 m 2017 in Belgrad. Vor allem die 7:54,18 Min. in einem Sololauf bei den Staatsmeisterschaften konnten sich sehen lassen. „Meine Zielsetzung für Torun besteht aus zwei Schritten. Schritt eins ist im Vorlauf voll konzentriert und gescheit zu laufen und nicht unnötig Energie zu verschwenden. Schritt zwei wäre der Finaleinzug, wenn der gelingt, dann dort alles geben“, so der 31-Jährige.