Katharina Liensberger (AUT)
AP/Gabriele Facciotti
Ski alpin

Was Liensberger noch zu Kristall fehlt

Nach der Abfahrtsabsage stehen in der finalen Weltcup-Woche der Damen im schweizerischen Lenzerheide noch zwei Entscheidungen im Fokus. Neben dem Kampf um die große Kristallkugel ist es vor allem die Slalom-Wertung, die eine packende letzte Woche verspricht. Mit Katharina Liensberger ist eine Österreicherin mittendrin statt nur dabei.

Die Vorarlbergerin, die als einzige ÖSV-Läuferin aufgrund der 500-Punkte-Regel beim Finale in allen Bewerben startberechtigt wäre, könnte nur etwas mehr als eine Autostunde von ihrem Heimatort Göfis entfernt ihre schon jetzt traumhafte Saison krönen. Nach zweimal Gold und einmal Bronze bei der Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo, ihrem ersten Weltcup-Sieg vergangenen Samstag im Slalom von Aare und insgesamt sieben Podestplätzen winkt der 23-Jährigen ihre erste kleine Kristallkugel.

Der letzte Slalom am Samstag (10.30 bzw. 13.30 Uhr), der so wie alle Bewerbe beim Finale live in ORF1 zu sehen sein wird, wird damit zu einem echten Showdown zwischen Liensberger, Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin. Die Slowakin Vlhova geht mit 22 Zählern Vorsprung auf die Vorarlbergerin und 37 auf US-Star Shiffrin in das finale Rennen. Die Rechnung für die 25-Jährige, die im zweiten Slalom von Aare mit einem Missgeschick im ersten Lauf und letztlich Platz acht überhaupt erst die Tür für ihre Verfolgerinnen offen ließ, ist einfach: Vlhova muss nur vor ihren Konkurrentinnen bleiben.

Ski fahren, nicht rechnen

Der Weg zu Kristall für Liensberger und Shiffrin ist deutlich komplizierter. Feiert die Weltmeisterin von Cortina ihren zweiten Sieg, darf Vlhova höchstens Dritte werden. Einzig ein Ausfall der vierfachen Saisonsiegerin im Slalom würde die Sache etwa für Österreichs Hoffnung deutlich erleichtern. In diesem Fall würde Liensberger etwa der elfte Platz zu Kristall genügen – vorausgesetzt, Shiffrin, die nur 15 Punkte hinter der 23-Jährigen lauert, landet höchstens auf Rang sieben.

Katharina Liensberger (AUT), Petra Vlhova (SVK) und Mikaela Shiffrin (USA)
Reuters/TT News Agency
Aktuell hat Vlhova (Mi.) in der Slalom-Wertung noch vor Liensberger (l.) und Shiffrin (r.) die Nase vorn

Für Österreich wäre es die erste Slalom-Kugel seit Marlies Schild 2012 und für Liensberger das erste Kristall überhaupt. Druck macht sich die Vorarlbergerin aber keinen. „Es ist nahe, und doch will ich mich auf mich selbst konzentrieren, auf das Skifahren“, sagte Liensberger. Ihre Konkurrentinnen haben die Trophäe für den Gewinn der Slalom-Wertung jedenfalls bereits daheim stehen. Shiffrin würde sich sogar über ihre bereits siebente Slalom-Kugel freuen, Titelverteidigerin Vlhova über die zweite.

Drei Würfel sind gefallen

Die Abfahrtstrophäe ging an Olympiasiegerin Sofia Goggia. Die Italienerin setzte sich 70 Punkte vor Weltmeisterin Corinne Suter aus der Schweiz und 97 vor deren Landsfrau Lara Gut-Behrami durch. Diese hatte zuletzt beide Abfahrten im Fassatal gewonnen. Goggia hätte in Lenzerheide nach einer Knieverletzung ihr Comeback geben wollen, um die Kristallkugel auf der Piste zu verteidigen. Das war durch die Absage aber nicht mehr nötig. Beste Österreicherin wurde Tamara Tippler als Siebente.

Auch im Super-G und im Riesentorlauf sind die Entscheidungen gefallen. In der erstgenannten Disziplin steht Weltmeisterin Gut-Behrami als Siegerin fest. Für die Schweizerin, die neben dem WM-Rennen in Cortina davor auch vier Rennen in Folge gewinnen konnte, ist es die dritte Super-G-Kugel nach 2013/14 und 2015/16. Beste Österreicherin wurde Tamara Tippler als Vierte.

Im Riesentorlauf sicherte sich die Italienerin Marta Bassino beim vorletzten Rennen in Jasna vorzeitig die Trophäe. Die vierfache Saisonsiegerin ist mit 148 Zählern Vorsprung auf die Französin Tessa Worley nicht mehr einzuholen. Was Bassino trotzdem für das letzte Rennen motivieren könnte, ist die Aussicht, die Saison so zu beenden, wie sie begonnen hat. Im vergangenen Oktober triumphierte die 25-Jährige beim Auftakt in Sölden. Derzeit beste Österreicherin ist auch hier Liensberger als Zwölfte, für die Vorarlbergerin ist ebenso wie für die nur einen Zähler dahinter liegende Ramona Siebenhofer eine deutliche Rangverbesserung noch möglich.