Trainer Franco Foda
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WM-Qualifikation

Foda nimmt Pleite auf seine Kappe

Die Teamchef-Ära von Franco Foda hat mit dem 0:4-Heimdebakel in der WM-Qualifikation gegen Dänemark den bisher größten Dämpfer erhalten. Das Fixticket für die Endrunde ist damit praktisch außer Reichweite, vor der EM im Juni herrscht nun endgültig ein Stimmungstief im heimischen Nationalteamfußball. Der 54-jährige Deutsche nahm die Pleite am Mittwochabend auf seine Kappe und analysierte sie später nüchtern.

Es war im 33. Spiel nicht nur die höchste Niederlage für Foda: Österreich musste sich bis Mittwoch in einem Pflichtspiel überhaupt noch nie auf eigenem Boden mit vier Toren Unterschied geschlagen geben. Ähnliche Pleiten kassierte die ÖFB-Equipe zuletzt 2011 (2:6 in der EM-Quali auswärts gegen Deutschland) und 2009 (1:5 daheim in einem Test gegen Spanien). „Ich mache den Spielern keinen Vorwurf, ich bin verantwortlich für die Truppe“, betonte Foda im ORF-Interview.

Dänemark, die Nummer zwölf der Weltrangliste, zeigte dem ÖFB-Team vor allem nach der Pause die Grenzen auf. Nach einer torlosen ersten Hälfte machten die Dänen einen deutlichen Qualitätsunterschied sichtbar. „Insgesamt war die zweite Hälfte kein guter Auftritt von uns, da müssen wir viele Dinge besser machen“, sagte Foda schließlich auf der Pressekonferenz nach dem Debakel, das wegen der Coronavirus-Pandemie ohne Zuschauer im Wiener Prater vonstattengegangen war.

Heimdebakel für ÖFB-Team

Österreichs Nationalteam hat in der WM-Qualifikation ein historisches Heimdebakel im Wiener Happel-Stadion erlitten: Das Team kassierte gegen den Gruppenfavoriten Dänemark ein 0:4.

Dass es am Ende letztlich so ein enttäuschender Abend wurde, war nach 45 Minuten noch nicht abzusehen. Dänemark hatte zwar schon zu diesem Zeitpunkt mehr vom Spiel und war der Führung näher, aber Österreich hielt die Dänen mit wenigen Ausnahmen vom Tor fern.

Zwei unterschiedliche Hälften

„In der ersten war es noch ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hatten zwar keine großen Tormöglichkeiten, der Gegner aber auch nicht. 20 Minuten vor der Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir besser im Spiel waren, haben besser nach vorne gespielt, und wir wollten in der zweiten Hälfte genau so weiterspielen“, merkte Foda, der zu diesem Zeitpunkt noch mit der defensiven Kompaktheit zufrieden war, an.

Doch die Dänen machten hier schnell einen Strich durch die Rechnung. „Wir haben uns gleich nach der Pause das Leben selbst schwer gemacht, wollten von hinten rausspielen und konnten das unter Druck nicht lösen. Die ersten beiden Tore muss man besser verteidigen, das war zu einfach. Wir haben gewusst, wenn wir der dänischen Mannschaft Räume geben, dass sie dann mit Tempo in diese spielen können. Das haben sie getan“, analysierte der Teamchef.

Hatten es die Gäste in der ersten Hälfte vermehrt über die linke ÖFB-Seite probiert, so ging es nach der Pause über die rechte Seite. Jeweils ein Tempospielzug genügte, um die ÖFB-Abwehr auszuhebeln. Danach zerfiel das Spiel der Österreicher komplett, die Dänen nützten die großen Räume eiskalt aus. „Dann darfst du nicht auch noch das dritte und vierte Tor bekommen, da musst du einfach besser verteidigen“, ärgerte sich Foda über das Defensivverhalten in der zweiten Hälfte.

Harmlose Offensive

Doch auch die Offensive lieferte keine Gründe für Glückseligkeit. Am Ende gab Österreich insgesamt fünf Torschüsse ab, direkt auf den Kasten ging keiner. „Dänemark ist eine Mannschaft, die generell wenige Gegentore erhält, das haben sie in den letzten beiden Jahren bewiesen“, nannte Foda einen Grund. Der andere: „Unser Plan mit Ball war, dass wir immer wieder über die Flügel zu spielen versuchen. Im letzten Drittel hat aber oft der letzte Pass gefehlt, wir hatten zwei, drei Torschüsse, aber wir waren nicht zwingend oder gefährlich. Es hat dann vielleicht auch etwas Speed oder Dynamik gefehlt.“

Österreichs Offensive
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Österreichs Offensive (im Bild: Christoph Baumgartner) war bei der dänischen Defensive abgemeldet

Foda („Ich bin kein Mensch, der nach Ausreden sucht“) wollte zwar nicht in Entschuldigungen flüchten, erwähnte jedoch, dass einige Stammspieler und Persönlichkeiten gefehlt hätten, aber „wir heute in dieser Konstellation nicht gut genug waren. Das müssen wir uns vorwerfen.“ Die namentlich nicht erwähnten Julian Baumgartlinger, Marko Arnautovic, Martin Hinteregger oder Konrad Laimer fehlten in diesem Lehrgang aus unterschiedlichen Gründen in allen Partien.

Rotation bringt Dänemark Erfolg

Dänemark-Teamchef Kasper Hjulmand rotierte nach dem 2:0-Sieg in Israel durch und ließ beim 8:0 gegen Moldawien zehn neue Feldspieler von Beginn weg spielen. Foda verzichtete hingegen auf eine ähnlich große Rotation beim 3:1 gegen Färöer. „Die Österreicher haben in den Spielen nicht viel gewechselt, deswegen habe ich erwartet, dass wir in der zweiten Hälfte einen Vorteil haben werden“, sagte Hjulmand nach der Partie und wurde in dieser Annahme eindrucksvoll bestätigt.

Teamchef Hjulmand
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Teamchef Hjulmand gewann mit seinem Team im März alle drei Spiele, Torverhältnis: 14:0

Foda, der vom Formen einer Mannschaft in einer noch nie da gewesenen Konstellation sprach, hielt dagegen. „Dänemark hat es so gemacht, vielleicht war es ein kleiner Vorteil, aber es war nicht der Grund, warum wir die zweite Hälfte mit 0:4 verloren haben.“ Kritik an einzelnen Spielern gab es unterdessen (offiziell) keine. „Ich werde nicht in der Öffentlichkeit über die Qualität einzelner Spieler diskutieren.“

Trainerdiskussionen „gibt es immer“

Trotz besten Punkteschnitts aller ÖFB-Teamchefs (mit zumindest vier Spielen, Anm.) halten sich Fodas Popularitätswerte bei den heimischen Fans seit Amtsbeginn 2017 in Grenzen. Nach einer Pleite wie dieser werden die Diskussionen naturgemäß befeuert. „Die gibt es immer, das ist unser Job, mit dem muss man leben können. Das ist für mich kein Neuland“, so Foda, der in diesem Kontext auf seine Erfolge (EM-Qualifikation, Aufstieg in die Liga A der Nations League) verwies.

Was die WM-Qualifikation betrifft, fängt für ihn eine neue Zeitrechnung an. Dänemark würde wahrscheinlich den ersten Platz belegen. Damit sei der WM-Zug aber noch nicht abgefahren. „Es geht ja auch noch um den zweiten Platz, und da sind wir voll im Rennen. Wir haben noch die Chance, uns für die WM zu qualifizieren. Insofern gibt es da, glaube ich, intern keine Thematik“, so Foda hinsichtlich möglicher Teamchefdiskussionen.

Aktuell ist Österreich nach drei von zehn Partien hinter Dänemark, Schottland und Israel nur Vierter. Selbst dieser Platz könnte dank des Gruppensiegs in der Nations League aber für einen Play-off-Platz berechtigen, nämlich wenn das durchaus realistische Szenario eintritt und vier Teams aus dem Quintett Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Wales ihre WM-Quali-Gruppe auf Rang eins oder zwei beenden.

„Werden bei der EM besser aussehen“

Zunächst wartet aber ohnehin eine andere Endrunde auf das ÖFB-Team. Im Juni steht die Europameisterschaft auf dem Programm. „Es gilt, ruhig zu bleiben, und dieses Spiel zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen“, meinte Foda. Diesbezüglich versprach er auch: „Wir wissen, dass wir bei der EM, davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt, besser aussehen werden als bei diesem Spiel.“