Neymar (PSG)
Reuters/Benoit Tessier
Champions League

Superstar Neymar vor Bayern-Duell in Kritik

Die Neuauflage des Vorjahresendspiels zwischen Bayern München und Paris Saint-Germain (21.00 Uhr) steht im Fokus der Mittwoch-Spiele im Viertelfinale der Champions League. Paris sinnt dabei auf Revanche für das 0:1 vergangenes Jahr in Lissabon. Superstar Neymar soll ein Schlüssel zum Aufstieg sein, steht aber nach seinem Ausschluss zuletzt in der Kritik. Im zweiten Hinspiel duellieren sich Porto und das ebenfalls angespannte Chelsea in Sevilla.

PSG ist in der französischen Ligue 1 als Serienmeister nicht mehr unantastbar. Drei Niederlagen in den vergangenen sechs Spielen drücken aufs Gemüt. Die gelb-rote Karte gegen Superstar Neymar zuletzt beim 0:1 gegen den neuen Tabellenführer OSC Lille soll einem Bericht der „L’Equipe“ zufolge für ein frostiges Klima gesorgt haben.

Dabei würde der seit seinem aufsehenerregenden Wechsel für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona mit Privilegien eines Exzentrikers ausgestattete Neymar vor allem Spielpraxis brauchen. Gegen Lille war der Südamerikaner nach Adduktorenbeschwerden das erste Mal seit dem 10. Februar in einem Pflichtspiel in der Startelf gestanden.

Neymar wirft Fragen auf

Auch die Harmonie mit Jungstar Kylian Mbappe scheint aktuell gestört. Das Magazin „France Football“ stellte bereits die Frage: „Gehört Neymar noch in die Kategorie der ganz großen Spieler?“ Scheitert PSG an den Bayern, wird der Kampf um den Trostpreis Meisterschaft nicht leichter. Hinzu kommt, dass Neymars Wechselspekulationen sicher noch mehr Fahrt aufnehmen würden. Und auch die aktuellen Vertragsverhandlungen mit Mbappe, dessen Kontrakt wie der von Neymar bis Ende Juni 2022 datiert ist, könnten schwieriger werden.

Kylian Mbappe und Neymar
AP/Manu Fernandez
Weltmeister Kylian Mbappe und Superstar Neymar hoffen, sich für die CL-Finalniederlage 2020 revanchieren zu können

Zumindest scheinen die Rachegelüste groß zu sein. Der im Achtelfinale gegen Lionel Messis FC Barcelona viermal erfolgreiche Mbappe verkündete schon seine Vorfreude auf die Neuauflage, bei der er ein Deja-vu unbedingt vermeiden will. „Das wird ein Superduell“, betonte der Weltmeister. Bayern-Trainer Hansi Flick warnte vor der Offensive. „Sie haben vorne enorm viel Qualität bei Ballgewinnen. Wir müssen schauen, dass wir das entsprechend verhindern“, sagte der 56-Jährige.

Gnabry fehlt wegen Coronavirus

PSG-Trainer Mauricio Pochettino, im Endspiel 2020 noch nicht dabei, betonte: „Die Umstände sind jetzt komplett anders. Aber was die sportliche Revanche angeht, die ist natürlich immer dabei. Für uns ist es eine Herausforderung, eine Mannschaft wie Bayern München zu schlagen. Es ist eine oder die beste Mannschaft der Welt. Wir sind da, um diese Herausforderung anzunehmen“, sagte der Argentinier, der als Paris-Trainer seit Dezember der Nachfolger von Thomas Tuchel ist.

PSG reist ohne die positiv auf das Coronavirus getesteten Alessandro Florenzi und Marco Verratti, den gesperrten Leandro Paredes und den angeschlagenen Mauro Icardi an. ÖFB-Teamspieler David Alaba und Co. müssen auch auf Serge Gnabry (Coronavirus) und Marc Roca (verletzt) verzichten. Dafür kehren die in der Bundesliga zuletzt gesperrten Jerome Boateng und Alphonso Davies zurück.

Vergangenheit hat für Bayern keine Relevanz

Im Sturm spricht viel dafür, dass Flick erneut den letztjährigen Paris-Profi Eric Maxim Choupo-Moting als Ersatz für den verletzten Weltfußballer Robert Lewandowski aufbietet. Die Vergangenheit, nämlich das vor einem Jahr gewonnene Finale in Lissabon, hat für Bayern nun „keine Relevanz, weil es ist ein neues Spiel, auch eine neue Mannschaft“ ist, betonte Flick im Vorfeld. Sein Keeper Manuel Neuer rechnet aber mit aggressiven Parisern: „Ich denke, dass der Stachel noch tief sitzt. Daher wird das wieder ein ganz anderer Tanz.“

Im zweiten Mittwoch-Spiel stehen sich der FC Porto und Chelsea gegenüber – sowohl Hin- als auch Rückpartie werden coronavirusbedingt in Sevilla austragen. Die Portugiesen peilen nach dem Triumph über Juventus im Achtelfinale die nächste Überraschung an, müssen aber ohne die gesperrten Offensivkräfte Mehdi Taremi und Sergio Oliveira, letzterer mit fünf Treffern CL-Toptorschütze Portos, auskommen.

Auch Chelsea kämpft mit Spannungen

Bei Chelsea beginnt es erstmals unter Trainer Thomas Tuchel zu rumoren. Das 2:5 gegen Abstiegskandidat West Bromwich Albion und folgende Spannungen in der Mannschaft – Keeper Kepa Arrizabalaga und Verteidiger Antonio Rüdiger gerieten im Training aneinander – störten die Vorbereitung, doch Tuchel bleibt gelassen. „Wir werden die richtige Reaktion darauf zeigen“, versprach Tuchel. Das 2:5 bezeichnete der 47-Jährige als „großen Weckruf“ für das Team – „mich inbegriffen“.

Neben der ungewohnt schwachen Defensive enttäuschte einmal mehr die Offensive. Besonders Timo Werner steht schon länger in der Kritik. Das Boulevardblatt „The Sun“ verglich den 25-Jährigen bereits mit Andrej Schewtschenko, Fernando Torres und Romelu Lukaku – allesamt Ausnahmestürmer, die jedoch im Chelsea-Trikot kein Glück fanden beziehungsweise zu selten ins Tor trafen. „Wir können jetzt nicht nach 14 oder 15 Spielen den Kopf verlieren“, warnte Tuchel, „wir können den Spielern nicht das Vertrauen entziehen, das wir in sie haben.“